US-Politik Republikaner Pence zieht Präsidentschaftsbewerbung zurück
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence will nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten werden. Der Republikaner sagte in Las Vegas, er ziehe sich aus dem parteiinternen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur für die Wahl im kommenden Jahr zurück.
"Dies ist nicht meine Zeit. Nach vielem Beten und Überlegen habe ich beschlossen, meinen Wahlkampf für das Präsidentenamt mit dem heutigen Tag aufzugeben."
Der 64-Jährige war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. "Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts", sagte Pence vor Publikum, das hörbar überrascht auf die Mitteilung reagierte. Er verlasse den Wahlkampf, aber werde den "Kampf für konservative Werte niemals aufgeben", versprach Pence.
Wenig beliebt
Der evangelikale Christ hatte durch seine Amtszeit als Vizepräsident zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, dennoch hatte er mit schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen. Das republikanische Bewerberfeld wird angeführt vom früheren US-Präsidenten Donald Trump. Daneben sind unter anderem noch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, im Rennen.
Die Partei kürt ihren Kandidaten in einer parteiinternen Vorwahl. Sie startet Mitte Januar im Bundesstaat Iowa. Bei den Demokraten bewirbt sich US-Präsident Joe Biden um eine Wiederwahl. Er hat als Amtsinhaber bislang kaum ernstzunehmende Konkurrenz in seiner Partei. Pence ist der erste weithin bekannte Bewerber der Republikaner, der aus dem Rennen aussteigt. Die Präsidentenwahl steht am 5. November 2024 an.
Gegen den Ex-Chef
Pence war im Juni ins Rennen eingestiegen und hatte damit auch seinen früheren Chef Trump herausgefordert. Von 2017 bis 2021 war Pence dessen Stellvertreter. Die beiden haben ein schwieriges Verhältnis: Jahrelang trat Pence als treu ergebener Weggefährte Trumps auf. Doch spätestens in den Wirren nach der Präsidentschaftswahl 2020 wurde das Verhältnis der beiden nachhaltig beschädigt.
Zum Auftakt des Wahlkampfes war Pence Trump hart angegangen, der den Erfolg von Biden nicht anerkennen wollte. Mit Blick auf den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 warf er Trump vor, ihn und seine Familie mit seinen Worten in Gefahr gebracht zu haben. Trump-Anhänger hatten an dem Tag den Kongresssitz erstürmt, während dort unter Vorsitz von Pence der Sieg Bidens bestätigt werden sollte.
Trump hatte in den Tagen davor behauptet, dass Pence Wahlergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten einfach ablehnen könnte, was Rechtsexperten und auch der Vizepräsident für unrechtmäßig hielten. Während des Kapitol-Sturms twitterte Trump, Pence habe "nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte". Aus dem Mob kamen Rufe wie "Hängt Pence".
Pence wirbt für Kandidaten "mit Anstand"
Am Samstag sagte Pence, er fordere alle seine republikanischen Mitstreiter auf, jemanden zum Spitzenkandidaten zu machen, der die Partei nicht nur zum Sieg, sondern auch die Nation mit Anstand führe. Die republikanischen Präsidentschaftsbewerber haben im Wahlkampf den schwierigen Spagat zu bewältigen, die Trump-Fans an der Basis nicht zu verschrecken und sich zugleich als bessere Alternative zum Ex-Präsidenten zu präsentieren.
Die Entscheidung von Pence, mehr als zwei Monate vor den Vorwahlen auszusteigen, dürfte nach Einschätzung von Beobachtern einerseits finanzielle Gründe haben. Andererseits dürfte Pence so auch sein Gesicht wahren. Es war erwartet worden, dass er sich nicht für eine anstehende Vorwahldebatte der Republikaner qualifizieren würde.
Pence ist tiefgläubig und pflegt das Image des braven Staatsdieners. Er unterstützt auch ein landesweites Abtreibungsverbot, was vielen Konservativen, gerade am äußeren Rand, sehr wichtig ist. Für Trump deckte der Christ damals diese wichtige Wählergruppe ab. Da Pence nun nicht mehr im Rennen ist, muss sich diese Gruppierung nach einem neuen Kandidaten umsehen.
Pence sah am Samstag in Las Vegas aber davon ab, eine konkrete Wahlempfehlung für einen der anderen Bewerberinnen oder Bewerber auszusprechen.
- Nachrichtenagentur dpa