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Ukraine macht deutliche Fortschritte – Russland verlässt die Stellung


Front im Süden
Hier machen die Ukrainer deutliche Fortschritte

Von t-online, cck

Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ukrainischer Soldat steuert nahe Robotyne eine Drohne an der Front: Die Gegenoffensive macht in der Region offenbar Fortschritte. (Quelle: Viacheslav Ratynskyi/reuters)
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Die ukrainische Armee kommt bei ihrer Gegenoffensive im Süden des Landes voran – und setzt die russischen Truppen offenbar erheblich unter Druck.

Die Ukrainer machen deutliche Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive, so scheint es derzeit. Nach mehreren entsprechenden Berichten bestätigte nun ein ukrainischer General, dass die Armee die erste russische Verteidigungslinie im Gebiet Saporischschja durchbrochen habe. Im Interview mit der britischen Zeitung "The Observer" sagte der leitende General der ukrainischen Gegenoffensive im Süden des Landes, Oleksandr Tarnavskiy, die Truppen stünden nun zwischen der ersten und zweiten Verteidigungslinie.

Wo genau machen die Ukrainer derzeit Fortschritte? Und wie reagieren die Russen? Die US-Denkfabrik "Insitute for the Study of War" hat dazu verschiedene Quellen wie die Analysen russischer Militärblogger und Angaben ukrainischer Armeeangehöriger ausgewertet.

Nach ukrainischen Angaben führt das Militär derzeit Angriffe im Gebiet Saporischschja in Richtung der besetzten Stadt Melitopol durch. Während das russische Verteidigungsministerium mitteilte, dass ukrainische Angriffe nahe dem Ort Robotyne abgewehrt wurden, berichten russische Militärblogger hingegen, dass sich russische Truppen von dort weiter nach Süden zurückziehen. Auch geben sie an, dass ukrainische Kräfte russische Stellungen bereits südlich und östlich von Robotyne angegriffen hätten.

Zudem heißt es von russischer Seite, es habe Gegenangriffe gegeben – wie diese ausgegangen sein sollen, wurde allerdings nicht mitgeteilt.

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Zudem berichten russische Medien aus den besetzten Gebieten, dass die Ukraine auch im Hinterland der Besatzungsregionen Infrastruktur angegriffen habe. So sollen Bodenkommunikationslinien in Saporischschja und auf der Krim attackiert worden sein. Unterschiedliche Angaben gibt es zu der Stadt Berdyansk (siehe Karte). Ukrainischen Angaben zufolge berichten Anwohner von einer großen Explosion. Von russischer Seite hieß es hingegen, die Luftabwehr habe ein ukrainisches Geschoss abgefangen. Der ukrainische Exil-Bürgermeister der Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, berichtete zudem, dass es Explosionen nahe einem russischen Militärstützpunkt in Kyryliwka (siehe Karte) gegeben haben soll.

Entflammbares Mittel auf Minenfelder gespritzt

Erschwert wird die Gegenoffensive durch die Minenfelder der Russen. Die "New York Times" zitierte zwei ukrainische Kräfte, die berichteten, dass Russland eine neue Taktik einsetzt, um seine Minenfelder tödlicher zu gestalten. So werden die Felder etwa mit brennbaren Stoffen bespritzt. Arbeiten sich ukrainische Truppen darauf vor, werfen Drohnen Granaten ab, um das Feld in Brand zu setzen, was wiederum zu Explosionen führen könnte.

Doch auch die Ukraine hat offenbar Trümpfe in der Hand: Der Befehlshaber des Nachrichtendiensts der estnischen Streitkräfte, Oberst Margo Grosberg, sagte am Freitag, dass die ukrainischen Artilleriekapazitäten denen der Russen ebenbürtig oder sogar besser seien. Die entsprechenden Einheiten konnten offenbar russische von der Front zurückdrängen, sodass die russischen Soldaten auf Artillerieunterstützung verzichten mussten.

Allerdings rechnen Experten damit, dass die Ukraine nun deutlich schneller vorankommt, seitdem die erste Verteidigungslinie durchbrochen wurde. Auch nach Schätzungen des Generals Tarnavskiy hat Russland etwa 60 Prozent seiner Zeit und Ressourcen in den Aufbau der ersten Verteidigungslinie und jeweils nur 20 Prozent in den Aufbau der zweiten und dritten Verteidigungslinien gesteckt. Da in dem Bereich hinter der ersten Verteidigungslinie auch russische Kräfte operierten, handele es sich nicht um einen einzigen Verteidigungsgürtel, sondern um einzelne Einheiten, so Tarnavskiy.

Kritischer General offenbar in Kontakt mit Offizieren

Noch etwas Weiteres deutet darauf hin, dass die Russen an der Front im Süden weiter unter Druck geraten. Den ISW-Experten zufolge behaupten verschiedene russische Quellen, dass die russischen Offiziere in der Region Saporischschja wegen der sich verschlechternden Situation mit ihrem früheren Kommandeur, General Iwan Popow, in Kontakt stehen. Wie ein Insider sagte, hätten sie Popow und nicht ihren derzeitigen Kommandeur um Hilfe gebeten.

Popow wurde Anfang Juli wegen Ungehorsams entlassen, nachdem er versucht hatte, den Chef des russischen Generalstabs, Waleri Gerassimow, zu umgehen. Er wollte sich offenbar direkt bei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über Mängel bei der Ausrüstung und über hohe personelle Verluste beschweren. Mehr dazu lesen Sie hier.

"Popows Kontakt zu seinen ehemaligen Untergebenen, falls es sich bewahrheitet, deutet darauf hin, dass sein Nachfolger das Vertrauen seiner Untergebenen nicht gewonnen hat", schreiben die Experten des ISW. Das könne daran liegen, dass er weniger kompetent sei oder auch, dass er sich gegenüber der Militärführung nicht kritisch über die Lage an der Front äußert.

Verwendete Quellen
  • unterstandingwar.com: "Russian Offensive Campaign Assessment, September 2, 2023" (englisch)
  • nytimes.com: "A Brutal Path Forward, Village by Village" (englisch)
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