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Mysteriöse Todesfälle in Russland: Witwe von russischem Oberst will Aufklärung von Putin


Mysteriöser Todesfall an Militärakademie
Witwe von russischem Oberst fordert Aufklärung von Putin

Von t-online, sje

Aktualisiert am 30.11.2022Lesedauer: 2 Min.
Zeremonie an der Pacific Higher Navy School (Archivbild): Der Oberst soll an der Militärakademie zuletzt für die neu mobilisierten Rekruten zuständig gewesen sein.Vergrößern des Bildes
Zeremonie an der russischen Marineschule (Archivbild): Der Oberst soll an der Militärakademie zuletzt für die neu mobilisierten Rekruten zuständig gewesen sein. (Quelle: Vitaliy Ankov/SNA)

In Wladiwostok soll sich ein Oberst der Marine erschossen haben – aus Frust über Probleme in der russischen Armee. Seine Witwe erhebt schwere Vorwürfe.

Oberst Wadym Bojko war der stellvertretende Leiter der russischen Marineschule in Wladiwostok – bis er am 16. November tot in der Schule für Marinerekruten gefunden wurde. Es soll sich um einen Suizid gehandelt haben. Bojkos Witwe klagt nun die Umstände an, unter denen ihr Mann vor seinem Tod gearbeitet haben soll – und fordert eine Untersuchung unter Aufsicht von Präsident Wladimir Putin.

Wie das Nachrichtenportal Meduza berichtet, ist das fünfseitige Schreiben von Julia Bojko bereits auf den 20. November datiert, gelangte allerdings erst jetzt über den Telegram-Kanal "Baza" an die Öffentlichkeit. Ihren Schilderungen zufolge hat ihr Mann schon im September, als er in der eingerichteten Mobilisierungsstelle der Militärakademie eingesetzt wurde, unter massivem Druck gestanden. Er habe allerdings kaum Unterstützung seitens seiner Vorgesetzten erhalten. Letztere hätten versucht, alle Probleme auf ihren Mann abzuwälzen, berichtet die Witwe.

Bojko: Museumsstücke für den Krieg gegen die Ukraine

Später soll Wadym Bojko im äußersten Südosten Russlands in der Ausbildung neu mobilisierter Soldaten eingesetzt worden sein. Laut seiner Witwe zufolge soll die Vorbereitung von für die Ukraine bestimmtem Kampfgerät ebenfalls zu seinen Aufgaben gezählt haben. Auch dort soll er über die Arbeitsbedingungen geklagt haben: Julia Bojko berichtet, ihr Mann sei in Schwierigkeiten geraten – mit derart mangelnder Ausrüstung wie dort vorgefunden, sei es nicht möglich, Kampfmissionen zu erfüllen. Teils habe es sich um Ausstellungsstücke aus Museen gehandelt, die nun an die Front gesendet werden sollten. Ihr Mann habe unter Schlaflosigkeit gelitten und 15 Kilogramm abgenommen.

Mitte November sei Wadym Bojko dann von Ermittlern zur Rede gestellt worden, nachdem sich Rekruten beschwert hätten. Der Leiter der Militärakademie habe sich durch einen Krankenhausaufenthalt aus der Affäre gezogen, schildert Julia Bojko, während ihr Mann über ein Strafverfahren gegen ihn informiert worden sei. Für den "Verlust und die Beschädigung von Staatseigentum" habe man ihrem Mann mehr als 100 Millionen Rubel (1,58 Millionen Euro) in Rechnung gestellt, darüber hinaus sollte Eigentum von ihm beschlagnahmt werden, so die Witwe "Meduza" zufolge in ihrem Brief an Putin.

Witwe berichtet von Suizid aus Verzweiflung

Ihr Mann sei daraufhin zurück nach Wladiwostok gereist, berichtet Julia Bojko. Im Büro seines Chefs habe er fünf Kugeln aus seiner Dienstwaffe auf sich selbst abgefeuert. Mit mehreren Schusswunden sei er schließlich gefunden worden. In vorherigen Medienberichten war die Rede davon gewesen, der Oberst habe sich in seinem eigenen Büro getötet. "Baza" stellte zudem den angeblichen Suizid infrage: Demnach seien vier Waffen neben der Leiche entdeckt worden.

Julia Bojko zufolge könnte es sich um den ersten Todesfall dieser Art in Russland handeln – sollte sich der Suizidverdacht bestätigen. Der Witwe zufolge habe ihr Mann wohl eine klare Nachricht senden wollen – dass Russland in Gefahr sei und etwas gegen die Probleme getan werden müsse.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

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