Vor Brexit am Freitag Briten weinen und singen beim Abschied im EU-Parlament
Dreieinhalb Jahre Dauergezerre gehen zu Ende: Am Freitag ist tatsächlich Brexit. Der Abschied der britischen EU-Parlamentarier in Brüssel wurde sehr emotional.
"It's not Goodbye. It's Au revoir" – Es heißt nicht Lebe wohl. Es heißt Auf Wiedersehen.
Das Europaparlament erlebte am Mittwoch emotionale Momente bei der letzten gemeinsamen Sitzung mit den britischen Europaparlamentariern. Abgeordnete lagen sich in den Armen und sangen gemeinsam. Bei einigen flossen Tränen.
Brexit-Gegner brachten Schals mit dem Union Jack, der EU-Flagge und der Aufschrift: "Für immer zusammen" mit. Gemeinsam stimmten sie das berühmte schottische Volkslied "Auld Lang Syne" an, das im englischsprachigen Raum häufig zum Jahreswechsel gesungen wird. "Nehmt Abschied, Brüder", heißt es darin.
Am frühen Abend nahm der Austrittsvertrag von Europäischer Union und Großbritannien dann die letzte parlamentarische Hürde. Für die Vereinbarung stimmten 621 Abgeordnete, 49 waren dagegen. 13 Parlamentarier enthielten sich.
"Dieser Tag sollte uns allen eine Mahnung sein"
Die SPD-Europaabgeordnete Gabriele Bischoff empfand am Mittwoch Wehmut: "In der sozialdemokratischen Fraktion verabschieden wir uns schweren Herzens von Kolleginnen und Kollegen, die sich der europäischen Integration jahrzehntelang mit vollem Einsatz gewidmet haben. Dieser Tag sollte uns allen eine Mahnung sein, was aus dem populistischen Leichtsinn arroganter Eliten heraus resultieren kann."
Der Grünen-Außenpolitiker Reinhard Bütikofer meinte: "Es wird eine schwierige Übung, sich daran zu gewöhnen, dass das Vereinigte Königreich künftig zu den europäischen Akteuren gehört, für die der Auswärtige Ausschuss zuständig ist."
Der britische Europaabgeordnete und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage zeigte sich indes hocherfreut über seinen Abschied aus Brüssel. "Es gibt nur sehr wenige Menschen im Leben, vor allem in der Politik, die ihren Traum vollenden, und in vieler Hinsicht ist mir das gelungen", sagte der 55-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Großbritannien will die Europäische Union am Freitag nach mehr als 47 Jahren Mitgliedschaft verlassen. Zuvor müssen noch die verbleibenden 27 EU-Staaten dem Austritts-Abkommen zustimmen, was aber ebenfalls als Formsache gilt. Bis zum Jahresende besteht zunächst eine Übergangsfrist, in der sich im Alltag zunächst nichts ändert. Großbritannien bleibt in der Zeit wie bisher Teil des EU-Binnenmarkts und der Zollunion, beim Reisen oder auch im Warenverkehr bleibt alles wie gehabt. In der elfmonatigen Frist soll ausgehandelt werden, wie es ab kommendem Jahr weitergeht.
- Nachrichtenagentur dpa