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Spanien, Italien, Sardinien und Co.: Hitzewelle erfasst Urlaubsländer


Brände und extreme Dürre
Hitzewelle erfasst Urlaubsländer

Von afp, dpa, reuters
Aktualisiert am 13.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann kühlt sich mit Wasser ab: Bis zu 43 Grad werden in den kommenden Tagen in Südeuropa erwartet – auch nach Deutschland soll die Hitze kommen.Vergrößern des Bildes
Ein Mann kühlt sich mit Wasser ab: Bis zu 43 Grad werden in den kommenden Tagen in Südeuropa erwartet – auch nach Deutschland soll die Hitze kommen. (Quelle: Ricardo Rubio/EUROPA PRESS/dpa)

Waldbrände, Wassermangel, Temperaturen bis 43 Grad: Eine Hitzewelle legt europäische Urlaubsländer lahm. Der Höhepunkt ist laut Meteorologen noch nicht erreicht.

Westeuropa ächzt unter einer Hitzewelle: Nachdem bereits Spanien und Portugal seit Tagen unter hohen Temperaturen leiden, ist nun auch Frankreich von einer Hitzewelle erfasst worden – die zweite binnen knapp eines Monats. Wegen zweier Brände in der Region Bordeaux wurden in der Nacht zu Mittwoch rund 6.000 Camper vorsorglich evakuiert, wie die französische Feuerwehr mitteilte. Laut dem Deutschen Wetterdienst werden insbesondere nächste Woche auch in Deutschland die Temperaturen nach oben schnellen.

Die Hitzewelle in Westeuropa "trifft vor allem Spanien und Portugal, aber wird sich voraussichtlich verstärken und ausbreiten", erklärte eine Sprecherin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf. Der Klimawandel sorgt laut Wissenschaftlern für häufigere und intensivere Hitzewellen.

Im Süden Frankreichs wüteten infolge der hohen Temperaturen mehrere Waldbrände, die bis Mittwochmorgen fast 1.700 Hektar Vegetation vernichteten. Zwei Brände bedrohten in der Region Bordeaux in der Nähe der Dune du Pilat, der höchsten Düne Europas, Tausende Camper. Die Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Das Feuer nahe der Düne sei "überhaupt nicht unter Kontrolle", teilte die Feuerwehr am Mittwoch mit.

Alarmzustand in Spanien

Die Hitzewelle wird voraussichtlich noch bis mindestens Anfang kommender Woche anhalten. Ab Mittwoch werden Höchsttemperaturen zwischen 36 und 38 Grad erwartet, im Südwesten teilweise bis zu 39 Grad. Für sieben Départements im Südwesten Frankreichs wurde die Warnstufe Orange ausgegeben.

In Spanien galt am Mittwoch fast überall Hitzealarm. In Ribadavia im Nordwesten des Landes wurden 43,5 Grad gemessen, in Mérida im Südosten 43,9 Grad. Auch hier wird die Hitzewelle voraussichtlich noch bis mindestens Sonntag andauern. Nach Angaben der spanischen Regierung sind durch hitzebedingte Brände von Januar bis Anfang Juli mehr als 70.300 Hektar Wald in Flammen aufgegangen. Das ist fast doppelt so viel wie im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren.

In Portugal kam nach Angaben des Zivilschutzes eine Person bei einem Brand in der Ortschaft Murtosa ums Leben. Laut einem Bericht der Zeitung "Correio da Manhã" handelte es sich bei der Toten um eine etwa 50 Jahre alte Frau.

Briten sollen Wasser sparen

Vor allem im Zentrum Portugals wüten wegen der massiven Hitzewelle seit einigen Tagen mehrere Brände. Am Mittwochmorgen waren in den Gemeinden Leiria, Pombal und Ourém mehr als 1.500 Feuerwehrleute bei der Bekämpfung von vier größeren Bränden im Einsatz. Insgesamt wurden seit Donnerstag laut dem Zivilschutz rund 30 Menschen bei den Bränden leicht verletzt und ein Dutzend Häuser beschädigt.

In den nächsten Tagen dürfte die Hitzewelle weitere Teile West- und Mitteleuropas erfassen. In Großbritannien rechnet die britische Wetterbehörde Met Office ab Sonntag mit Temperaturen von über 35 Grad in England und Schottland. Die Briten wurden von den Wasserversorgungswerken dazu aufgerufen, jeden Tropfen zu sparen und nur so viel Wasser für ihre Tasse Tee zu erhitzen, wie sie brauchen.

Italien leidet unter extremer Dürre

Auch Italien ächzt unter hohen Temperaturen. Urlauber und Bewohner in weiten Teilen Italiens müssen für das kommende Wochenende mit großer Sommerhitze rechnen. "Die Temperaturen steigen in den kommenden Tagen, und das wird auch in unserem Land der Anfang einer neuen Hitzewelle sein", sagte der Meteorologe Guido Guidi der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Bereits ab Freitag stiegen die Temperaturen in der Ebene entlang des Flusses Po in Norditalien auf 36 bis 40 Grad Celsius.

Die Gegenden im Norden und vor allem der Fluss Po leiden derzeit unter extremer Trockenheit, weil es zu wenig geregnet hat. Der Wasserstand liegt stellenweise weit unter dem Mittelwert aus den Vorjahren. Die Behörde für die Überwachung des längsten Stroms Italiens fordert deshalb weiter, Wasser aus den großen Seen, wie dem bei Touristen beliebten Gardasee, abzuleiten. Der dortige Gemeindeverband lehnte das in der Vergangenheit jedoch stets ab.

Von der kommenden Sommerhitze sind laut italienischer Luftwaffe – sie ist für den offiziellen Wetterbericht zuständig – unter anderem auch die Toskana, das die Hauptstadt Rom umgebende Latium, der Osten Siziliens und Sardinien betroffen.

Sardinien leidet unter schwerer Heuschreckenplage

Die Folgen der Hitze sind auch anderweitig zu spüren: Sardinien wird von der schwersten Heuschreckenplage seit über 30 Jahren heimgesucht. Experten rechnen damit, dass die Insekten eine Fläche von 60.000 Hektar befallen werden. Vor allem Pflanzen für Tierfutter sind von der Plage betroffen. Ödland und der Bevölkerungsrückgang auf der italienischen Insel sind nach Angaben des Insektenkundlers Ignazio Floris von der Universität Sassari in Sardinien die Hauptgründe für die Heuschreckenschwärme.

Doch darüber hinaus spielten auch die steigenden Temperaturen und Dürre eine Rolle. Trockene Böden seien eine gute Ablagefläche für die Eier der Insekten. Eine Ausbreitung der Plage auf weitere Teilen Italiens werde nicht befürchtet.

Bundesregierung mahnt zum Wassersparen

In Deutschland wurden am Mittwoch und Donnerstag vor allem im Südwesten hohe Temperaturen erwartet. Nach einem kurzen "Dämpfer" am Wochenende werden die Temperaturen zum Start der nächsten Woche laut dem Deutschen Wetterdienst dann wieder in die Höhe schnellen. Vor allem in der Südwesthälfte Deutschlands seien dann 35 Grad und mehr möglich.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnte deshalb am Mittwoch vor einer steigenden Belastung, etwa durch dehydrierte Patienten sowie Menschen mit Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) rief die Bürgerinnen und Bürger am Mittwoch im Deutschlandfunk dazu auf, "vernünftig" mit Wasser umzugehen. Die zunehmende Hitze und Dürre in Deutschland sei eine "Bedrohung" für Natur und Menschen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpaNachrichtenagentur AFPNachrichtenagentur Reuters
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