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Plastik wird recycelt – oder? Fünf Probleme mit Kunststoffmüll


Das System hat Schwächen
Plastik wird recycelt – oder? Fünf Probleme mit Kunststoffmüll

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 20.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Berg mit Gelben Säcken: Hier gehören nur Verpackungen hinein – also zum Beispiel keine Strohhalme, aber die Folie um die Halme schon.Vergrößern des Bildes
Ein Berg mit Gelben Säcken: Hier gehören nur Verpackungen hinein – also zum Beispiel keine Strohhalme, aber die Folie um die Halme schon. (Quelle: Patrick Pleul/dpa)

Die Deutschen gelten als Meister im Mülltrennen und Wiederverwerten von Plastikabfall. Aber ganz rund läuft es auch hierzulande nicht im Recycling. Welche Schwächen gibt es?

Plastik ist leicht, vielseitig, billig zu bekommen, in unserem Alltag allgegenwärtig – und ein Umweltproblem. Immer mehr Plastikmüll häuft sich in den Weltmeeren, Mikroplastik gelangt in unsere Nahrung. Umso wichtiger ist es, sich mit Recycling zu beschäftigen – denn nicht jedes Plastik kann recycelt werden und das System hat einige Schwachpunkte.

So wird in einer Recyclinganlage gearbeitet

Wer eine Recyclinganlage besucht, dem steigt sofort der scharfe Müllgeruch in die Nase. Die Maschinen sind laut, man darf nur mit Gehörschutz arbeiten. Verarbeitet werden riesige Packen aus Plastikmüll und noch größere weiße Säcke mit kleinen bunten Etiketten. Sie zeigen an, welche Qualität das "Recyklat" darin hat, also das Material aus Altplastik, aus dem zum Beispiel Geräte für Kinderspielplätze oder Parkbänke hergestellt werden.

In den Anlagen wird Abfall zerkleinert, sortiert, gereinigt, weiter zerkleinert und schließlich wieder verkauft. Was nicht recycelbar ist, wird verbrannt – "thermisch verwertet" zur Gewinnung von Strom und Wärme. Das gilt auch für alte Elektrogeräte oder anderen Müll. Die Disziplin beim Mülltrennen spielt deshalb eine wichtige Rolle.

Kreislaufwirtschaft stärkt Recycling

Recyclinganlagen gehören zur deutschen Kreislaufwirtschaft, einer großen Branche aus kommunalen und privaten Unternehmen, die rund 270.000 Menschen beschäftigen.

Sortierung und Recycling sind fast ausschließlich Sache privater Unternehmen, fürs Verpackungsrecycling sind die Dualen Systeme – darunter "Der Grüne Punkt" – verantwortlich.

Fünf Probleme mit Kunststoffmüll

Aber auch das deutsche Recyclingsystem hat Schwächen.

1. Nicht jedes Plastik ist recycelbar – oder wird recycelt

Es gibt viele unterschiedliche Plastiksorten, nicht aus allen wird wieder ein Nutzgegenstand. Dazu gehören zum Beispiel PET-Flaschen: Die Flaschen aus Polyethylenterephthalat können wieder Flaschen werden, PET-Schalen als Verpackung für Obst werden dagegen nicht recycelt.

Auch Folien sind schwierig, vor allem kleinere: Dafür gibt es bisher wenige Anlagen. Und: Verbrennen ist billiger als wiederverwerten. Bis 2019 mussten daher nur mindestens 36 Prozent der Kunststoffe in Deutschland recycelt werden. Die Quoten wurden 2019 gesteigert, bis 2022 sollen 63 Prozent aller Kunststoffe recycelt werden.

2. Manchmal geht Design vor Umwelt

Eine Waschmittelflasche wird schwarz gefärbt, eine Shampooflasche ist komplett von einer dünnen bedruckten Folie umschlossen. Das mag gut aussehen – erschwert oder verhindert aber oft das Recycling, weil die Maschinen das Material nicht erkennen und sortieren können.

Seit 2019 müssen deswegen die Dualen Systeme von den Herstellern für schlecht recycelbare Verpackungen mehr Lizenzgebühren verlangen als für andere. Manche Hersteller wollen auch keine Recyclate, also wiederverwertetes Plastik, einsetzen, weil es zum Beispiel grau ist statt strahlend weiß.

3. Nicht das ganze Plastik landet im Recyclingsystem

Viele wissen gar nicht, dass sie in die gelbe Tonne oder den gelben Sack nur Verpackungen werfen dürfen. Also zum Beispiel keine Strohhalme, aber die Folie um die Halme schon. Immerhin ist der Anteil hoch: 40 Prozent aller Kunststoffe gehen in die Verpackung und Verpackungen werden sofort zu Müll. Darum steht Verpackungsmüll oft so im Fokus.

Der Rest allerdings landet im Restmüll, der nur vereinzelt noch mal sortiert wird, die Regel ist Verbrennung. Eine orangene Wertstofftonne, in die jedes Plastik (und Metall) hinein darf, erhöht den Anteil. Es gibt sie aber nur, wo sich Kommunen und Duale Systeme darauf verständigen. Ein neuer Anlauf, eine solche Wertstofftonne flächendeckend einzuführen, ist nicht geplant.

4. Irgendwann ist Schluss mit Recycling

Bei manchen Kunststoffarten, insbesondere bei PET-Flaschen, ist ein geschlossener Kreislauf möglich, aber die Regel ist das nicht. Recycling ist oft "Downcycling": Aus PET-Einwegflaschen wird dann zum Beispiel doch keine neue Flasche, sondern Fasern für die Textilindustrie, die nicht erneut wiederverwertet werden können.

Die Plastiksorten PE und PP, also die mehrheitlich eingesetzten Polyolefine, verlieren bei jeder Behandlung an Qualität.

5. Das System hat Schwächen

Die verschiedenen Verpackungsmüllentsorger – die Dualen Systeme – stehen in Konkurrenz zueinander. Immer wieder gibt es Klagen über "schwarze Schafe", die rechtliche Schlupflöcher nutzen und Billigangebote auf Kosten der anderen machen, sowie Unstimmigkeiten bei den gemeldeten Abfallzahlen. Für Streit sorgte unter anderem Verpackungsmüll etwa aus dem Online-Versandhandel, für den niemand Lizenzgebühren gezahlt hat. Hier sorgt eine neue Behörde seit 2019 für mehr Transparenz.


Perfekt läuft das Recycling in Deutschland also auch nicht. Wichtig ist außerdem: Deutschland ist nicht nur ganz vorn bei der Wiederverwertung, sondern auch beim Müllaufkommen. 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll fielen allein 2017 an – rechnerisch waren das 226,5 Kilogramm pro Person und drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahlen für 2018 werden erst 2020 bekannt gegeben. Private hatten 2017 einen Anteil am Verpackungsmüll von 47 Prozent oder 107 Kilogramm pro Kopf.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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