Preisschwankungen Warum Kraftstoffpreise nicht nur vom Ölpreis abhängen

Spritpreise schwanken – nicht immer im Gleichschritt mit dem Ölpreis. Womit das zusammenhängt.
Steigt der Ölpreis, wird Tanken teurer und umgekehrt – so die landläufige Annahme. Doch ganz so einfach ist es nicht. Zwar spielt der Rohölpreis eine wichtige Rolle bei der Preisbildung für Benzin und Diesel. Doch er ist längst nicht der einzige Faktor, der an der Zapfsäule den Ausschlag gibt.
Ölpreis: Globale Machtverhältnisse und politische Interessen
Der Preis für Rohöl wird an den internationalen Märkten gehandelt. Dabei bestimmt nicht nur die Nachfrage, sondern vor allem das Angebot über die Preisentwicklung. Einen erheblichen Einfluss hat dabei das sogenannte Opec+-Bündnis – ein Zusammenschluss von 23 Ländern, darunter Saudi-Arabien und Russland. Gemeinsam decken diese Staaten rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion ab und verfügen über drei Viertel der bekannten Reserven.
Durch abgestimmte Fördermengen versucht das Bündnis, den Preis zu beeinflussen und ein Überangebot zu vermeiden. Doch nicht immer halten sich alle Mitgliedsstaaten an die Absprachen, was zu zusätzlichen Schwankungen führt.
Wechselkurs und Steuern: Wichtige Stellschrauben beim Spritpreis
Rohöl wird in US-Dollar gehandelt. Ist der Euro stark, können Importeure in der Eurozone das Öl damit im Verhältnis günstiger einkaufen. Ist der Euro hingegen schwach, verteuert sich der Einkauf.
Doch auch bei stabilem Wechselkurs kommt ein weiterer Faktor ins Spiel: der Steueranteil. In Deutschland machen Steuern und Abgaben rund zwei Drittel des Kraftstoffpreises aus. Das verbleibende Drittel entfällt auf den Rohölpreis, die Raffineriekosten und die Marge der Händler.
Warum sinkende Ölpreise nicht sofort ankommen
Selbst wenn der Rohölpreis fällt, zeigt sich das nicht immer sofort an der Zapfsäule. Der Grund: Die Preisbildung bei Kraftstoffen hängt auch von Lagerhaltung, Einkaufspolitik und Marktdynamik ab. Großkonzerne müssen zunächst ihre Bestände günstiger auffüllen, bevor sich das an den Endkundenpreisen bemerkbar macht.
Dieselpreis und Heizöl: Zwei Seiten derselben Medaille
Beim Diesel spielt ein weiterer Aspekt eine Rolle: die Nachfrage nach Heizöl. Beide Produkte ähneln sich chemisch stark und konkurrieren um die gleiche Rohstoffbasis. Vor allem im Herbst, wenn viele Haushalte ihre Heizöltanks auffüllen, kann die gestiegene Nachfrage auch den Dieselpreis in die Höhe treiben. Zum Frühling hin sinkt diese Nachfrage wieder – und damit auch der Dieselpreis.
Wenn Niedrigwasser den Preis hochtreibt
Nicht nur globale Märkte und politische Entscheidungen beeinflussen die Kraftstoffpreise. Auch logistische Probleme können regionale Engpässe auslösen – und damit Preissprünge. Ein Beispiel: 2021 konnten wegen Niedrigwasser auf dem Rhein Tanker nur eingeschränkt fahren. Die Beladung war begrenzt, die Liefermengen sanken – und die Preise stiegen in einzelnen Regionen deutlich.
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