14 wichtige Tipps Auto kaufen: Die fiesesten Abzock-Fallen umgehen
Jeder dritte Tacho ist manipuliert – und auch sonst sind viele Gebrauchtwagen nicht das, was der Verkäufer verspricht. Wie Sie die versteckten Hinweise darauf finden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Lohnende Anreise
- 2. Richtige Kontaktaufnahme
- 3. Auf Unterschied zwischen Privat und Händler achten
- 4. Nicht allein zum Kauf
- 5. Gründliche Probefahrt
- 6. Unterboden und Motorraum prüfen
- 7. Auf ESP und Crashtest-Einstufung achten
- 8. Wurde der Tacho manipuliert?
- 9. Vorsicht bei zu verlockendem Angebot
- 10. Vertrag checken
- 11. Papiere kontrollieren
- 12. Preisverhandlung
- 13. Bezahlung abwickeln
- 14. Abmeldung/Ummeldung
Wer sich beim Gebrauchtwagenkauf unsicher ist, kann eine Werkstatt oder seinen Automobilclub aufsuchen. Dort prüft ein Experte, ob der Gebrauchte etwas taugt. Aber erstens ist das nicht in jedem Fall möglich und zweitens auch nicht immer nötig. Denn viele Schwächen können Sie selbst entlarven – wenn Sie wissen, worauf zu achten ist.
1. Lohnende Anreise
Ob sich eine lange Anreise zu einem Kaufangebot rentiert, hängt ganz vom Fahrzeug und Preis ab, so Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). "Exoten oder spezielle Autos finden sich selten in der Nähe. Auch gibt es häufig regionale Preisunterschiede, daher kann sich eine weite Anreise durchaus lohnen."
2. Richtige Kontaktaufnahme
Wer ein passendes Angebot findet, sollte zuerst den Verkäufer kontaktieren, aber nicht unbedingt mitteilen, dass er von weiter weg anreist. "Das verschlechtert die Basis für die Preisverhandlung", sagt Mühlich.
3. Auf Unterschied zwischen Privat und Händler achten
"Privatverkäufer können die Sachmängelhaftung ausschließen, gewerbliche Verkäufer können das nicht", sagt Marcel Mühlich. Einige Händler wollen das umgehen, indem sie als Vermittler auftreten und das Auto "nur an Gewerbe", "für den Export" oder "im Auftrag" verkaufen. "Interessenten sollten davon die Finger lassen und besser weitersuchen", sagt Mühlich.
4. Nicht allein zum Kauf
Wer sich einen Gebrauchtwagen kaufen will, nimmt zur Besichtigung einen möglichst kundigen Begleiter mit. Dadurch sinkt das Risiko, sich blenden zu lassen.
Auch Jochen Kurz von Autoscout24 rät, zu einer Besichtigung zu zweit zu fahren: "Vier Augen sehen mehr als zwei, und der Begleiter kann vor Fehlkäufen warnen", sagt er. Vor Treffen an unbekannten, einsamen und dunklen Orten warnt der Experte, ebenso bei angeblichem Zeitmangel des Verkäufers. "Bei einer Besichtigung bei Tageslicht sollten beide Seiten ausreichend Zeit für Fragen und eine Probefahrt einplanen", sagt er.
ACE-Vertrauensanwalt Arndt Kempgens rät, darauf zu achten, wer überhaupt der Verhandlungspartner ist: "Wer zeigt mir das Auto? Halter, Fahrer, ein Freund des Halters? Das sollte zu Beginn der Besichtigung geklärt werden", sagt er. Danach folgen Fragen zum Verkaufsgrund, wie lange das Auto im Besitz war und zum Pflegezustand. "Die Geschichte muss passen, ebenso wie die Einträge im Scheckheft mit der Kilometeranzeige im Cockpit", sagt er.
Die gute Nachricht: Selbst Laien können einige Schwachpunkte eines Gebrauchtwagens erkennen. Zum Beispiel im Innenraum: Hinweise auf ein Qualitätsmanko können ein übermäßig abgegriffenes Lenkrad, stark verkratzte Oberflächen oder eine defekte Sitzverstellung geben. Wenn bereits der Innenraum ungepflegt ist, sollten Sie beim Rest des Autos umso genauer hinsehen.
Interessenten sollten auch im Serviceheft nachsehen, ob es Hinweise auf regelmäßige Wartung gibt. Noch besser allerdings sind dafür konkrete Rechnungen geeignet, weil die Arbeiten dort detailliert aufgelistet sind.
5. Gründliche Probefahrt
Zum Gebrauchtwagenkauf gehört eine gründliche Probefahrt. Sie sollte mit kaltem Motor beginnen und über ruhige Straßen, aber auch über Land führen. Denn manche Mängel verraten sich erst bei höheren Drehzahlen oder Geschwindigkeiten.
Der Motor sollte rund laufen und auf Befehle des Gaspedals gut ansprechen. Ein Knacken beim Abbiegen mit vollem Lenkeinschlag könnte auf fehlerhafte Antriebswellen oder Radlager hinweisen. Kann das Auto die Spur nicht halten, dürfte etwas mit der Fahrwerksgeometrie nicht in Ordnung sein.
Wie lässt sich der Wagen schalten? Ohne Geräusche und leichtgängig? Gut. Eine schwache Leistung und ein Zur-Seite-Ziehen beim Bremsen wiederum machen auf Probleme aufmerksam.
6. Unterboden und Motorraum prüfen
Auch der Unterboden gibt wichtige Hinweise auf den Zustand des Autos. Hier können Beulen, Schleifspuren und Kratzer auf Aufsetzer hinweisen. Schweißspuren sind eventuell Folge reparierter Unfallschäden.
Auf einer Hebebühne lassen sich das Fahrwerk und die Auspuffanlage genauer ansehen. Die Abgasanlage sollte unter anderem weder Rost noch Risse aufweisen, intakt befestigt sein und nicht klappern. Prüfen Sie auch die Reifen auf Risse und auf ein genügend sowie gleichmäßig abgefahrenes Profil.
Unter der Motorhaube können auch Laien Mängel entdecken. Ölrückstände deuten beispielsweise auf undichte Motor- und Gehäuseteile. Achten Sie auf durchgescheuerte Kabel und gammelige Batterien. Weißlich eingetrocknete Spuren können auf undichte Kühlsysteme hinweisen.
Die Besichtigung machen Sie am besten bei Tageslicht und lassen sich nicht unter Zeitdruck setzen.
7. Auf ESP und Crashtest-Einstufung achten
Eine sogenannte Fahrdynamikregelung, auch bekannt als Elektonisches Stabilitäts-Programm (ESP), erhöht die Fahrsicherheit eines Autos enorm. Vor dem Jahr 2014 zugelassene Fahrzeuge hatten dieses Assistenzsystem aber zumindest in den unteren Fahrzeugklassen nicht unbedingt serienmäßig an Bord. Achten Sie darauf, ob ESP und gegebenenfalls weitere Sicherheitssysteme vom Spur- bis zum Notbremsassistenten vorhanden sind und auch funktionieren.
Laut der Dekra-Statistik sind im Schnitt bei mehr als jedem zehnten Fahrzeug im Alter von drei bis acht Jahren das ESP, die Airbags oder das Antiblockiersystem (ABS) nicht in Ordnung. Werkstätten können solche und andere Mängel bei einem Gebrauchtwagen-Check aufspüren.
8. Wurde der Tacho manipuliert?
Jeder dritte Tacho an Gebrauchtwagen ist manipuliert, schätzt die Polizei. Den Betrug zu erkennen, ist beinahe unmöglich. Es gibt aber Indizien. Wenn der Besitzer das Serviceheft (auch Checkheft oder Scheckheft genannt) nicht vorlegen kann, sollten Sie das Auto nicht kaufen. Aber auch hier fälschen die Betrüger. Falls beispielsweise alle Stempelabdrücke gleich aussehen, ist Skepsis geboten.
Im Idealfall sind zusätzlich Prüfberichte und Werkstattrechnungen sowie optimalerweise auch die Zettel der vorangegangenen Ölwechsel verfügbar. Denn auf letzteren sind in der Regel die Kilometerstände notiert. Hier kontrollieren die Käufer, ob die Zeit- und Kilometerangaben glaubwürdig sind. Der aktuelle Ölwechselzettel hängt meist im Motorraum. Ist der dort angegebene Stand des letzten Wechsels höher als der aktuelle Tachostand, ist der Betrug offensichtlich. Wenn der Wagen bereits in einer Vertragswerkstatt war, lassen sich dort unter Umständen die dort bereits hinterlegten Tachoangaben in Erfahrung bringen.
Ein stark verschlissener Innenraum, eine zu weiche Schaltung, sehr viele Kratzer auf Scheinwerfern und Frontscheibe – auch das sind Indizien für eine hohe Laufleistung des Autos.
9. Vorsicht bei zu verlockendem Angebot
Extrem günstige Angebote sollten generell skeptisch machen. Denn im Internet kann sich eigentlich jeder Verkäufer über das realistische Preisgefüge informieren. Gibt der Verkäufer einen guten Grund dafür an, warum er sein Auto etwa nach einer sehr kurzen Haltezeit schon wieder verkaufen will? Macht er generell einen seriösen Eindruck oder preist er das Auto überschwänglich an? Beantwortet er Fragen vernünftig oder hat er Ausreden?
10. Vertrag checken
Um die meisten Streitpunkte zu vermeiden, sollten Interessenten eine anerkannte Kaufvertragsvorlage etwa von Autoclubs wie dem ADAC oder den Gebrauchtwagen-Börsen ausdrucken und die zusammengetragenen Punkte beachten. Dabei unbedingt das Foto auf dem Ausweis mit dem Verkäufer abgleichen. "Ein vorläufiger Ausweis reicht nicht, da er leicht zu fälschen ist", sagt Kempgens.
"Alle Zusagen oder Vereinbarungen, die während der Besichtigung genannt werden, sollten schriftlich in den Kaufvertrag aufgenommen werden", sagt er. Bei Verträgen mit Händlern unbedingt darauf achten, dass Gewährleistung gegeben wird.
Bestehen Sie darauf, dass der Verkäufer den Kilometerstand verbindlich im Vertrag festschreibt. Formulierungen wie "soweit bekannt", "laut Vorbesitzer" und "wie abgelesen" streicht man besser. Empfohlen dagegen: "Der Tachostand entspricht der tatsächlichen Laufleistung des gesamten Fahrzeugs".
Dann können Sie das Auto unter Umständen zurückgeben oder den Preis mindern, wenn es sich als manipuliert erweist – aber eben nur dann.
11. Papiere kontrollieren
Unterlagen wie Fahrzeugschein und Fahrzeugpapiere kontrollieren Interessenten gründlich. "Stimmt die Fahrgestellnummer im Auto mit den Papieren überein? Ist der letzte Halter auch der Verkäufer, gibt es Vorschäden?", sagt Rechtsanwalt Kempgens.
"Je mehr Unterlagen wie Rechnungen von Reparaturen, Wartungen oder HU-Protokolle der Verkäufer zeigen kann, umso besser", sagt Marcel Mühlich. Damit lässt sich die Historie nachverfolgen und lassen sich eventuelle frisierte Kilometerangaben aufdecken.
12. Preisverhandlung
"Bei der Preisverhandlung rentiert es sich, wenn sich der Interessent neutral verhält", sagt Jochen Kurz. Mit einer vorherigen Preisrecherche hat man schon eine marktgerechte und realistische Preisidee. Bei der Besichtigung entdeckte Argumente für Preissenkungen, etwa Reparaturkosten sollten einfließen.
13. Bezahlung abwickeln
Am sichersten mit Bargeld. Beim Bezahlen schauen beide Seiten genau hin. Die Zahlung wird mit dem genauen Betrag im Kaufvertrag quittiert. Vor Vorabüberweisungen raten die Experten ebenso ab wie von Bezahlungen per Paypal-Konten.
14. Abmeldung/Ummeldung
Am sichersten ist es, das Auto abgemeldet zu verkaufen. In der Praxis werden gebrauchte Autos von Privat aber meist mit gültigen Kennzeichen verkauft. "Daher unbedingt in den Kaufvertrag reinschreiben, bis wann das Auto umgemeldet werden muss", rät Kempgens.
- Nachrichtenagentur dpa