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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Stutz Blackhawk: Teurer als ein offener Rolls-Royce Corniche
Die Fahrer des Stutz Blackhawk schwelgten in schierem Prunk. Sobald sie den riesigen Luxuswagen mit einem goldenen Zündschlüssel zum Laufen gebracht hatten, konnten Sie das Gaspedal in die weichen neuseeländischen Lammfellteppiche hineintreten und den Druck der duftenden Lederpolster im Rücken spüren. Über Geschwindigkeit und alles weitere informierten sie vergoldete Instrumente, die in edelstes Walnussholz gebettet waren. Nicht nur der King wusste das zu schätzen.
Gleich vier Stutz Blackhawk nannte Elvis Presley sein eigen. Im Oktober 1970 kaufte er den ersten Prototypen. Seinen ersten Stutz hatte sich Elvis zusätzlich noch von George Barris veredeln lassen, der unter anderem Filmautos wie das originale Batmobil entworfen hatte. Der King hatte nicht lange Freude an dem Auto: Im Juli 1971 wurde es bei einem Unfall zerstört.
Elvis Presleys letzte Fahrt im Stutz Blackhawk
Elvis kaufte Ende 1971 und 1973 zwei weitere und im September 1974 seinen letzten Stutz: in Schwarz, mit roten Lederpolstern und Schiebedach. Das letzte bekannte Foto von Elvis zeigt ihn wenige Stunden vor seinem Tod kurz nach Mitternacht zum 16. August 1977 am Steuer dieses Wagens. Heute steht das Auto im Auto-Museum von Graceland.
Erster Versuch als Duesenberg
Diese glitzernde Pracht sollte ursprünglich einen noch prominenteren Namen tragen: Duesenberg. Vor dem Krieg waren Autos der Marke Duesenberg die stärksten, schnellsten und teuersten Autos Amerikas. In Jahr 1937 ging die Firma jedoch als Folge der Weltwirtschaftskrise in den Konkurs. 1964 versuchte Fred Duesenberg, Sohn von Firmengründer August Duesenberg, die Firma neu zu gründen. Designer Virgil Exner (1909 - 1973) hatte eine riesige Limousine mit zahlreichen Merkmalen klassischer Vorkriegswagen entworfen. Zu einer Serienfertigung kam es jedoch nie. Dem Projekt fehlte von Anfang an eine solide Finanzierung.
Die Neugründung: Stutz statt Duesenberg
Im Jahr 1968 gründete der New Yorker Geschäftsmann James D. O´Donnell (1914 - 1997) die Firma Stutz. Der Name war dabei Programm: Auch Stutz war eine untergegangene amerikanische Traditionsmarke. Sie hatte von 1898 bis 1939 existiert. Am 20. Januar 1970 stellte Stutz das erste Modell Blackhawk (auch diese Modellbezeichnung gab es schon vor dem Krieg) erstmals der Öffentlichkeit vor: ein großes zweitüriges Coupé, das etliche Design-Elemente von Virgil Exners Duesenberg-Limousine wie den vorstehenden Kühlergrill und die angedeuteten geschwungenen Kotflügel übernommen hatte. Namensrechtliche Probleme dürften dazu geführt haben, dass das Auto "Stutz" und nicht "Duesenberg" hieß.
Stutz Blackhawk auf Pontiac-Basis
Gebaut wurde der Stutz Blackhawk von einer Reihe italienischer Karosseriewerke. Der Prototyp entstand bei Ghia, ab 1972 wurden alle Stutz bei Carrozzeria Saturn in Cavallermaggiore nahe Turin gebaut. Technische Basis war der Pontiac Grand Prix, ein US-Coupé mit bis zu 7,5 Liter großem V8. Diese größte Maschine des Grand Prix sorgte in etlichen Blackhawk für Vortrieb.
Stutz Blackhawk: das zweieinhalb Tonnen-Coupé
Daneben kamen auch Motoren von Cadillac, Ford und später auch der Corvette zum Einsatz. Die starken Achtzylinder waren auch nötig, um den riesigen Blackhawk angemessen von der Stelle zu bewegen. Das Leergewicht belief sich auf stattliche 2,5 Tonnen. Je nach Motorisierung beschleunigte ein Stutz zwischen acht und zwölf Sekunden von null auf 100 km/h und fuhr bis zu 210 km/h schnell.
Käufer des Stutz Blackhawk: internationale Glitzerwelt
Dass ein Stutz dabei mühelos 20 Liter auf 100 Kilometer verbrauchte, dürfte die Käufer nicht gestört haben. Der Stutz Blackhawk war das mit Abstand teuerste amerikanische Auto der siebziger Jahre und zog eine illustre Klientel an. Zu den Käufern gehörten außer Elvis noch Dean Martin, Sammy Davis Jr., Jonny Cash, Curd Jürgens und Elton John. Dazu gekrönte Häupter wie den Schah von Persien oder den Sultan von Brunei.
Stutz Blackhawk für 90.000 Euro
Bis 1988 verkaufte Stutz etwa 600 Autos, die meisten davon Blackhawk-Coupés. Vereinzelt baute Stutz auch Limousinen und Cabriolets. In Deutschland kostete ein Stutz Blackhawk zu Beginn der 70er Jahre rund 150.000 Mark, während ein offener Rolls Royce Corniche bereits für 140.000 Mark zu haben war. Zum Vergleich: Ein VW Käfer kam 1973 als gelb-schwarzer Renner auf 7650 Mark, ein Opel Kadett als besonders gut augestattete Version Festival auf 7850 Mark. Der Maserati Ghibli war mit einem Neupreis von 73.000 Mark nur halb so teuer wie ein Stutz Blackhawk. Das hielt den Käuferkreis naturgemäß im überschaubaren Rahmen. Noch viel seltener kommt heute einmal eines dieser Luxuscoupés in den Verkauf. Autohändler RD Classics in Emmerich am Rhein, der viele US-Fahrzeuge im Angebot hat, bietet zur Zeit den in der Foto-Show gezeigten Stutz Blackhawk für 90.000 Euro zum Verkauf.