Neuvorstellungen & Fahrberichte Chevrolet Corvette: Amerikas Sportwagen wird 60
Im Januar 1953 erblickte die erste Corvette auf der Motorama im Waldorf-Astoria-Hotel in New York das Licht der Öffentlichkeit. Dass aus dem offenen Zweisitzer einmal ein amerikanischer Mythos werden würde, ahnte damals noch niemand. Zunächst sah es für die Zukunft der Corvette nämlich gar nicht gut aus.
Dabei waren die Voraussetzungen für einen Erfolg des Sportwagens durchaus gegeben. Der Zweite Weltkrieg hatte den USA einen Wirtschaftsboom gebracht und viele vor allem junge Amerikaner verfügten über mehr Kaufkraft als je zuvor. Für die großen US-Straßenkreuzer wie etwa Lincoln oder Cadillac konnten sie sich aber nicht begeistern. Auf Interesse stießen eher kleine europäische Sportwagen wie Triumph, Jaguar oder Porsche.
Deutscher Designer für erste Corvette
Es war ein deutscher Designer namens Carl Heinz Renner, der zusammen mit GM-Chef-Designer Harley Earl maßgeblich an der Gestaltung der ersten Corvette beteiligt war. Er hatte zuvor als Zeichner für Walt Disney gearbeitet. Inspiriert vom Jaguar XK 120 entwarf er ein zweisitziges Konzeptfahrzeug unter dem Projektnamen "Opel". Am 2. Juni 1952 gab GM-Präsidenten Harlow Curtice grünes Licht für den Bau eines Prototyps. Als erstes Auto überhaupt erhielt die Corvette eine Karosserie aus Fiberglas.
Corvette kam ohne Sternenbanner
Der Name "Corvette" soll einem Mitarbeiter beim Durchblättern eines Wörterbuchs so gut gefallen haben, dass er ihn gleich mit Erfolg vorschlug. Das frisch designte Logo zeigte anfangs noch neben der schwarz-weiß karierten Zielflagge die amerikanische Flagge. Vier Tage vor der finalen Präsentation wurde diese jedoch gegen eine Flagge mit dem Chevrolet-Logo ausgetauscht, da damals die Darstellung des Staatsbanners auf kommerziellen Produkten nicht erlaubt war.
Auch John Wayne fuhr die Corvette
Die Form der ersten Corvette vermochte zu gefallen. Weniger beeindruckend waren die Fahrleistungen. Aus dem 3,8 Liter großen Reihensechszylinder holten die Ingenieure 150 PS, welche die 4,25 Meter lange und 1,3 Tonnen schwere Corvette auf bis zu 170 Kilometer pro Stunde beschleunigten. Das war zwar ganz flott, aber nicht wirklich berauschend. Den mäßigen Auftragseingang versuchte Chevrolet mit geschickten Werbemaßnahmen zu kontern: So erhielt US-Filmstar John Wayne eine der ersten Corvette.
Erste Corvette kam nur in Weiß
Im ersten Jahr wurden nur 300 Fahrzeuge produziert, welche ausschließlich in der Farbe Polo white und als Cabriolet erhältlich waren. Ein Jahr darauf verließen 3640 Fahrzeuge das Werk. Richtig zum Laufen kam die erste Corvette aber erst, als sie einen V8-Motor bekam. Er sorgte außer der Klangkulisse für den bis dato noch fehlenden Schub nach vorn. Genau zehn Jahre nach der ersten Corvette kam die nächste Generation Sting Ray. Mit vier einzeln aufgehängten Rädern und einem neuen Leiterrahmen gab es nämlich die Corvette nun auch als Coupé. Das geteilte Heckfenster, welches ein Jahr darauf wieder verschwand, bescherte dieser C2 den Namen Split Window.
Von der Corvette Sting Ray zum Stingray
Die dritte Corvette-Generation namens Stingray (ab da zusammen geschrieben) debütierte 1968 und offerierte den Kunden eine Targa-Version mit herausnehmbaren Dachteilen. 1973 und 1974 ersetzte Chevrolet die Chromstoßstangen aus Sicherheitsgründen durch abgerundete Plastik-Stoßfänger, 1975 wurde aus gleichem Grund das Cabrio eingestellt. Die Leistung der Corvette sank auf nur noch 180 PS.
Sensation: Corvette mit fast 300 km/h
Die Präsidentschaft von Ronald Reagan brachte den USA ab 1980 eine Aufbruchsstimmung, die sich auch auf die Automobilproduktion auswirken sollte. 1983 erschien die radikal erneuerte C4 und 1986 fand auch das Cabrio wieder zurück ins Modellprogramm. Dank des 1989 vorgestellten, bis zu 411 PS starken und 290 Kilometer pro Stunde schnellen Topmodells ZR-1, avancierte die Chevrolet Corvette erstmals zu einer ernsthaften Konkurrenz zu den europäischen Sportwagen. Die C4 ist im Übrigen mit 13 Jahren Produktionszeit die am längsten gebaute Corvette.
Aktuelle Generation heißt wieder Stingray
Zwischen 1997 und 2004 war die C5 in den drei verschiedenen Karosserievarianten Cabriolet, Coupé mit herausnehmbarem Dachmittelteil sowie als Coupé mit festem Dach erhältlich. Ihre Motorisierung reichte, wie auch schon beim Vorgängermodell, bis hin zur 411 PS starken Topversion in der Z06. In der 2004 eingeführten C6, welche in diesem Jahr von der auf der Detroit Autoshow vorgestellten Corvette C7 Stingray abgelöst wurde, kam auch der Name ZR-1 zurück. Mit der aktuellen kantigen C7 wird die Erfolgsgeschichte weitergehen: Bis heute wurden rund 1,5 Millionen Fahrzeuge vom Typ Corvette produziert.