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Porsche Boxster S: Autotest und Erfahrungsbericht


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Neuvorstellungen & Fahrberichte
Männersache: Porsche Boxster S

Christian Sauer

Aktualisiert am 17.07.2013Lesedauer: 4 Min.
Die Neuauflauflage des Porsche Boxster S ist kaum wieder zu erkennen, wie unser Autor Christian Sauer meint.Vergrößern des Bildes
Die Neuauflauflage des Porsche Boxster S ist kaum wieder zu erkennen, wie unser Autor Christian Sauer meint. (Quelle: Hersteller-bilder)
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Er steht schon seit seiner Geburt im Schatten seines großen Bruders, dem Porsche 911. In der Vergangenheit wurde er oft als Frauenauto verspottet, doch mit der Neuauflage hat sich einiges geändert. Vor allem als stärkste Version ist der Boxster S kaum wiederzuerkennen, wie unser Autor Christian Sauer meint.

Liebe Männer, mir ist klar, wer ihn schon einmal gefahren ist, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit vom 911er-Fieber angesteckt – das geht mir nicht anders. Die Faszination, die der Klassiker seit Jahrzehnten auf Generationen ausübt, ist ungebrochen. Doch Porsche ist schon lange nicht mehr "nur" 911. Noch bevor "Panamera" und "Cayenne" artfremde Segmente eroberten, ging 1996 der kleine Boxster in Serie. Es war ein kleines Wagnis, die Marke Porsche mit einem "Volks-Sportler zu verwässern". Und nach der vielversprechenden Studie "Boxster Concept" von 1993 geriet das Serienmodell mit internem Code 986 optisch leider wenig aufregend. Obwohl mit Sechszylinder-Boxermotor zwischen den Achsen bestückt und mit geringem Gewicht gesegnet, blieb echtes Porsche-Feeling auch hinterm Lenkrad aus. Schnell haftete ihm und später der überarbeiteten Generation 987 sowie dem darauf aufbauenden Cayman, das Image eines Frauenautos an. Für uns Männer blieb weiterhin der 911 die erste Wahl und der einzig wahre Porsche. >>

Mit der neusten Generation des Boxster könnte sich diese vermeidlich klare Rollenverteilung nun ändern: Der "kleine Porsche" hat in (fast) allen Belangen kräftig zugelegt. Angefangen bei der Optik, die insgesamt deutlich maskuliner wirkt. Die Frontscheibe ist weiter vorne angesetzt und flacher; insgesamt duckt sich der Boxster niedriger auf der Straße. Der längerer Radstand, die breitere Spur und die größeren Räder steigern nicht nur die Attraktivität, sondern auch die Fahrdynamik. Unterm Blech sorgt ein neuer leichter Alu-Hybrid-Rohbau dafür, dass der Roadster trotz allgemeinem Trend zur Gewichtszunahme unter 1400 Kilogramm bleibt.

Gegenüber dem Vorgänger konnte Porsche das Leergewicht um rund 30 Kilogramm reduzieren. In Verbindung mit dem um 5 PS auf 315 PS erstarkten 3,4-Liter-Motor ergibt sich ein Leistungsgewicht, was annähernd dem des 350 PS starken, allerdings auch schwereren 911 Carrera, entspricht. >>

Das maximale Drehmoment von 360 Nm liegt zwischen 4500 und 5800 Umdrehungen. Der Verbrauch konnte um über 10 Prozent auf durchschnittlich 8,8 Liter mit Handschaltung und 8,0 Liter mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe reduziert werden.

In 4,8 Sekunden von Null auf Hundert

Unser Testwagen verfügte über das manuelle 6-Gang-Getriebe und wieder einmal stellten wir fest, wie viel Vergnügen traditionelle Handarbeit machen kann, wenn knackig kurze Schaltwege auf einen warten. Praktisch ist die digitale Ganganzeige im zentralen Drehzahlmesser bis 9000, die es so meistens nur bei automatisierten Getrieben, wie dem 7-Gang-PDK gibt. Dies wurde überarbeitet und stellt so verfeinert eine noch reizvollere Alternative dar, zumal es mit anderen Systemen eng vernetzt ist. Dazu gehören das Stabilitätsprogramm (PSM), die Start-Stopp-Funktion und die Sport-Taste. Optional gibt es für den Boxster nun ebenfalls das von anderen Porsche-Modellen bekannte Sport-Chrono-Paket mit schicker Stoppuhr und der Sport-Plus-Taste im Cockpit. Letztgenannte bündelt diverse Einstellungen für noch mehr Fahrdynamik und bietet in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe (PDK) eine Launch-Control. Damit sprintet der Boxster S in nur 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Der Handschalter ist marginal langsamer, dafür allerdings mit 279 km/h Höchstgeschwindigkeit wieder eine Nasenspitze voraus.

Ob mit oder ohne PDK hätte Porsche auch gleich "Fun" auf den Schalter in der schmalen Mittelkonsole schreiben können, denn die Sport-Plus-Taste bietet versierten Fahrern eine regelrechte Spaßgarantie. Unter anderem reagiert die Gasannahme spontaner, das PSM (ESP) greift später ein und sogar das Kurvenlicht unterstützt schnelle Richtungswechsel. Das Fahrwerk wurde mit leichten Komponenten versehen und die Abstimmung optimiert. Die neue elektromechanische Servolenkung agiert direkt und sportlich fest. Feinfühlig folgt der gut beherrschbare Porsche jedem Lenkbefehl, bleibt in Kurven neutral und lässt sich selbst bei Nässe nicht aus der Ruhe bringen. >>

Dabei ist natürlich Konzentration angebracht, schließlich sitzt man in einem Mittelmotor-Sportwagen mit Heckantrieb, der Könner regelrecht zu kontrollierten Drifts einlädt!

Gegen Aufpreis lässt sich der Boxster S mit dem weiterentwickelten Porsche Active Suspension Management, der dynamischen Motorlagerung und dem Porsche Torque Vectoring samt mechanischer Hinterachs-Quersperre weiter aufrüsten. Wer dann noch in bis zu 20 Zoll große Leichtmetallräder investiert, soll laut Porsche die Nordschleife des Nürburgrings in knapp unter acht Minuten umrunden können. Das ist für ein Fahrzeug dieser Klasse beeindruckend, aber dennoch fehlte uns bei voller Beschleunigung der gewisse Punch, den die Topvarianten der Konkurrenz à la Audi TT, BMW Z4 und Mercedes SLK mit ihren aufgeladenen Triebwerken bieten. Konzeptbedingt entfaltet der Boxster-Saugmotor seine Kraft eher gleichmäßig. Gut gefallen hat uns der Porsche-typische, röhrende Sound aus den beiden mittigen Endrohren. Wer seinen Boxster noch lauter haben möchte, kann eine Sportabgasanlage mit An-/Aus-Schalter bestellen. Alternativ zu der über jeden Zweifel erhabenen Serienbremsanlage ist die "Porsche Ceramic Composite Brake" erhältlich, die eigentlich nur Sinn bei Ausfahrten auf der Rennstrecke macht.

Stoffverdeck öffnet sich in weniger als zehn Sekunden

Vergessen sollten wir an dieser Stelle aber nicht, dass der Boxster S neben aller Sportlichkeit ebenso in Sachen Komfort, Qualität und Sicherheit überzeugt. Geschlossen gibt es kaum Windgeräusche und das Stoffverdeck öffnet sich per Knopfdruck in unter zehn Sekunden – sogar während der Fahrt bis 60 km/h. Im komfortabelsten Setup zeigt sich die Federung alles andere als unbequem und qualifiziert den Porsche auch für längere Touren. Die Standard-Sitze passen wie angegossen. Gegen Aufpreis gibt es noch mehr Verstellmöglichkeiten oder den ultimativen Seitenhalt in den Sportschalensitzen. Der Innenraum gefällt mit insgesamt guter Verarbeitung und bis auf wenige Details, mit hochwertigen Materialien. Individuellen Wünschen steht man in Stuttgart-Zuffenhausen traditionell offen gegenüber, lässt es sich aber auch teuer bezahlen. Die Preise für den Boxster S beginnen bei 59.120 Euro und nach oben gibt es kaum Grenzen. Locker stößt man mit einigen Sonderausstattungen in die finanziellen Sphären eines 911er vor.
Der Sportwagenikone ist im eigenen Haus ein ernstzunehmender Konkurrent herangewachsen. Noch scheint Porsche einen Respektabstand einzuhalten, was die Leistungsunterschiede betrifft, doch vielleicht bekommt die Boxster-Baureihe zukünftig ein noch stärkeres Topmodell. Die Grundlage ist gelegt und das Fahrwerk wäre mit mehr Power auf jeden Fall nicht überfordert. Schon jetzt ist der Boxster als S alles andere als ein "Frauenauto". Also Männer – auf zur Testfahrt!

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