Experte für Kaufimpulse Dudenhöffer: "Die Auto-Nation ist zur Oldtimer-Nation geworden"
In Deutschland ist fast jedes vierte zugelassene Auto älter als 15 Jahre. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer fordert deshalb staatliche Prämien für Neuwagen – auch für moderne Verbrenner.
Die Autos auf deutschen Straßen sind einer Studie zufolge im Schnitt so alt wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Mit einem Durchschnittsalter von 9,6 Jahren belegt die deutsche Kfz-Flotte einen der hinteren Plätze in Westeuropa, wie eine Studie des Duisburger CAR-Instituts zeigt. Luxemburg, Großbritannien, Italien, Belgien oder Frankreich: Überall seien die Autos im Schnitt jünger, sodass nur die Bestände in Osteuropa den EU-Durchschnitt auf 10,8 Jahre heben.
Laut der Auswertung, die auf der Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes basiert, sind fast ein Viertel (23,4 Prozent) der Autos in Deutschland älter als 15 Jahre. Das sind mehr als elf Millionen Fahrzeuge. Ein knappes Zehntel des Gesamtbestandes ist älter als 20 Jahre und jedes 50. Fahrzeug hat mehr als 30 Jahre auf dem Buckel.
"Überalterter Fahrzeugbestand" in Deutschland
"Die Auto-Nation ist zur Oldtimer-Nation geworden. Genau dieser überalterte Fahrzeugbestand wäre ein perfekter Ausgangspunkt, um mit staatlichen Prämien Kaufimpulse auszulösen", erklärt Studienleiter und Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Die Bundesregierung habe eine große Chance verpasst, mit einer Stimulierung des Automarktes die Rezession frühzeitig zu bekämpfen und einen stärkeren Rückgang des Sozialproduktes zu vermeiden.
Mit der ausschließlichen Förderung von Elektro-Autos seien 90 Prozent des Automarktes ignoriert worden, sagt Dudenhöffer. Mit dem Ausschluss moderner Verbrenner von der Förderung seien auch positive Effekte für die Umwelt verpasst worden.
Besser wäre kompletter Verzicht auf Mehrwertsteuer
Die Absenkung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte führe nur zu sehr überschaubaren Preissenkungen von 2,5 Prozent für den privaten Autokäufer, kritisiert der Experte. Besser wäre aus seiner Sicht ein kompletter Verzicht auf die Mehrwertsteuer bei hochpreisigen Konsumartikeln gewesen. Die Autohersteller stünden nach dem Markteinbruch um 35 Prozent im ersten Halbjahr unter hohem Druck.
- Nachrichtenagentur dpa