Hendricks streitet mit Autokonzern VW ist gegen Hardware-Nachrüstungen
Die Luft in fast 70 deutschen Städten bleibt nach Einschätzung des Bundesumweltministeriums auch nach Umsetzung der beim Dieselgipfel beschlossenen Schritte schmutziger als erlaubt. Ministerin Hendricks fordert eine Nachrüstung der Hardware. VW lehnt das ab und verweist auf seine neuesten umweltfreundlichen Motoren.
VW reagiert auf die Kritik von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und verweist auf die Umweltfreundlichkeit seiner neuesten Motoren. Der Autokonzern lehnt Hardware-Lösungen weiter ab. "Beim Diesel-Gipfel gab es einen vernünftigen Kompromiss", sagte ein Volkswagen-Sprecher: "Verabredet wurden technische Nachbesserungen und Umtauschprämien, die schnell umsetzbar und nachhaltig sind."
Hendricks fordert bessere Nachrüstungen
Zuvor hatte die Bundesumweltministerin die deutsche Autoindustrie abermals zu weitergehenden Nachrüstungen von Dieselautos aufgefordert. Die auf dem Dieselgipfel Anfang August 2017 angekündigten Softwareupdates reichten nicht aus, so Hendricks. "Es wird eine Nachrüstung der Hardware, also eine Abgasreinigung geben müssen." Bezahlen müsse dies die Autoindustrie. Ein Sprecher von VW meint dagegen, bis verlässliche Hardware-Lösungen in der Fläche verfügbar und von den Behörden freigegeben wären, würden mehrere Jahre vergehen.
VW: Hardware-Lösungen gar nicht umsetzbar
Ein VW-Sprecher sagt weiter, Hardware-Lösungen wären nur für einen Teil der Fahrzeugflotte überhaupt technisch umsetzbar, mit enormem Aufwand und "fragwürdigen Resultaten". Und: "In Kombination mit der Umweltprämie für alte Dieselfahrzeuge und dem Umweltfonds für die nachhaltige Mobilität in den Städten ist ein Maßnahmenpaket geschnürt, das die Luftqualität kurz- und mittelfristig deutlich verbessern wird."
ADAC-Test: Neueste VW-Motoren schneiden gut ab
Eine Messaktion des ADAC belege, so VW, dass die aktuellsten Generationen der Verbrennungsmotoren des VW-Konzerns in Sachen Emissionen und Verbrauch zu den besten im Markt gehörten. Der ADAC hatte eine Auswertung der Stickoxid-Emissionen (NOx) von Euro-6-Dieseln in realitätsnahen Tests veröffentlicht. Bei den 188 Modellen, die seit 2013 untersucht wurden, schnitten demnach die Fahrzeuge von BMW, von Marken aus dem VW-Konzern sowie von Mercedes am besten ab.
Diesel-Fahrverbote drohen
Software-Updates für eine bessere Abgasreinigung und Umtauschprämien für ältere Diesel senken nach Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) die Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickoxid um bis zu sechs Prozent. Das reiche aber nur in etwa 20 betroffenen Städten, um die Stickoxid-Werte unter die Marke von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel zu drücken, teilte das Ministerium am 23.08. mit. Damit drohen weiterhin Diesel-Fahrverbote.
Bei seinen Berechnungen ging das UBA laut Mitteilung davon aus, dass zwischen 3,5 und 5 Millionen Besitzer neuerer Diesel der Abgasnormen Euro 5 und 6 das freiwillige Update an der Motorsoftware vornehmen lassen. Die Experten rechneten mit einer Minderung des Stickoxid-Ausstoßes zwischen 15 und 25 Prozent durch die Updates.
Umtauschprämie mit geringer Wirkung
Die Wirkung der Umtauschprämien für Besitzer älterer Diesel, die sich neue Modelle zulegen, schätzen die Experten auf null bis zwei Prozent. "Deutlich höher wäre die Wirkung, wenn die Prämie nur für den Kauf sehr sauberer Fahrzeuge eingesetzt würde", hieß es in der Mitteilung. Prämien gibt es derzeit auch für neue Euro-6-Diesel, die im Alltagsgebrauch deutlich schmutziger sind als im Labor.