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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Ein Stich in das Porsche-Herz: der Mercedes-AMG GT S
Bahn frei für den Mercedes-AMG GT S: Mit einem Preis von 138.351 Euro geht es ohne Wenn und Aber gegen den Carrera Turbo. Den 911er hat er damit längst überholt - ein Nadelstich in das Herz von Porsche. Der Turbo steht zwar mit 10 PS mehr, dafür aber auch mit mindestens 165.149 Euro in der Liste. Den feinen Renner mit Stern zeigen wir Ihnen in der .
Für Jahrzehnte war die Welt der Autobauer in der Schwabenmetropole präzise geteilt und wohl geordnet. Mercedes belieferte die Standesbewussten und besser bis gut Betuchten dieser Welt mit soliden Limousinen und Geländefahrzeugen. Porsche dagegen deckte die sportlich Ambitionierten unter den Solventen ab.
Das Imperium schlägt zurück
Dann entschieden die Sportspezialisten aus Zuffenhausen zum Start ins neue Jahrhundert die alte Ordnung aus den Angeln zu heben und rückten 2002 einen erfolgreichen SUV wie den Cayenne und ab 2009 die Luxuslimousine Panamera ins Portfolio. Das Imperium unter dem Sternenbanner schlug prompt zurück. Inspiriert durch die dynamische Tochter AMG legte Mercedes 2009 den Supersportler AMG SLS auf. Der tangierte Porsche noch nicht im direkten Wettbewerb. Seit 2014 sind die Karten jedoch neu gemischt: >>
Mit dem AMG GT zielt Mercedes direkt auf den 911. Mit dem SLS spielte Mercedes AMG in der Preisklasse von 200.000 Euro und damit in der Liga von Ferrari oder Lamborghini. Mit den 115.430 Euro, die der GT nunmehr mindestens kostet, geht es gegen den Elfer. Bei Porsche steht ein aktueller Carrera S mit 400 PS zu einem Basispreis von 105.173 Euro in der Liste, der AMG GT geht sogar mit 462 PS in Stellung. Den Super-Renner 911 GT3-RS lassen wir außen vor.
Ein Rennen also zwischen dem potenten GT S mit 510 PS und dem Carrera Turbo? Mitnichten. Die beiden Sportler sind nämlich grundverschieden. Schon das Layout könnte nicht unterschiedlicher ausfallen. Unter der eindrucksvollen Mercedes-Haube kauert ein V8-Benziner mit vier Litern Hubraum hinter der Vorderachse. Zwangsbeatmet durch zwei Turbolader und von einem einzigen Meister seines Fachs Teil für Teil von Hand zusammengefügt, was eine signierte Plakette auf der Motorabdeckung belegt, >>
entsendet das Leichtmetalltriebwerk seine Kraft ausschließlich via Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterachse. Mit seinen gut viereinhalb Metern Länge trägt der AMG optisch äußerlich kaum auf. Klare, zeitlose Linien, eine lange Haube, ein knapp geschnittener Fahrgastraum für Zwei und eine flach abfallende Dachlinie, die das Heck bis auf Höhe des Stoßfängers streckt, haben sich als Grundform für einen Sportwagen, vor allem wenn sich mit den Buchstaben GT schmückt, vortrefflich bewährt.
Innen wartet der AMG mit einem konsequent sportlichen Ambiente auf, freilich mit deutlicher Absage an alles Spartanische. Klima, elektrische Helferlein für die Bedienung und Edel-Soundanlage rüsten den GT bis knapp 1600 Kilogramm auf. Knapp unterhalb der Grenze für einen echten Sportwagen. Die Sportsitze sind ohne Fehl und Tadel, die Sitzposition passt sich den unterschiedlichsten Abbildungen menschlichen Körperbaus wie eine Maßanfertigung an. Nach dem Platznehmen offenbart sich ein erstaunlicher Effekt: Der von außen so kompakt wirkende Sportwagen wirkt von innen gerade zu mächtig.
Ein Sound, der unter die Haut geht
Der Druck auf den Startknopf eröffnet eine Klangwelt, die für Schwabenpfeile bislang vollkommen unbekannt war. Was die acht Töpfe da schon im Stand akustisch emittieren und bereits mit leichten Drücken aufs Gaspedal intonieren, geht sofort unter die Haut. Das grummelt, ballert, bollert, dass es eine Freude ist.
Was sich fahrdynamisch abspielt, wenn der Fahrer das Gaspedal betätigt, lässt sich mit nichts anderem als "atemberaubend" beschreiben. Dieses Attribut passt ebenso angemessen auf das Beschleunigungserlebnis, wenn der AMG in weniger als vier Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 schnalzt, wie auf die Querkräfte, die sich in Kurven aufbauen oder die Verzögerung durch die Bremsanlage, die in dieser Klasse gerne aus Karbon besteht. >>
Je verlockender sich der Mercedes-AMG beim Ausloten seiner dynamischen Fähigkeiten gebärdet, desto deutlicher offenbart er auch die grundsätzliche Schwäche, die einem Auto dieser Kategorie grundsätzlich anhaftet. Ohne eine eigene Nürburgring-Nordschleife ist dieses Auto Im Alltag so deplatziert wie ein Eisbär im Streichelzoo. Für ein Fortbewegungsmittel ist dieser GT so unpraktisch, weil seine Entwickler nur das Bombastische angestrebt haben. Für ein reines Spielzeug ist er jedoch viel zu großartig entwickelt.
Ein unvergleichlicher Wagen
Natürlich locken die wachsenden Kilometerzahlen den GT-Adepten schließlich doch in die Vergleichsfalle. Nein, der Turbo von Porsche fällt eindeutig als Stichwortgeber aus. Sound, Bullenkräfte und der Blick von innen auf diese ausladende Haubenlandschaft rücken schon eher eine Corvette ins Blickfeld. Aber eigentlich ist der Mercedes-AMG GT S unvergleichlich. Und das ist als aufrichtiges Kompliment gemeint.
Sehen Sie den Mercedes-AMG GT S auch in unserer Fotoshow.