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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Lincoln Continental - ein Kultauto kehrt zurück
Vor 13 Jahren stellte Ford die Produktion seines ein. Nun soll die Luxuslimousine wieder vom Band laufen und 2016 auf den Markt kommen. Vor allem Kunden in China möchte die Marke damit ansprechen.
Elvis Presley hatte einen, Clark Gable auch. Der Lincoln Continental diente einst sogar als Präsidentenlimousine. Dann kamen neue Luxuswagen aus Europa und Asien auf den US-Markt - und die legendären Straßenkreuzer verschwanden. Jetzt - 13 Jahre, nachdem der letzte Continental vom Band rollte - will Ford seine berühmte Kultmarke wiederbeleben. In dieser Woche debütiert der neue Continental als Konzeptwagen auf der New Yorker Autoshow. Die Serienversion soll 2016 auf den Markt kommen.
Hohe Erwartungen
Ford will damit vor allem den Markt in China erobern. Dort setzen Kunden auf Marken mit einer reichen Tradition. Zudem wächst das Vertrauen Fords in seine 98 Jahre alte Automarke Lincoln wieder - die jahrzehntelangen Umsatzrückgänge konnten zuletzt gestoppt werden. Der Continental habe immer das Beste von Lincoln repräsentiert, sagt Ford-Geschäftsführer Mark Fields. Dadurch würden die Erwartungen nun hoch geschraubt - sowohl innerhalb des Unternehmens als auch außerhalb. >>
"Wenn wir die Chance haben, an einem kultigen Aushängeschild wie diesem zu arbeiten, dann ist es eine Mischung aus Stolz und Angst. Denn: Wenn man mit diesem Namen hantiert, muss man auch liefern", sagte Fields vor kurzem der Nachrichtenagentur Associated Press.
Das Licht der Welt erblickte der erste Continental 1938. Damals gab Henry Fords Sohn Edsel den Auftrag für ein Cabrio, das er in seinen Frühlingsferien nutzen wollte. Von der Aufmerksamkeit, die er bekam, als er den eleganten Luxuswagen durch Palm Beach steuerte, war er so begeistert, dass er den Continental zu einem Teil der Produktpalette bei Lincoln machte.
Bald galt der Straßenkreuzer als höchstes amerikanisches Luxusgut. 1956 stellte Warner Brothers Elizabeth Taylor einen Continental in der Farbe ihrer Augen zur Verfügung. In der Geschichte der Limousine gibt es aber auch einen dunklen Fleck: John F. Kennedy fuhr in einem Continental-Cabrio mit, als er 1963 in Dallas ermordet wurde. >>
1990 wurden in Nordamerika 62.732 Continentals verkauft. Danach begann der Absatz zu bröckeln. Ford erwarb andere Luxusmarken wie Jaguar und Volvo. Plötzlich galt das Design des Lincolns als langweilig. Der Vorwurf: Das Unternehmen habe es verpasst, sich deutlich von günstigeren Ford-Modellen abzusetzen. Der Continental bekam zudem Konkurrenz aus dem eigenen Haus - durch den Mittelklassewagen Lincoln LS, der 2000 debütierte, und einem Lincoln Town Car, einem Wagen der Oberklasse.
Lincoln bekommt den Rang abgelaufen
Ford unterschätzte auch die Bedrohung durch deutsche und japanische Konkurrenten, die ihre Produktpaletten ausdehnten. Im Jahr 2000 war Lexus die meistverkaufte Auto-Luxusmarke in den USA, im vergangenen Jahr BMW.
Lincoln versuche nun nicht, sportlich wie BMW oder auffallend wie Cadillac zu sein, sagte Fields. Stattdessen wolle man mit seinen Wagen den Fahrern ein Gefühl von Eleganz und Ruhe vermitteln. "Wir wollen die Leute in unsere Fahrzeuge bekommen und - in Ermangelung eines besseren Begriffs - sie sollen chillen."
Das scheint zu funktionieren. Die US-Verkäufe von Lincoln stiegen im letzten Jahr um 16 Prozent. Damit gehört Lincoln zu den am schnellsten wachsenden Luxusmarken. Der Mittelklassewagen MKZ war der Renner von Lincoln.
Geringe Nachfrage bei Luxus-Limousinen in den USA
Oberklasse-Limousinen wie der Continental sind in den USA allerdings derzeit schwer zu verkaufen. Die Menschen bevorzugen mittelgroße Autos oder SUVs. Die US-Verkäufe des derzeitigen Lincoln-Oberklassemodells, des sieben Jahre alten MKS, fielen im letzten Jahr um 24 Prozent. Der Continental soll sein Nachfolger werden. >>
Weltweit allerdings wächst dieses Segment, sagte Fields. Vor allem auf China setze Ford mit Lincoln große Hoffnungen. Dort habe man schillernde neue Verkaufsvertretungen eröffnet - inklusive Wasserfällen. Ende letzten Jahres habe man begonnen, in China Lincoln zu verkaufen. In diesem Jahr sollen mehr als 20 neue Niederlassungen eröffnet werden.
Nun wurde das Lincoln-Konzeptauto in New York enthüllt. Seine Farbe ist tiefblau - eine Hommage an die Continentals der 1950er und 60er Jahre. Es gibt aber wenige weitere Hinweise auf seine Vergangenheit.
Der Continental soll ein technisches Vorzeigeprojekt sein
Der geteilte Kühlergrill - ein Kennzeichen aus den 40er Jahren, wurde durch einen engen, rechteckigen Gittergrill ersetzt, dessen glänzender Chrom mit winzigen Lincoln-Logos gemustert ist. Das Auto wirkt windschnittig, die Türgriffe sind unter einem schmalen Chromstreifen verborgen.
Die Idee ist, dass das Auto ein technisches Vorzeigeprojekt sein soll. Im Fahrersitz ist ein geteiltes Kissen integriert. Wenn der Fahrer hält, sollen beide Beine beim Aussteigen einzeln unterstützt werden. Das Glas des Schiebedachs wird per Knopfdruck dunkel. Durch eine weitere Taste kann der Sitz des Beifahrers automatisch nach vorne gefahren und die Rückbank nach hinten verstellt werden. Das ist ein weiterer Service speziell für potenzielle chinesische Kunden: Dort haben die Besitzer von Luxusautos oft ihre eigenen Fahrer.
Unter der Haube steckt ein Drei-Liter-V6 EcoBoost-Motor. Bislang hat Ford noch keine weiteren Details preisgegeben - auch nicht, ob das Auto Front- oder Heckantrieb hat. In den 1980er Jahren war Continental auf Frontantrieb umgestiegen. Viele seiner derzeitigen Konkurrenten - der Infiniti Q70 von Nissan, die Mercedes-Benz S-Klasse und der Lexus LS - fahren mit Heckantrieb.
Bilder von verschiedenen Lincoln Continental sehen Sie in unserer Fotoshow.