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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Shootingstar: Mercedes-Benz CLS Shooting Brake
Er ist einer der "Shootingstars" dieses Autojahres. Sein Name sorgt ebenso für Furore, wie sein Design. Doch wie fährt sich der edle Lifestyle-Laster mit dem Stern? Unser Autor testete ihn rund um Florenz in der Toskana. Die schönsten Impressionen vom Mercedes-Benz CLS Shooting Brake, sowie von anderen Shooting Brakes gibt es in unserer Foto-Show.
"Kombi" – kaum ein anderer Begriff ist bei den Automobilherstellern vor allem im Premium-Segment so verpönt wie diese Bezeichnung. Dementsprechend nennt Audi seine Kombis schon seit Jahren "Avant", bei BMW heißen sie "Touring" und bei Mercedes sind es die "T-Modelle".
Doch gerade die eher konservativen Schwaben waren es, die vor knapp zehn Jahren mit dem CLS als viertüriges "Coupé" einen mutigen Vorstoß in ein neues Segment wagten. Nun will Mercedes der Konkurrenz wieder einen Schritt voraus sein und verpasst dem eleganten "Coupé" ein geräumigeres Heck mit einer großen Klappe – fertig ist ein neuer Stern am automobilen Himmel. So einfach die Überlegung der Stuttgarter wohl war, so kompliziert war dagegen die Namensgebung.
Alles andere als passend oder gar sexy wäre "T-Modell" gewesen, aber eine komplett neue Bezeichnung zu etablieren, hätte viel Zeit und Geld gekostet. >>
Also wurde die Historie bemüht und der über die Jahre fast vergessene Begriff des "Shooting Brake" wiederbelebt.
"Brake" oder "Break" wurden im 19. Jahrhundert spezielle Pferdefuhrwerke in England genannt. Sie besaßen nur leichte, oftmals variable Aufbauten und sollten den Widerstand ungezähmter Pferde "brechen" sowie ihren Vorwärtsdrang "bremsen". Sie kamen auch bei der Jagd zum Einsatz und wegen des Transports von Gewehren zum Schießen nannte man sie Shooting Brake oder Shooting Break.
In den 1960ern und 1970ern Jahren erlebten die Shooting Brakes vor allem in Großbritannien ihre Blütezeit. Dabei handelte es sich meist um Kleinserien oder individuelle Umbauten exklusiver Coupés. Ob zum Golfen, für die Jagd oder den tierischen Begleiter – man(n) schätze schon damals den zusätzlichen Platz im Heck, ohne auf Leistung und Fahrspaß verzichten zu müssen. >>
Zu den bekanntesten Modellen gehören der Aston Martin DB5 Shooting Brake von 1963, der für Filmklassiker "Harold und Maude" als Leichenwagen umgebaute Jaguar E-Type, aber auch der Volvo P1800 ES "Schneewittchensarg" oder der Reliant Scimitar GT.
Heutzutage ist es vor allem der Ferrari FF, der zur Gattung der Shooting Brakes dazu gezählt werden kann. Nun kommt Mercedes mit dem CLS Shooting Brake, der mit vier Türen eigentlich streng genommen gar keiner ist. Doch entsprechend der Logik mit dem CLS Coupé, bezeichnet ihn Mercedes als "moderne Interpretation dieser noblen Tradition".
Ob nun Shooting Brake oder nicht, fest steht, es ist ein interessantes Fahrzeug mit eigenständigem Design geworden. Dabei ist die zweite Variante der CLS-Baureihe auf technischer Basis der E-Klasse aus unserer Sicht nicht nur sehr schön, sondern auch praktisch geworden.
Kofferraum gegen Aufpreis im Jacht-Look
Hinter der sich elektrisch öffnenden und schließenden Heckklappe warten zwischen 590 und maximal 1550 Liter Stauraum bei umgeklappten Rücksitzen. Das entspricht ungefähr dem Niveau der Konkurrenz à la Audi A6, BMW 5er und dem Lademeister E-Klasse T-Modell aus dem eigenen Haus. Serienmäßig schon mit hochwertigen Materialien und Ziernähten versehen, lässt sich der Kofferraum gegen 4700 Euro Aufpreis mit einem echten Holzboden veredeln. Der ist aufwendig aus offenporigem amerikanischem Kirschbaum mit dunklen Intarsien gefertigt und erinnert damit an teure Jachten.
Für den Alltagseinsatz ist das Holz allerdings nur bedingt geeignet, weil es von Natur aus rutschig und kratzempfindlich ist. Es wäre aber nicht Mercedes, wenn es nicht auch dafür eine Lösung gäbe: eine rutschfeste Schutzdecke. Die wird dem modernen Landadel von heute sicher gefallen, wenn es mit Hund in die Natur hinaus geht oder die Golfbags eingeladen werden. >>
Wie gut, dass es für solche Anlässe den CLS auch mit Allradantrieb gibt. Kombinieren lassen sich diese 4MATIC-Versionen mit den schon aus anderen Mercedes-Baureihen bekannten Diesel- und Benziner-Motoren. Das Leistungsspektrum reicht vom CLS 250 CDI mit Reihenvierzylinder-Diesel und 204 PS bis zum 408 PS starken Achtzylinder-Benziner im CLS 500. In und um Florenz herum fuhren wir die unterschiedlichen Motorisierungen und können allen hohe Effizienz und Kraftreserven bei kultivierter Laufruhe attestieren.
Eine Sonderrolle nimmt der CLS 63 AMG ein. Er ist ein echter Dampfhammer mit 525 oder sogar 557 PS, dessen mächtiger V8 auch in anderen AMG-Modellen zum Einsatz kommt. Jedes Mal wieder neu begeistert der Biturbo mit enormer Kraft und bulligem Antrieb dank 700 respektive 800 Nm Drehmoment. Um beim Vergleich mit Jachten zu bleiben, erinnert der Sound aus den vier Auspuffrohren an ein Powerboat – das es ja tatsächlich auch von AMG gibt.
Es ist aber nicht nur der tolle Motor, der den Reiz des CLS 63 AMG Shooting Brake ausmacht. Fahrwerk, Lenkung, Bremsen … alles passt harmonisch zusammen. Außen und innen unterscheiden AMG-spezifische Details den Sportler zudem von den schwächeren Varianten.
Doch mit oder ohne AMG-Power, der CLS Shooting Brake bietet die typischen Mercedes-Tugenden wie Komfort, Qualität und Sicherheit. Traditionell hoch sind allerdings auch die Preise für einen Stern mit Design-Zuschlag: Der Grundpreis liegt bei 61.761 Euro. Mit ein paar Extras aus der langen Aufpreisliste knackt man locker auch die 100.000-Euro-Marke. Die AMG-Version schlägt sogar mit knapp 120.000 Euro zu Buche. Das ist wirklich kein geringes Investment, aber der CLS soll ja auch ein Auto sein für "Menschen, die das Besondere" schätzen und das ist der Shooting Brake definitiv.
Schauen Sie sich die Mercedes-Benz CLS Shooting Brake-Varianten in unserer Foto-Show an.