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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Mercedes SLK R170: Deutschlands meistverkaufter Roadster
Natürlich war der erste Mercedes SLK mit der werksinternen Bezeichnung R170 bei seiner Präsentation im Jahr 1996 eine Sensation. Heute sind die Preise für einen Mercedes SLK kaum weniger sensationell, das Topmodell gibt es schon zum Preis eines mittelprächtigen VW Golf. Mit dem SLK hatte Mercedes eine völlig neue Art von Offenauto erfunden: das Cabrio mit Klappdach. Also auf Knopfdruck vom Coupé zum Cabrio und zurück. Ein Blechdach bot gegenüber einem Stoffdach viele Vorteile. Das Klappdach des SLK machte das Auto im geschlossenen Zustand fast schöner als offen.
Dazu war der Mercedes SLK R170 uneingeschränkt ganzjahrestauglich, weil das Metalldach die Insassen bestens gegen Regen, Schnee und Gewitter schützte. Langfinger machten angesichts des elektrischen Hardtops nur lange Gesichter, das konnte man nicht aufschlitzen wie ein Stoffdach. Und dann natürlich der Show-Effekt, wenn sich untermalt vom Surren der Elektromotoren der Heckdeckel hob und Dach fein säuberlich zusammengeklappt im Kofferraum des Mercedes SLK R170 verschwand. Damals im Jahr 1996 war sowas noch ein gänzlich ungewohnter Anblick. Anfangs funktionierte das zwar nicht immer wie gewünscht, aber Mercedes bekam die Probleme mit dem Metalldach schnell in den Griff.
Kleiner Kofferraum im Mercedes SLK R170
Nur im Kofferraumvolumen muss der Fahrer erst lernen, Verzicht zu üben. Das Metalldach nimmt im Vergleich zu einem Stoffdach doch erheblich mehr Platz weg. Für das Frischlufterlebnis schrumpft das Kofferraum-Volumen des Mercedes SLK R170 von 350 auf mickrige 145 Liter. Wer also eine längere Reise mit dem SLK unternehmen will muss während der Fahrt das Dach oben lassen.
Für einen Mercedes sportliches Fahrverhalten
Dafür bietet der Mercedes SLK R170 aber auch eine für Mercedes-Fahrzeuge ungewohnte Sportlichkeit. Hier eifert er zumindest ansatzweise dem frechen Vorbild Mazda MX5 nach. Straßenlage und Kurvenwilligkeit sind für Mercedes-Verhältnisse durchaus knackig, wenn sich der Mercedes SLK R170 auch nicht ganz so präzise und rasant um die Ecken zirkeln lässt wie etwa ein Nissan 350Z. Dafür ist er in Sachen Federung wieder ganz so, wie ein Mercedes eben sein muss.
Mercedes SLK R170: kein Leichtgewicht
Der SLK ist zwar keine Sänfte, aber die Synthese aus flinker Beweglichkeit und Abrollkomfort lässt keine Wünsche offen. Der große Bruder Mercedes SL der Baureihe R129 federt zwar noch etwas besser, dafür muss der Fahrer bei der Handlichkeit Abstriche machen. Zum Komfort des SLK trug indessen auch sein Gewicht bei. Durch das elektronische Blechdach und seine solide Bauweise brachte der Mercedes SLK R170 trotz seiner geringen Größe bis zu 1,5 Tonnen auf die Waage. Damit wiegt er so viel wie die weit größere Corvette C5 mit Kunststoff-Karosserie.
Runderneuerung im Jahr 2000
Der Mercedes SLK R170 kam zu Beginn mit zwei Vierzylindern auf den Markt. einem Sauger mit zwei Litern Hubraum (SLK 200, 136 PS) und einer 2,3 Liter großen Kompressor-Variante (SLK 230, 193 PS). Das Jahr 2000 brachte eine massive Runderneuerung mit hochwertigerer Innenausstattung und einen Zweiliter-Kompressor-Motor mit 163 PS. Richtig Spaß kam aber erst durch die beiden Sechszylindermotoren mit 3,2 Litern Hubraum.
Mercedes SLK R170 mit Sechszylinder
Die Saugvariante SLK 320 leistete 218 PS, die Kompressor-Ausführung namens Mercedes SLK 32 AMG satte 354 PS. Damit wurde der kleine Mercedes SLK R170 nicht nur schnell, sondern sogar zu einer richtigen Bombe. Unter sechs Sekunden von Null auf Hundert und eine abgeriegelte Spitze von 250 km/h waren drin. Auf Wunsch hob Mercedes die Abriegelung auf, dann lief die kleine Kompressor-Rakete 280 km/h. Erkennbar ist der stärkste SLK an dem tiefen Frontspoiler und den Seitenschwellern, die den kleinen Sportwagen auch optisch unverwechselbar machen.
Verkaufsrekord des Mercedes SLK R170
Die Kundschaft wusste die Qualitäten des Mercedes SLK zu schätzen. Mit 311.222 verkauften Exemplaren stellte der erste SLK einen Rekord als Deutschlands meistverkaufter Roadster auf. Zu Anfang wurde Mercedes der großen Nachfrage nicht mehr Herr. Auf Kaufverträge zahlten Kunden Aufschläge von bis zu 15.000 Mark.
Mercedes SLK 32 AMG als unmoralisches Angebot
Acht Jahre, nachdem im Jahr 2004 der letzte Mercedes SLK R170 die Werkshallen verließ, ist der Traumwagen dagegen erschwinglich geworden. Mercedes SLK R170 der ersten Baujahre bis 2000 sind bereits ab 5000 Euro erhältlich, facegelliftete SLK nach 2000 bereiten aber schon wegen ihrer höherwertigen Ausstrahlung mehr Freude. Ein guter Kompromiss ist der Mercedes SLK 320. Ein Tipp zum Schluss: Der Mercedes SLK 32 AMG erfordert zwar etwas höhere Unterhaltskosten, ist angesichts seines knalligen Kompressor-Motors aber auch ein überaus verführerisches Angebot. Topexemplare kosten nicht mehr als 20.000 Euro oder ein VW Golf knapp über Basisausstattung.