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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Modelautos für grosse Jungs: Kit Cars und Replicas
Sie träumen schon lang davon, Ihr eigenes Auto selbst zu bauen oder suchen mit überschaubarem Budget einen schnittigen Sportwagen mit moderner Technik im klassischen Gewand? Dann wären das Richtige für Sie. Wir sagen Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, worauf Sie achten müssen und zeigen Ihnen schönsten Modelle in unserer Foto-Show.
Haben Sie im jungen Alter auch schon Modellautos gebaut? Kamen später vielleicht Motor und Fernbedienung dazu? Inzwischen schrauben Sie gerne an echten Autos und suchen eine neue Herausforderung?
Dann bauen Sie sich doch ein eigenes Auto, ein sogenanntes Kit Car, diesmal im Maßstab 1:1.
Wie das geht? Zuerst müssen Sie sich entscheiden, was für ein Modell es später werden soll – die Auswahl ist groß, reicht von Nachbauten sportlicher Klassiker à la Porsche 356, Karman Ghia oder Lotus Super Seven bis zu eigenständigen Designs.
Auf der Insel ohne TÜV
Gerade in Großbritannien sind Kit Cars seit den 1960er Jahren sehr beliebt und verbreitet. Dort gab es damals eine horrende Neuwagensteuer und selbst heute noch sind die dortigen Zulassungsbedingungen deutlich weniger restriktiv als in Deutschland.
Zu sagen, dass man auf "der Insel" alles auf die Straße lässt, was halbwegs fahren kann, ist zwar übertrieben, aber die Tüftler haben deutlich mehr Freiheiten und nicht die strengen Auflagen des deutschen TÜV zu beachten.
Deshalb sollten Sie vor der Entscheidung für ein Kit Car-Modell erst mal gründlich prüfen, ob das Konzept und somit der spätere Wagen alle gesetzlichen Auflagen hierzulande erfüllt.
Unter dem Blech oder den Kunststoffkarosserien gibt es ein breites Spektrum, das vom alten VW-Käfer-Motor, über Motorradtriebwerke bis hin zu PS-starken Kraftprotzen mit über 500 PS reicht.
Vom eigenen Budget hängt auch ab, wie modern und aufwändig die Technik Ihres Kit Cars sein wird. Optisch oft ein "echter" Oldtimer ist das Innenleben teilweise sogar der aktuellen Großserie entliehen. Das macht die Arbeit daran nicht unbedingt einfacher. >>
Selbst bauen oder bauen lassen
Dann kommt die entscheidende Frage, wie viel Sie selbst an Ihrem Wagen bauen wollen, schon vorgefertigt bekommen oder montieren lassen?
Einige Anbieter geben ihren Kunden die Wahl zwischen reinen Bausätzen, rollfähigen Teilaufbauten und (nahezu) vollständig montierten Fahrzeugen.
Über die Hälfte des Komplettpreises kann angeblich gespart werden, wenn selbst zum Schraubenschlüssel gegriffen wird, schließlich entfällt die Arbeitszeit beim Hersteller.
Die muss man(n) aber selbst investieren und auch haben, denn mit gelegentlichen Sessions am Abend oder an den Wochenenden könnte es viele Monate bis Jahre dauern, bis Sie das erste Mal hinterm Steuern sitzen und Ihren "Eigenbau" auf der Straße genießen können.
Hundert bis 250 Arbeitsstunden können sich schnell als ehrgeiziges Ziel herausstellen und in der Realität eine lange Zeit werden. Genügend Platz – idealerweise eine Garage, die nicht gebraucht wird – und die nötigen Werkzeuge sind sowieso Pflicht.
Auch wenn eine Hebebühne kein Muss ist, erleichtert sie im fortschreitenden Bauzustand die notwendigen Arbeiten am Fahrwerk und unter dem Wagen. Und komplett allein, ohne Hilfe sind einige Arbeiten gar nicht machbar.
"Neuer" Porsche Speedster zum Preis eines Kleinwagens
Wenn Sie sich alledem bewusst sind und die Herausforderung eingehen, lockt die Aussicht auf ein außergewöhnliches, "eigenes Auto" wie dem Scheib 356 Speedster. Die Porsche-Replika der Automobilmanufaktur aus dem bayrischen Ansbach gibt es als Bausatz für mindestens 12.600 Euro oder als Fertigfahrzeug mit TÜV-Abnahme ab 29.900 Euro. Das kleine Unternehmen wurde bereits 1975 gegründet und gilt als Pionier der Replica-Anbieter in Deutschland.
Seitdem hat sich allerdings einiges geändert: "Wurden damals mehr Bausätze verlangt, so sind heute überwiegend fertig aufgebaute Fahrzeuge gefragt." so Firmenchef Ernst Scheib. "Der Kit Car-Markt hat sich auch dadurch verändert, dass von Großserien-Hersteller viele Cabrio-Modelle zu sehr günstigen Preisen angeboten werden und der Kunde eben doch überlegt, ob er die in Handarbeit hergestellte teure Replica wählen soll. Dazu kommt auch die wirtschaftliche Ungewissheit, denn diese Replicas sind ja meistens ein Zweit- oder Drittwagen in der Anschaffung."
Andere Modelle wie Nachbauten des Bugatti 35B oder MG-TD werden nur wenig nachgefragt. Hinzu kommt, dass fehlende Originalteile nur aufwendig nachgebaut werden müssten und den Preis in die Höhe treiben würden. Wenn dann auch noch die Zusammenarbeit mit den ursprünglichen Herstellern zum Problem wird, sieht es ganz schlecht aus: "Mercedes hat uns und allen gewerblichen Firmen untersagt, den 300 SL Typ 198 als Flügeltürer oder Roadster herzustellen. Diese Karosserieform ist als 3D geschützt eingetragen." so Scheib.
Der neue Trend: E-Autos als Bausatz
Doch vielleicht schaffen die Entwicklungen rund um Elektrofahrzeuge neue Chancen und Perspektiven. Innovative Ansätze wie die von Ralf Rudolph sind gefragt: Mit dem Rudolph e-bugster als Bausatzfahrzeug und dem Spyder als Fertigfahrzeug ebenfalls mit Elektroantrieb bietet er neben dem traditionellen Classic Roadster gleich zwei Modelle mit modernster Technik an. Es bleibt also spannend, wie sich die Replica- und Kit Car-Szene entwickeln wird.
Bestaunen können Sie die fertigen Kit Cars schon jetzt in unserer Foto-Show.