Betrugsmasche entlarvt Deutschlandticket plötzlich ungültig: Das steckt dahinter

Wer sein Deutschlandticket auf einer bestimmten Onlineplattform gekauft hat, ist höchstwahrscheinlich betrogen worden. Wie die Masche aufflog.
Der Fahrkartenkontrolleur im Bus verlangt den Fahrschein und völlig entspannt zeigt man sein Deutschlandticket vor. Doch dann kommt das böse Erwachen: Die Karte stellt sich als ungültig heraus, ein 60-Euro-Bußgeld für Schwarzfahren wird fällig. Genau das ist jetzt Personen passiert, die ihr Ticket bei der ausländischen Plattform "D-Ticket.su" gekauft haben, zuvor auch unter "D-Ticket.com" bekannt. Sie wollten sparen und wurden wohl Opfer von Betrügern.
Aufgeflogen sind die Unregelmäßigkeiten laut heise.de und "Bild", nachdem ein kleiner Verkehrsbetrieb aus Sachsen-Anhalt, die "Vetter GmbH", erfahren hatte, dass dort Tickets mit ihrer Lizenz verkauft worden waren. Aber: Nur lizenzierte Händler dürfen das Deutschlandticket verkaufen. Bei einem Check fanden sich in dem Onlineshop "D-Ticket" auch Fahrkarten mit den Lizenzen anderer deutscher Unternehmen.
"Plötzlicher Kommunikationsstillstand"
"D-ticket.su" nahm auf seiner Homepage zu den Vorwürfen so Stellung: "Die entstandenen Missverständnisse und Vorwürfe, insbesondere Anschuldigungen des Betrugs, weisen wir entschieden zurück." Man habe mit "zwei hochrangigen Vertretern eines Unternehmens aus Bayern" verhandelt, heißt es. Dieses Unternehmen stelle die Tickets bereit. Genannt wird das Unternehmen aber nicht. In den vergangenen Tagen sei ein "plötzlicher Kommunikationsstillstand" eingetreten, was "zu massiven Problemen mit den Tickets geführt" habe.
So funktioniert die Masche
"D-Ticket" wurde vielerorts als Geheimtipp gehandelt, weil der Shop ein Angebot macht, das es gar nicht geben dürfte: Hier kann man Deutschlandtickets für den laufenden Monat vergünstigt erwerben – die bereits abgelaufene Zeit des Monats wird anteilig vom Kaufpreis abgezogen. In der Realität und in offiziellen Shops gibt es das Ticket nur im Abo, für 58 Euro pro Kalendermonat – und völlig unabhängig davon, wie lange der Monat schon läuft.
Besitzer eines gefälschten Tickets macht sich strafbar
Wichtig ist: Wer mit einem gefälschten Deutschlandticket (auch wenn er es guten Gewissens erworben haben will) erwischt wird, wird nicht zur Kasse gebeten, sondern kann auch angezeigt werden. "Fahrgäste mit einem gefälschten Ticket müssen mit einem Strafverfahren wegen Betruges, Urkundenfälschung und Beförderungserschleichung rechnen", sagt die Berliner Fachanwältin für Strafrecht, Vanessa Gölzer, der "Berliner Morgenpost". "Für diese Delikte sieht das Gesetz grundsätzlich Geldstrafen oder Freiheitsstrafen vor."
Mittlerweile wurden mehrere Strafanzeigen gegen "Schwarzfahrer" gestellt. Allein Melanie Schliebener von der Schlichtungsstelle Nahverkehr der Verbraucherzentrale NRW kennt zehn solcher Fälle und warnt in "Bild" vor dem Fakeshop. "Wir gehen von einer sehr großen Dunkelziffer aus." Die Juristin stellt klar: "Für das Deutschlandticket gelten überall die gleichen Regeln."
Andere Betrügereien mit dem Deutschlandticket
Seit der Einführung des Deutschlandtickets haben Betrüger verschiedene Maschen entwickelt, um ahnungslose Kunden zu täuschen. Hier sind einige der gängigsten Betrugsarten:
Verkauf über gefälschte Onlineshops: Betrüger erstellen täuschend echte Websites, die das Deutschlandticket zu vergünstigten Preisen anbieten. Nach der Bezahlung erhalten die Käufer jedoch kein gültiges Ticket, sondern verlieren ihr Geld an die Betreiber dieser Fakeshops.
Phishing-E-Mails mit Rückerstattungsversprechen: Kriminelle versenden E-Mails, in denen sie eine angebliche doppelte Abbuchung des Ticketpreises behaupten und eine Rückerstattung anbieten. Durch Klick auf einen Link in der E-Mail werden die Empfänger auf eine gefälschte Webseite geleitet, wo sie ihre Bankdaten eingeben sollen, die dann von den Betrügern missbraucht werden. Lesen Sie hier mehr dazu.
Verkauf von Tickets mit gestohlenen Kontodaten: Betrüger nutzen gestohlene oder gefälschte Bankdaten, um Deutschlandtickets zu erwerben, die sie anschließend weiterverkaufen. Die rechtmäßigen Kontoinhaber bemerken die unautorisierten Abbuchungen oft erst später und müssen den Betrag zurückfordern, während die Käufer solcher Tickets bei Kontrollen als Schwarzfahrer gelten können.
Angebot von Tickets über inoffizielle Kanäle: Auf Plattformen wie Telegram oder dubiosen Websites werden Deutschlandtickets zu stark reduzierten Preisen angeboten. Diese Tickets stammen häufig aus illegalen Quellen oder sind gefälscht, was dazu führt, dass sie bei Fahrkartenkontrollen nicht anerkannt werden und die Käufer Strafen wegen Schwarzfahrens riskieren.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
- Dieser Artikel dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellt ausdrücklich keine Rechtsberatung dar, insbesondere nicht auf einen konkreten und individuellen Fall bezogen.
- Stellungnahme von D-Ticket als pdf
- bild.de: "Betrug mit Deutschlandticket: Deshalb sind Tickets plötzlich ungültig" (kostenpflichtig)
- blog.deutschlandticket.de: "Vorsicht vor Deutschlandticket-Fakes: So erkennst du den Betrug"
- netzwelt.de: "Über 1,3 Millionen Deutsche in Gefahr: Verbraucherzentrale warnt vor Deutschlandticket-Betrug"