Das steckt dahinter Eigenzulassungen: So tricksen Autohersteller mit den Zahlen
Autohersteller melden häufig Fahrzeuge auf ihren eigenen Namen an. Was hinter den Eigenzulassungen steckt und welche Marke 2024 richtig stark darin war.
Wenn die Verkaufszahlen zurückgehen, melden Autohersteller und Importeure häufig mehr Fahrzeuge auf sich selbst an, um ihre Verkaufsstatistiken zu verbessern und Marktanteile zu behaupten. Vor allem eine Marke war mit einem Eigenzulassungsanteil von über 52 Prozent im gesamten Jahr und sogar 70 Prozent im Dezember auffällig – aber dazu später mehr.
Sinkende Zulassungen
Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hervorgeht, wurden 2024 insgesamt 2.817.331 Neuwagen registriert, ein Prozent weniger als im Jahr davor und rund ein Viertel weniger als 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.
Was sind Eigenzulassungen?
Eigenzulassungen – auch taktische Zulassungen genannt – bezeichnen Fahrzeuge, die von Herstellern, Importeuren oder Händlern selbst angemeldet werden. Diese können als Vorführwagen, Flottenfahrzeuge oder Tageszulassungen erscheinen und bieten einen großen Vorteil für die Händler: Sie lassen sich oft mit minimaler Laufleistung zu attraktiven Preisen weiterverkaufen. Laut Branchenexperten gilt ein Eigenzulassungsanteil von bis zu 20 Prozent als normal; höhere Werte weisen jedoch auf strategische Manöver hin.
Aber warum das Ganze?
Eigenzulassungen dienen dazu, Verkaufsziele zu erfüllen, Überkapazitäten auszugleichen oder gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden: Händler haben häufig strenge Vorgaben der Hersteller, wie viele Autos verkauft werden müssen. Mit Tageszulassungen lassen sich die Autos zu attraktiven Preisen verkaufen, ohne dass es dafür spezielle Rabattaktionen geben muss. Hohe Marktanteile wiederum signalisieren eine hohe Nachfrage für bestimmte Hersteller, sodass möglicherweise eine Sogwirkung zugunsten einer Marke entsteht.
Und nicht zuletzt: Mithilfe rechtzeitiger Zulassungen können Unternehmen Strafzahlungen vermeiden – etwa, wenn zum Jahreswechsel neue Regularien (z. B. bei Assistenzsystemen) oder Strafzahlungen im Fall von China-Importen drohen. Sind die Fahrzeuge erst einmal zugelassen, drohen keine Schwierigkeiten – stehen sie noch beim Händler, sieht dies schwieriger aus.
Während der Covid-Pandemie gingen die Eigenzulassungen zurück, da viele Hersteller hohe Auftragsbestände abarbeiteten. Mit der Normalisierung des Marktes kehrten sie jedoch zurück – insbesondere bei elektrifizierten Fahrzeugen in einem schwachen E-Auto-Markt.
Das waren die Marken mit den höchsten Eigenzulassungsquoten 2024
Viele Hersteller haben Eigenzulassungsquoten von einem Drittel oder mehr – also Verkäufen ohne tatsächliche Nachfrage, wie der "Focus" schreibt. Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) waren die Marken MG (52,9 Prozent), Mitsubishi (61,6 Prozent), Suzuki (53,9 Prozent) und Mazda (50,3 Prozent) Spitzenreiter im Bereich der Eigenzulassungen. Besonders MG nutzte diese Strategie verstärkt zum Jahresende 2024: Im Dezember waren 70 Prozent der Zulassungen taktisch. Der Grund: die drohende Strafsteuer der EU für chinesische Autos ab November desselben Jahres. Fahrzeuge, die vor der Gültigkeit der Steuer zugelassen wurden, fielen nicht unter die Regelung.
- focus.de: "Der große Neuwagen-Schwindel: Diese Marken lassen Autos auf sich selbst zu"
- fuhrpark.de: "Eigenzulassungen: Wie Hersteller mit Zahlen tricksen"
- kfz-betrieb.vogel.de: "MG ist Eigenzulassungskönig 2024"
- kba.de: "Fahrzeugzulassungen: Pressemitteilung 01/2025"