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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Preis für das neue SUV steht fest Neuer VW Tayron: Mehr als nur ein Tiguan XL?
VW ersetzt die Tiguan Allspace-Variante durch den Tayron, der als größeres und eigenständigeres SUV auftritt. t-online hat ihn sich genauer angeschaut.
Mit dem Modellwechsel beim Tiguan hat VW die verlängerte Allspace-Variante aus dem Programm genommen. Seinen Platz nimmt künftig ein längeres SUV mit neuem Namen und mit bis zu sieben Sitzplätzen ein: der Tayron. Ist die eigenständige Bezeichnung wirklich gerechtfertigt oder verbirgt sich dahinter doch nur ein Tiguan XL? t-online hat den Check gemacht.
Beim ersten Blick auf den Tayron wird klar: Der ist mehr als der (etwas rundliche) Tiguan mit angepapptem langem Heck – auch wenn sich beide Modelle die gleiche technische Plattform teilen. Der Radstand ist um elf Zentimeter gestreckt, mit 4,77 Metern ist der Tayron ganze 23 Zentimeter länger als der Tiguan. Damit schiebt er sich in die Lücke zwischen Tiguan (4,54 Meter) und VWs Topmodell Touareg (4,87 Meter).
Eigenständiges Design und spürbar mehr Platz
Entwickelt und gebaut für Europa in Wolfsburg, ist auch sein Design eigenständig: eckig ausgeschnittene Radkästen, die 17 bis 20 Zoll große Räder beherbergen, eine deutlich höhere Front als beim Tiguan mit flacher verlaufender Motorhaube, größere hintere Seitenfenster, ausgestellte hintere Radhäuser und das Heck mit großem Schriftzug und LED-Querspange. Durch diese Details hebt sich der Tayron deutlich vom kleinen Bruder Tiguan ab.
Diese Ausmaße haben spürbare Auswirkungen auf das Platzangebot: In der zweiten Reihe des 1,66 Meter hohen SUVs sitzen auch Großgewachsene sehr bequem und luftig, die optionale dritte Sitzreihe bleibt allerdings besser Kindern vorbehalten – trotz der verschiebbaren zweiten Reihe ist es recht eng und man muss die Beine stark anwinkeln.
In den Kofferraum passt Gepäck mit einem Volumen von 750 (beim fünfsitzigen E-Hybrid) bis zu 2.090 Litern (im herkömmlichen Fünfsitzer), was rund 450 Liter mehr sind als im Tiguan. Im damaligen Allspace waren es übrigens bis zu 1.920 Liter. Im Siebensitzer schrumpft das maximale Ladevolumen auf 1.905 Liter, minimal sind es hier 345 Liter, wenn die dritte Sitzreihe hochgeklappt ist.
Übersichtliches Cockpit, große Displays
Erfreulich: Die Qualität stimmt beim ersten Eindruck überall. Das reicht von den sauber verarbeiteten Teppichen im Kofferraum über Kleinigkeiten wie Teppichkanten, die sich beim Umklappen der Sitze über den kleinen Spalt legen.
Schick geht es auch auf Fahrer- und Beifahrersitz zu. Den Armaturenträger kennen wir in Grundzügen vom Tiguan, er wurde aber im Tayron noch verfeinert und im oberen Teil mit Leisten eingerahmt. Die Materialien wirken allesamt wertig, in der "Elegance"-Ausstattungen kommt sogar offenporiges Holz in den Dekoleisten zum Einsatz. In der Mitte thront – wie bei allen aktuellen VW-Modellen – ein bis zu 15 Zoll großes Display. Hinter dem Lenkrad findet sich ein weiterer 10,25-Zoll-Bildschirm, dazu gibt es gegen Aufpreis ein Head-up-Display. Die Softwareprobleme der vergangenen Jahre hat VW hinter sich gelassen, alles läuft flüssig und weitgehend intuitiv.
Ob die Sliderflächen zur Bedienung von Lautstärke und Klimatisierung wirklich die beste Lösung sind, ist Geschmackssache – im Notfall gibt es ja noch am Lenkrad sinnvoll angeordnete Tasten und die Sprachsteuerung "Ida". Ihr kann man etwa sein Leid über zu kalte oder zu heiße Füße klagen, sie erkennt frei gesprochene Sätze und steuert entsprechend mit Heizung und Kühlung gegen. Alternativ beantwortet "Ida" per KI von ChatGPT auch alle anderen Fragen, die einen Autofahrer während der Fahrt so beschäftigen könnten.
Farben von Licht und Sound dürften sich über die sogenannten Atmospheres freuen, die sich über den Fahrerlebnisschalter mit kleinem Bildschirm in der Mittelkonsole steuern lassen. Je nach Wunsch schaltet sich die Ambientebeleuchtung in einen bestimmten Farbmodus, über das Audiosystem läuft passende Musik. Wer dann noch die aufpreispflichtige Massagefunktion und die geräuschdämpfende Akustikverglasung dazugebucht hat, könnte seinen Tayron als rollende Wellnesslounge vermieten.
Technik, wohin das Auge reicht
Wellnesslounge – dazu könnte auch das Fahrwerk passen: Wie schon der Tiguan hat auch der Tayron ein optionales, adaptives Fahrwerk mit regelbaren Zwei-Ventildämpfern, das Unebenheiten sanft ausbügeln soll und bei einem sportlicheren Fahrstil für bessere Straßenlage auf Knopfdruck härter schaltet. HD-Matrix-Scheinwerfer, die den Gegenverkehr bei eingeschaltetem Fernlicht nicht blenden und bei Nachtfahrten einen hellen Lichtteppich vor das Auto werfen, sind aufpreispflichtige, aber für Vielfahrer sicherlich praktische Helfer.
Motoren und Assistenten
Sieben Motorisierungen stehen zur Auswahl – ähnlich wie beim Tiguan, nur auf den schwächsten Benziner des Tiguan (130 PS) verzichtet der Tayron. Zwei Plug-in-Hybride (150 und 200 kW; 204 und 272 PS), ein Mild-Hybridantrieb (eTSI, 110 kW/150 PS), zwei Turbobenziner (TSI, 150 und 195 kW, also 204 und 265 PS) sowie zwei Turbodiesel (110 und 142 kW, also 150 und 193 PS) sind im Angebot. Geschaltet wird ausschließlich per automatischem Doppelkupplungsgetriebe, der stärkere Diesel und die Turbobenziner sind mit Allradantrieb ausgerüstet.
Bei den Assistenten fährt VW die volle Palette an Möglichkeiten auf – vom Anhängerassistenten beim Allradmodell über automatische Ein- und Ausparkfunktionen, oder der Travel Assist, der mehrere Systeme wie den adaptiven Tempomaten und Lenkunterstützung kombiniert.
Bestellstart, Ausstattungen und Preis
Noch im Herbst soll der Vorverkauf starten. Bestellbar ist der Tayron dann in den Ausstattungslinien "Life" (3-Zonen-Klimaautomatik, Ambientebeleuchtung, Sonnenschutzjalousien in den Fondtüren, LED-Scheinwerfer, Assistenzpaket, Rückfahrkamera), "Elegance" (Echtholz-Applikationen, geräuschdämmendes Glas, elektrische Heckklappe, Parkassistent) und "R-Line" (Sportsitze, Alu-Dekor, Kurvenlicht).
Fazit
Der Tayron ist mehr als ein großer Tiguan – vor allem, was das eigenständige Design betrifft. Klar, vor allem bei der Technik findet man sehr viele Ähnlichkeiten zu Tiguan und Passat. Das ist der Baukastenstrategie der Marke geschuldet. Platzangebot und Ausstattungsmöglichkeiten überzeugen, die Vielzahl der Optionen wirkt beinahe einschüchternd. Mit seinem Package rückt der Tayron dem Flaggschiff Touareg ziemlich dicht auf die Pelle, hält aber einen gewissen Höflichkeitsabstand. Der Basispreis von 45.000 Euro ist natürlich eine Ansage – wer hier und da noch ein Kreuzchen in der Aufpreisliste macht, dürfte die 60.000-Euro-Marke rasch sprengen.
Los geht es beim Tayron bei rund 45.000 Euro. 45.475 Euro bestellen! Mit Diesel (ab 53.840 Euro) und Plug-in-Hybrid (ab 53.425 Euro), wird es jeweils deutlich teurer. Die R-Line gibt es ab 59.065 Euro.
Das ist auf den ersten Blick deutlich teurer als der Tiguan, der bei 38.250 Euro startet, aber einen niedrigen Ausstattungslevel ("Tiguan") und einen 96-kW-(131 PS)-Benziner als Basismotor hat. Vergleicht man Tiguan und Tayron mit gleichem Ausstattungslevel ("Life") und gleichem Motor mit 110 kW/150 PS, liegt der Preisunterschied bei rund 2.200 Euro.
- Pressematerial von Volkswagen
- Eigene Eindrücke