Durch versteckte Tricks Autos werden billiger
Viele Hersteller machen ihre Autos billiger – aber nicht offen. Sie verstecken die Rabatte in neuen Ausstattungslinien und Extras. Warum scheuen die Hersteller direkte Preissenkungen?
Nach fest kommt bekanntlich locker: So mancher Hersteller hat die Preisschraube kräftig überdreht – die Kunden akzeptieren die immer höheren Kosten nicht mehr. Die Autohersteller müssen umdenken. Sie suchen nach Wegen, Autos günstiger anzubieten, ohne die Preise allzu offensichtlich zu senken.
Viele Hersteller verstecken ihre Preisnachlässe
So mancher Preisvorteil wird durch eine neue Variante oder ein umfangreicheres Ausstattungspaket kaschiert:
- So gibt es den BMW iX "Edition Sport" mit Metalliclack und Leichtmetallfelgen zum Preis der Basisversion.
- Mercedes macht den ehemals 7.200 Euro teuren Bedienbildschirm "Hyperscreen" beim EQS zur Serienausstattung.
- Renault führt beim Mégane E-Tech neue Varianten ein und senkt dabei den Einstiegspreis um bis zu 6.700 Euro auf 35.600 Euro.
- Der Renault Kangoo E-Tech ist jetzt serienmäßig mit Multimediasystem und digitalem Cockpit ausgestattet – und 3.550 Euro günstiger als bisher.
- Toyota führt eine neue Basisversion des RAV4 Plug-in-Hybrid für 52.790 Euro ein und senkt die Preise der bestehenden Modelle um 3.000 Euro.
Warum versteckte Rabatte?
Martin Endlein von der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) erklärt auf "automobilwoche.de": "Durch den Verzicht auf plakative Preissenkungen schonen die Hersteller und Importeure die Restwerte."
Denn sinkende Neuwagenpreise entwerten auch Gebrauchtwagen. Das könnte Leasinganbieter und Autobanken in Schwierigkeiten bringen. Deshalb wird der Preisverfall geschickt getarnt.
Kein genereller Preisverfall in Sicht
Trotz einiger Vergünstigungen rechnet die DAT nicht mit einem generellen Rückgang der Neuwagenpreise. EU-Vorgaben für mehr Sicherheit und weniger Emissionen dürften Autos weiter verteuern.
So teuer wurden Neuwagen
Die Preise für Neuwagen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zwischen 2017 und Mai 2023 kletterte der Durchschnittspreis aller in Deutschland angebotenen Modelle von 46.490 Euro auf 59.972 Euro – ein Plus von 28 Prozent.
Ein Grund für den Preisanstieg war die weltweite Chipknappheit, die durch Lieferkettenprobleme und den Ukraine-Krieg noch verstärkt wurde. Aber auch die Strategie der Hersteller spielt eine Rolle: Sie bieten kaum noch Rabatte und haben ihre Modellpaletten gestrafft. Günstige Varianten verschwinden, stattdessen dominieren höherpreisige Modelle mit mehr Ausstattung.
Ein Beispiel: 2021 kostete ein VW Golf mit 90 PS noch 20.700 Euro. Im Jahr 2023 startete der Golf bei 31.145 Euro – allerdings mit 130 PS. Derzeit liegt der Basispreis bei 28.330 Euro. Wer weniger Leistung will, hat keine günstigere Wahl mehr. Ähnlich beim Fiat Tipo: Statt 17.490 Euro für 100 PS (2021) kostete er als 130-PS-Hybrid mindestens 31.490 Euro. Auch Kleinwagen wie der Fiat 500 wurden teurer: Sein Einstiegspreis steigt von 13.000 Euro auf 17.490 Euro.
- automobilwoche.de: Wie die Hersteller unauffällig ihre Preise senken
- adac.de: Autopreise: Neuwagen immer teurer. Doch muss das sein?