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SUV in der Innenstadt: Kommt jetzt das Verbot?


Adieu, SUV!
Vertreiben auch deutsche Städte schwere Autos?

Von t-online, mab

05.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Auch in Deutschland umstritten: SUV sind die beliebtesten Autos – und gleichzeitig wohl auch die unbeliebtesten.Vergrößern des Bildes
Auch in Deutschland umstritten: SUVs sind die beliebtesten Autos – und gleichzeitig wohl auch die unbeliebtesten. (Quelle: Stefan Zeitz via www.imago-images.de)

SUVs unerwünscht: Paris wird das Parken der schweren Autos drastisch verteuern. Deutschlands Städte schauen sehr genau auf Frankreichs Hauptstadt. Ziehen sie nach?

Paris zieht es durch. Nach dem Bürgerentscheid vom Wochenende steht fest: Ab dem 1. September werden sich die Parkgebühren in der französischen Hauptstadt für viele Autofahrer verdreifachen. Angesichts der hohen Kosten dürfte sich mancher SUV-Fahrer dann den Trip in die Hauptstadt einmal mehr überlegen. Die höheren Parkgebühren sind eine Idee, die auch in Deutschland auf Interesse stößt.

Mehrheit der Stimmen für die Initiative

Seit Jahren setzt sich die Pariser Stadtverwaltung für mehr Grün und weniger Autos auf den Straßen ein. In einem Bürgerentscheid hat sich eine Mehrheit derjenigen, die abgestimmt haben, nun dafür ausgesprochen, die Parkgebühren für bestimmte Autos deutlich zu erhöhen.

Künftig müssen Besucher für das einstündige Parken von SUVs und anderen schweren Autos in der Innenstadt 18 statt bisher sechs Euro bezahlen. Wer sechs Stunden parkt, muss sogar mit 225 Euro rechnen – bisher waren es 75 Euro. In den Außenbezirken werden zwölf statt bisher vier Euro fällig.

Allerdings sind nicht alle von den höheren Gebühren betroffen: Anwohner, Handwerker und Pflegedienste sind ausgenommen. Die Regelung betrifft nur Verbrennungs- und Hybridmodelle ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen.

Rund 1,3 Millionen Pariser waren zur Abstimmung unter dem Motto "Mehr oder weniger SUVs in Paris" aufgerufen, an der sich rund sechs Prozent beteiligten. 54,5 Prozent stimmten für die Erhöhung der Parkgebühren, 45,5 Prozent waren dagegen.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo erklärte nach der Entscheidung: "Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden sicher folgen." Schwere Autos würden sowohl die Umwelt als auch die Sicherheit belasten.

Grüne Welle in Paris

Hidalgo hat Paris auf einen umweltfreundlichen Kurs gebracht und erhält dafür viel Zustimmung. Das gesamte Stadtgebiet ist inzwischen als Tempo-30-Zone ausgewiesen, mehr als 1.000 Kilometer Radwege wurden ausgebaut. Auf wichtigen Verkehrsachsen dürfen nur noch Fahrräder, Taxis und Busse fahren.

So ist in den letzten zehn Jahren die Zahl der Autos in Paris um 90.000 zurückgegangen – während beispielsweise in Deutschland immer mehr Autos zugelassen werden. Jeder dritte Einwohner nutzt die Leihfahrräder des Anbieters Vélib. Die Stadt hat sich zu einer Fahrradstadt entwickelt. Außerdem wird sie massiv begrünt, was vor künftigen Rekordhitzewellen schützen und die Lebensqualität steigern soll.

Die Umweltschutzbemühungen tragen Früchte. Sogar das Badeverbot in der Seine wird in diesem Jahr aufgehoben. Zunächst für die Schwimmer der Olympischen Sommerspiele, ab 2025 für alle. 100 Jahre lang war der Fluss zu schmutzig zum Baden.

Deutsche Städte schauen auf den Nachbarn

In Deutschland wird die Entwicklung in Paris aufmerksam verfolgt. Der Oberbürgermeister von Hannover etwa, Belit Onay (Grüne), befürwortet höhere Parkgebühren für SUVs. Und er ist nicht der Einzige. Auch die Deutsche Umwelthilfe forderte kürzlich deutsche Städte auf, ihre Gebühren für große Geländewagen anzupassen – während der ADAC dagegen ist. Klar sei, dass der Parkdruck auch in den deutschen Innenstädten steige. "Aber nach Ansicht des Mobilitätsclubs müssen Parkgebühren dennoch fair und in der Differenzierung sachlich begründbar sein", teilt der ADAC auf Anfrage von t-online mit. Das sei in dem Pariser Modell nicht der Fall.


Quotation Mark

Ich habe deshalb große Sympathien für eine Preisstaffelung der Parkgebühren nach Länge der Fahrzeuge.


Belit Onay, Oberbürgermeister Hannover


Um die Veränderungen im Verkehrssektor wird besonders hart gerungen, insbesondere um den Ausbau von Radwegen und die Reduzierung von Autospuren. Immer wieder stoßen – wie zuletzt in Gießen – geplante Verkehrsumgestaltungen zugunsten des Radverkehrs auf heftigen politischen Widerstand.

Darum ging es in Gießen

Auf dem Anlagenring, einer vierspurigen Ringstraße, sollten Autofahrer nur noch die beiden äußeren Spuren befahren dürfen. Die beiden inneren Spuren waren für Radfahrer und Busse vorgesehen. Der Versuch war zunächst auf ein Jahr angelegt, der Umbau lief bereits. Dann klagten Anwohner, und ein Gericht erklärte das Projekt für rechtswidrig.

Das Beispiel Gießen zeigt, wie schnell städtebaulicher Wandel von der Realität eingeholt werden kann. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen deutschen Städten zu beobachten. Berlins derzeitiger Senat aus CDU und SPD etwa dreht viele Beschlüsse zurück, die von der rot-grün-roten Vorgängerregierung getroffen wurden. Oft ist dabei von Ideologie, Verbotskultur und Umerziehung die Rede.

Die Gegner der Veränderungen sehen ihre Freiheit und Vernunft infrage gestellt, während die Befürworter des Wandels den notwendigen Strukturwandel im Verkehrssektor für unabdingbar halten. Ihr Kräftemessen geht häufig zugunsten der Gegner aus.

Dennoch gibt es auch Beispiele, in denen der Wandel wirklich vollzogen wird. Frankfurt hat kürzlich Pläne für eine autoarme Innenstadt angekündigt, und in Berlin werden trotz des politischen Wandels weiterhin geschützte Radwege gebaut. In Hamburg ist der Autoverkehr seit dem Jahr 2000 um ein Fünftel zurückgegangen, der Radverkehr hat sich mehr als verdoppelt. Viele Städte fördern Carsharing und weiten autofreie Zonen aus. Von weitreichenden Beschlüssen wie in Paris sind die meisten deutschen Städte allerdings immer noch weit entfernt.

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