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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer Kleinwagen im Fahrbericht Colt und Co.: So will Mitsubishi wieder in Deutschland punkten
Kennen Sie dieses Auto? Mitsubishi legt mit dem Colt ein Traditionsmodell neu auf – mit Technik von Renault. Was ihn besonders macht und was noch kommt.
Eigentlich war Mitsubishi in Deutschland schon fast tot. Noch vor drei Jahren verkündeten die Japaner, dass sie bis auf Weiteres keine neuen Modelle mehr für Europa entwickeln wollen. Das lag vor allem an den hohen Entwicklungskosten.
Doch dann kam das SUV Eclipse Cross als Plug-in-Hybrid und verkaufte sich gut im Verhältnis zum Marktanteil von Mitsubishi in Deutschland (2020 gut zwei Prozent, aktuell auch aufgrund von Lieferproblemen etwa ein Prozent): 19.000 Fahrzeuge verließen 2022 die Autohäuser. Gleichzeitig lief das große SUV Outlander aus, der kleinere ASX war veraltet. Zwei Fahrzeuge in der Modellpalette, der günstige Space Star und der Eclipse Cross, reichten auf Dauer nicht aus.
Neuer Mitsubishi Colt: Ein gelifteter Clio
Doch in Allianz mit Renault und Nissan ist Mitsubishi wieder da. Nach der Neuauflage des ASX steht der Kleinwagen Colt in den Startlöchern. Ein Modellname mit Geschichte: 1978 kam der Colt nach Europa, in sechs Generationen wurden allein in Deutschland 420.000 Autos verkauft. Generation sieben dürfte so manchem bekannt vorkommen: Sie basiert auf Technik von Kooperationspartner Renault und ist in weiten Teilen ein Clio mit Detailänderungen.
Mitsubishi ASX und das Badge Engineering
Auch der neue ASX (lesen Sie hier mehr) basiert auf Renault-Technik und ist weitgehend ein Captur mit Mitsubishi. Dahinter steckt das sogenannte Badge Engineering: gleiches Auto, unterschiedliche Logos.
Beim Badge-Engineering handelt es sich um einen Ausdruck, der vor allem in der Auto-, Elektronik- und Lebensmittelindustrie vorkommt: Ein Hersteller entwickelt ein Produkt, andere übernehmen es und bringen ihr Logo (englisch: "Badge") an.
Das "Engineering", also Konstruieren, ist dabei ironisch gemeint – schließlich fällt kein großer Aufwand bei der Konstruktion an. In der Autobranche ist das Vorgehen weit verbreitet.
Beispiele: Aus dem Audi 50 wurde der erste VW Polo, Citroën C1, Toyota Aygo und Peugeot 107 waren baugleich, ebenso VW Up und Seat Mii.
Hauptgrund ist die Kostenersparnis, teils kaufen Hersteller auch Autos anderer Marken an, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern, so wie bei Suzuki: Der Swace ist eigentlich ein Toyota Corolla. Weil Suzuki keine sparsamen Hybrid-Modelle hat, gingen die Japaner mit Toyota die Kooperation ein, um den Durchschnittsverbrauch ihrer Modellpalette zu senken.
Vor allem die Frontpartie mit viel Chrom und den Mitsubishi-Diamanten hebt sich vom frisch gelifteten Franzosen ab, der stärker auf glatte Flächen setzt. Am Heck des Colt fallen besonders der breite Schriftzug und der Knubbel für die Rückfahrkamera auf.
Innen erwartet den Fahrer eine aufgeräumte und gut verarbeitete Kommandozentrale mit einem Touchscreen in der Mitte (je nach Ausstattung 7 oder 9,3 Zoll groß) sowie ein digitales Kombiinstrument mit entweder 7 oder 10,25 Zoll Größe (in der Topversion). Mit etwas Eingewöhnung finden sich die wichtigen Funktionen in dem etwas trägen Infotainmentsystem recht schnell.
Drei Ausstattungslinien mit den Namen Basis, Top und Plus sind erhältlich: In der Grundversion sind bereits Fahrassistenten wie ein Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, eine Verkehrszeichenerkennung, ein aktiver Spurhalteassistent sowie ein Auffahrwarnsystem mit Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung und ein Notbremsassistent enthalten. In der Topversion kommen noch solche wie eine 360-Grad-Umgebungskamera, ein Fernlichtassistent, einen Totwinkelassistent oder ein Parkassistent hinzu.
Einstiegsmotor ist ein Einliter-Dreizylinder-Benziner mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe, 67 PS sowie einem Drehmoment von 95 Nm. Ihn gibt es auch mit Turbo, 91 PS stark und mit Sechsgang-Schaltgetriebe. An der Spitze der Motorenpalette steht ein Vollhybridantrieb (HEV) mit Automatik, der eine Systemleistung von 103 kW (140 PS) entwickelt. Das Hybridsystem kombiniert einen 1,6-Liter-Benzinmotor mit einem 36-kW-Elektromotor.
So fährt er
Bei der Fahrwerkabstimmung hat Mitsubishi im Vergleich zum Renault Clio nichts verändert. Gut so: Der Colt liegt satt auf der Straße, ist eher leicht sportlich als ultra-komfortabel abgestimmt. Der gefahrene Hybrid mit dem Multi-Mode-Automatikgetriebe (ab 25.990 Euro) machte dabei weitgehend eine gute Figur: Vor allem in Ortschaften rollt der Colt fast komplett elektrisch und somit fast lautlos, nur bei einem stärkeren Einsatz des Gaspedals schaltet sich der Verbrenner dazu.
Einzig auffälliger Schwachpunkt: Bei Geschwindigkeiten rund um die 50 km/h braucht das Getriebe zu lang, um einen Gang hochzuschalten. Der Verbrenner brummelt bis dahin mit recht hohen Drehzahlen, sodass man sich Schaltwippen am Lenkrad wünscht, um manuell einen höheren Gang einzulegen.
Außerorts bringt das Verbrenner-Elektro-Gespann seine 140 PS Leistung gut auf die Straße, wenn sich der Benziner dazuschaltet. Und der Verbrauch? Bei der 50 Kilometer langen Testrunde durch Dörfer und über Landstraßen lag er bei 4,7 Litern – etwas mehr als Mitsubishi verspricht (4,1 Liter). Lenkung und Antrieb lassen sich individuell einstellen: So lenkt der Colt im Sport-Modus deutlich direkter ein und reagiert schneller aufs Gaspedal, wogegen im Eco-Modus die Effizienz im Vordergrund steht.
Preise
Zu Preisen ab 15.590 Euro ist der neue Mitsubishi Colt bereits bestellbar. Der Einführungsrabatt von 2.000 Euro gilt bis Ende Oktober, danach werden mindestens 17.590 Euro fällig. Damit ist er aktuell ein Preistipp: Der frisch geliftete Renault Clio kostet ab 18.250 Euro, jedoch sollten Sie auch auf die jeweils angebotenen Ausstattungen vergleichen.
Und noch einen Vorteil hat der Colt: Im Gegensatz zum Clio hat er fünf statt zwei Jahre Herstellergarantie – und für "kleines Geld", so der Hersteller, sei auch eine Anschlussgarantie für weitere drei Jahre erhältlich (rund 150 Euro, hieß es). Auf die Fahrbatterie gibt es acht Jahre (bis zu 160.000 Kilometer) Garantie.
Das plant Mitsubishi für die Zukunft: Outlander und E-Auto
Die beiden Modelle ASX und Colt seien ein wichtiger Schritt und der Auftakt für eine längerfristig angelegte Plattformstrategie, heißt es von Mitsubishi. Auf Basis der gemeinsamen technischen Basis sollen sich kommende Fahrzeuge auch wieder stärker voneinander unterscheiden.
Im kommenden Jahr bringen die Japaner in Deutschland den neuen Outlander auf den Markt. Laut Unternehmensangaben gibt es eine große Kundengruppe, die auf einen Nachfolger wartet. In Ländern wie den USA ist der Outlander bereits erhältlich, nach Deutschland soll dann eine technisch überarbeitete Facelift-Variante kommen. Dabei handelt es sich wieder um einen Plug-in-Hybrid, der etwas größer und breiter ausfällt. In Sachen Vernetzung soll er deutlich fortschrittlicher sein als die vorherige Generation.
Zudem ist für 2025 das erste vollelektrische Modell nach dem Kleinstwagen i-MiEV geplant. Details dazu gibt es jedoch noch nicht.
Laut Mitsubishi spielt für die Markenidentität vor allem das Thema Erreichbarkeit eine Rolle. Das betreffe sowohl die Preisgestaltung als auch die Nähe zu den Händlern. "Qualität, Funktionalität, ein hoher Praxisnutzen und ein solides Grundgefühl" seien wichtige Aspekte bei der Vermarktung, heißt es.
In diesem Zusammenhang kam die Sprache auch auf den Space Star, der mit einem Preis ab 11.990 Euro zu den letzten vier Neuwagen in Deutschland für unter 15.000 Euro zählt: Er wird zunächst weiter laufen, mindestens noch ein Jahr. Aufgrund der immer strengeren Abgasnormen und steigender Kosten ist jedoch zu bezweifeln, ob es einen Nachfolger auf einem ähnlich günstigen Preisniveau geben wird.
Fazit
Ja, der Colt ist weitgehend ein Klon des Renault Clio – was ihn nicht zu einem schlechteren Auto macht. Er fährt angenehm und ist zumindest befristet deutlich günstiger als der Franzose. Jetzt kommt es auf die folgenden Neuvorstellungen an, welche Rolle Mitsubishi künftig auf dem deutschen und europäischen Markt spielen wird.
- Mitsubishi-Pressematerial
- Eigene Fahreindrücke
- Gespräche im Rahmen einer Fahrvorstellung
- Mit Material der Nachrichtenagentur SP-X