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Todesfalle Leitplanke: So gefährlich sind sie


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Für moderne Autos viel zu schwach
Leitplanken: "Motorräder und Lkw wurden vergessen"


Aktualisiert am 24.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Das Motorrad eines der Verunfallten ist unter einer Leitplanke engeklemmt. Nach dem anderen Fahrer wird noch gefahndet.Vergrößern des Bildes
Durchgerutscht: Das Motorrad eines Verunfallten ist unter einer Leitplanke eingeklemmt. (Quelle: Rheinlandmedia.tv/leer)
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Bei einem Unfall sollen sie das Auto abbremsen und bei einer Panne Schutz bieten. Doch Leitplanken werden immer häufiger zu einer ernsten Gefahr.

Ein Porsche, der nach einer zu schnellen Fahrt auf regennasser Fahrbahn an der Leitplanke entlangschlittert und schließlich auf ihr landet, als wäre er dort mit einem Kran abgestellt worden: ein Unfall, der glücklicherweise glimpflich verlaufen ist. Schließlich hat das sogenannte Rückhaltesystem seinen Sinn erfüllt und den Fahrer vor Schlimmerem bewahrt.

Doch längst sind Leitplanken und auch die Schutzwände aus Beton an deutschen Schnellstraßen nicht mehr sicher genug, um einen Großteil der Unfälle abzufedern. Das ergab eine Studie der Deutschen Versicherer (GDV): Autos sind in den vergangenen Jahren immer schwerer und höher geworden, ob durch den SUV-Boom oder E-Autos mit ihren dicken Akku-Paketen. 2020 wog ein durchschnittlicher Neuwagen 1,6 Tonnen.

Die Testnormen für Leitplanken stammen hingegen aus den 1980er-Jahren, als Autos noch deutlich leichter und niedriger waren. Hauptsächlich werden die Rückhaltesysteme mit Autos zwischen 900 Kilo und 1,5 Tonnen Gewicht getestet. Heißt: Sie halten die Wucht der schweren Fahrzeuge gar nicht aus.

Leitplanken: So werden sie zugelassen

Wie ein sogenanntes Rückhaltesystem gebaut sein muss, regelt unter anderem die europäische Norm DIN EN 1317. Für die Zulassung müssen auch Crashtests absolviert werden, je nach Abschneiden des jeweiligen Modells wird es einer bestimmten Schutzklasse zugeordnet und für bestimmte Zwecke freigegeben, schreibt "Auto Motor und Sport". Doch die Anforderungen in den Crashtests stammen aus den 1980er-Jahren, die Autos waren damals deutlich leichter.

Autos wie SUV und Transporter überwinden solche Leitplanken oder werden von Betonwänden so zurückgeschleudert, dass die Insassen schwer verletzt werden. Zudem lösen die Airbags unter Umständen nicht richtig aus.

Solche Mängel können im Ernstfall auch für die Insassen von Autos gefährlich werden, die wegen einer Panne aussteigen und wie vorgeschrieben hinter einer Leitplanke auf Hilfe warten: Möglicherweise bietet sie dann nicht den Schutz, den sie verspricht, wenn ein anderes Auto im schlimmsten Fall dagegen prallt.

Bessere Konstruktionen könnten in zehn Prozent der Unfälle die Schwere der Verletzungen vermindern, heißt es von der Unfallforschung des GDV. Sie dürften also ruhig härter gebaut sein, um ein Überfahren oder einen Überschlag zu verhindern – und in den Tests sollten den Forderungen zufolge moderne Autos und zeitgemäße Simulationen zum Einsatz kommen.

Leitplanken: Todesgefahr für Motorradfahrer

Doch nicht nur für moderne Autos sind Leitplanken eine Gefahr: "Bei der Konzeption von Leitplanken wurden Motorräder und Lkw vergessen", sagt Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM). Besonders fatal seien die oft scharfkantigen Pfeiler, an denen die Leitplanken aufgehängt werden. Daran verletzen sich Motorradfahrer immer wieder schwer oder kommen sogar zu Tode. Andererseits können Motorradfahrer bei einem Sturz unter der Leitplanke hindurchrutschen und mit einem Körperteil hängenbleiben, warnt der Autofahrerclub ACE. Auch hier sind schwerste Verletzungen möglich.

Der BVDM hat Ende der 1980er-Jahre die sogenannten Anpralldämpfer entwickelt, die um die scharfkantigen Pfosten der Leitplanken gewickelt werden. Anfang der 90er wurden sie für den Straßenverkehr zugelassen. Zudem habe der Verband den ersten Unterfahrschutz nach dem Euskirchener Modell in Deutschland installiert, berichtet Michael Lenzen. Diese bauliche Verlängerung der Leitplanke nach unten mindert die Wucht beim Aufprall.

Sichere Kleidung bei einem Zusammenstoß mit einer Leitplanke gibt es nicht: Zwar ist eine gute Grundausrüstung inklusive einer Airbag-Weste oder noch besser einer Airbag-Kombi das A und O auf dem Motorrad. Doch vor den Folgen einer Kollision mit einer Leitplanke kann auch Motorradkleidung nicht schützen, mahnt der ACE.

Leitplanken müssen neu gedacht werden

"Und auch diese Umbauten sind nur eine Notlösung", sagt Lenzen vom BVDM. Grundsätzlich müsse über Leitplanken neu nachgedacht werden – und zwar individuell für jede Strecke. "Dabei müssen alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden, ob Fußgänger, Radfahrer, Autos oder Lkw", so Lenzen. Denn je nach Fahrzeuggewicht seien die Anforderungen vollkommen unterschiedlich.

"Am wichtigsten ist es zu verhindern, dass Unfälle überhaupt geschehen", sagt Lenzen. Das kann zum einen die bauliche Gestaltung der Straßen sein, aber auch das Fahrverhalten jedes Einzelnen, ob Auto- oder Motorradfahrer, heißt es vom ACE: Das beinhaltet, sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu halten und vorsichtiger mit sich selbst umzugehen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur SP-X
  • Interview mit dem ACE
  • Interview mit Michael Lenzen vom BVDM
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