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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Öko-Test" prüft Scheideninfektionen: Welches Mittel "mangelhaft" ist
Beschwerden im Intimbereich sind lästig. Umso wichtiger ist es, dass sie schnell gelindert werden. "Öko-Test" hat 16 Präparate untersucht – und dabei aufgedeckt, wie ein Unternehmen lasche Regeln ausnutzt.
Es juckt und brennt im Intimbereich: Bei Frauen handelt es sich in diesem Fall oft um eine Infektion. Viele greifen dann zu einem rezeptfreien Medikament aus der Apotheke – doch nicht jedes ist wirklich wirksam. "Öko-Test" hat 16 solcher Präparate und ein Medizinprodukt, das auch in Drogerien verkauft wird, getestet. Das Ergebnis zeigt: Ein Produkt nutzt eine Rechtslücke dreist aus.
Großteil der Scheidenpilzmedikamente ist "gut"
Von den getesteten Arzneien sollen zwölf gegen Scheidenpilz, vier gegen bakterielle Infektionen und eines gegen beide Arten von Erkrankungen helfen. Von den Mitteln gegen Scheidenpilz sind elf "gut". Darunter ist auch das günstigste Produkt des Tests: Die "Clotrimazol AL 2 % Vaginalcreme" kostet 4,39 Euro. Die Note wird unter anderem mit dem Gehalt von PEG/PEG-Derivaten begründet. Die Stoffe stehen im Verdacht hormonell zu wirken.
Das Mittel "Fenizolan Kombi, Vaginalkapsel und Creme" enthält zudem auch problematische aromatische Mineralölbestandteile (MOAH). In diesen können sich auch krebserregende Stoffe befinden. Das Produkt wird von "Öko-Test" mit "befriedigend" bewertet.
Welches Produkt am besten gegen bakterielle Scheideninfektionen hilft
Nicht immer ist Scheidenpilz für Beschwerden im Intimbereich verantwortlich. Es kann sich auch um eine Infektion mit Keimen wie Gardnerella vaginalis oder anderen Bakterien handeln. "Öko-Test" hat auch rezeptfreie Mittel gegen diese Erkrankung überprüft.
Nur ein Produkt ist "gut". "Fluomizin, Vaginaltabletten" enthält den Wirkstoff Dequaliniumchlorid. Da dieser reizend wirken kann, wertet "Öko-Test" das Mittel von "sehr gut" ab.
So dreist wirbt ein Produkt gegen bakterielle Infektionen
Das getestete Medizinprodukt "Multi-Gyn Actigel" macht eine Schwäche im Medizinproduktrecht deutlich: Das Mittel darf angeboten werden, weil es eine Konformitätsbewertung einer unabhängigen, aber vom Hersteller beauftragten Prüf- und Zertifzierungsstelle bekommen hat.
Diese Bewertung würde für die Zulassung von Arzneimitteln nicht ausreichen. Selbst das Unternehmen, dass die Bewertung durchgeführt hat, gibt zu, dass diese als "Kommunikationsinstrument" genutzt würde – und nicht als wissenschaftliche Veröffentlichung. "Öko-Test" sieht die Wirksamkeit des Medizinprodukts auf Grund von methodischen Unzulänglichkeiten nicht als belegt an und bewertet das Produkt nur als "mangelhaft."
Wann Frauen zu rezeptfreien Mitteln greifen sollten
Frauen, die mit Beschwerden im Intimbereich zu kämpfen haben, sollen erst dann zu rezeptfreien Medikamenten greifen, wenn ein Arzt abgeklärt hat, um welche Art der Erkrankung es sich handelt.
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Von Hausmitteln wie in Joghurt getränkten Tampons oder dem Föhnen der Scheide nach dem Geschlechtsverkehr rät "Öko-Test" ab. Sie seien gegen die Beschwerden wirkungslos beziehungsweise können diese sogar verstärken.
- Testergebnisse "Öko-Test"