Aussichten auf Sommerurlaub "Wir glauben, dass Reisen nach Kroatien 2020 möglich sein werden"
Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Corona-Pandemie führt zu drastischen Kontaktverboten in Europa. Der Sommerurlaub steht auf der Kippe. Kroatien macht als eines der ersten Länder Hoffnung auf Urlaub. Im Interview mit t-online.de erklärt der Tourismusexperte Romeo Draghicchio, wie das funktionieren könnte.
Am Mittwoch hat das Auswärtige Amt in Berlin seine weltweite Reisewarnung bis 14. Juni verlängert. Trotzdem beginnen Länder wie Österreich und Kroatien mit ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen, die auch Touristen betreffen. Kroatien hat dazu konkrete Pläne im Gepäck. Das Land hatte schon früh strenge Corona-Regeln erlassen und registriert eine relativ geringe Zahl an Corona-Infizierten.
Im Interview mit t-online.de erklärt Romeo Draghicchio, der Direktor der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Deutschland, was sein Land für die Sommersaison 2020 plant und wie Besucher aus Deutschland wieder nach Kroatien reisen könnten.
t-online.de: Kroatien ist eines der ersten Länder, das Touristen jetzt wieder einlädt. Wie genau soll das ablaufen?
Romeo Draghicchio: Die kroatischen Behörden haben einen "Drei-Schritte-Plan" verabschiedet, um das Leben wieder zu normalisieren. Ab Montag, 27. April, öffnen wieder alle Geschäfte außer den Einkaufszentren. Alle Dienstleister, die keinen unmittelbaren Kontakt mit den Kunden haben, arbeiten wieder. Der Nahverkehr nimmt den Betrieb wieder auf, und Museen, Galerien und Kultureinrichtungen sind wieder zugänglich.
Der zweite Schritt folgt ab 4. Mai. Dann können auch Dienstleister, die Kontakt mit Kunden haben, wieder ihre Arbeit aufnehmen. Aber unter Einhaltung rigoroser hygienischer Maßnahmen. Auch alle Gesundheitseinrichtungen sollten dann wieder arbeiten.
Ab 11. Mai können Einkaufszentren öffnen und Ansammlungen bis zehn Personen werden wieder erlaubt. Auch die Gastronomie wird Kunden auf den Terrassen wieder bedienen können. Hotels und Campingplätze planen dann auch, unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen, wieder Gäste unterzubringen.
Die EU-Tourismusminister besprechen aktuell Corona-Maßnahmen für den Tourismus. Was erhoffen Sie sich für Kroatien?
Kroatien hat in der Corona-Krise sehr auf die Gesundheit und auf die Sicherheit der Bevölkerung geachtet. Es wurden konkrete Distanzierungsmaßnahmen eingeführt. Dies hat so gut gewirkt, dass die Infektionsrate sehr niedrig blieb. Insgesamt gab es in Kroatien bisher nur 2.000 Corona-Fälle. Das sind Voraussetzungen, die uns hoffen lassen, dass wir das Land für Touristen langsam und kontrolliert öffnen können. Das war auch ein Thema bei der EU Tourismusministerkonferenz. Die Minister haben über gemeinsame Protokolle für die Ein- und Ausreise der Gäste, sowie über die Gutscheinlösung diskutiert. Es wird jetzt über bestimmte Korridore für Touristen, die 2020 nach Kroatien reisen können, diskutiert. Wie sich die Lage entwickeln wird, ist noch nicht einschätzbar, aber wir hoffen und arbeiten daran, dass eine Tourismussaison in den Sommermonaten 2020 stattfinden kann.
Was bedeutet das für die touristische Infrastruktur. Können die Highlights wie die Plitvicer Seen oder die Altstadt von Dubrovnik dann wieder besucht werden?
Das Leben soll langsam wieder zur Normalität zurückkehren und alle Attraktionen sollen wieder zugänglich werden. Dafür werden Maßnahmen ergriffen, um die Besucher zu steuern und zu reduzieren. Die Nationalparks werden am 11. Mai wieder öffnen. Das wird interessante Auswirkungen haben. Die Anzahl der Touristen, die sich in den verschiedenen Destinationen befinden werden, wird geringer sein als sonst. Für Gäste und Einheimische wird es eine außergewöhnliche Erfahrung sein.
Haben Sie keine Angst vor einer zweiten Welle, und dass durch eingereiste Touristen die Infektionszahlen in ihrem Land wieder steigen könnten?
Es ist sehr schwer, die Entwicklung der Lage vorherzusagen. Aber die Erfahrungen zeigen, dass sich mit Disziplin und Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen die Ausbreitung des Virus eindämmen lässt. Und bei der Einführung aller Maßnahmen wird weiter auf die Empfehlungen der Epidemiologen geachtet.
Gibt es auch einen Plan, wenn die Infektionsrate durch die Grenzöffnung für Touristen wieder steigen würde?
Kroatien wird nicht das einzige Land sein, das in einem gewissen Zeitraum die Einreise der Touristen ermöglichen wird. Diese Entscheidung wird, nach Absprache, auf europäischer Ebene getroffen. Wir glauben, dass die Entscheidungen gut abgewogen werden und dass sich alle an die Regeln halten werden. Dann wird das Risiko einer neuen Ausbreitung des Virus minimiert.
Wie wichtig sind deutsche Touristen für Ihr Land?
Die Deutschen stellen die größte Touristengruppe in Kroatien. Von den 18 Millionen Gästen aus dem Ausland, die jährlich nach Kroatien kommen, sind drei Millionen aus Deutschland. Das sind ca. 20 Prozent aller Gäste. Die Deutschen nutzen in Kroatien auch alle Unterkunftsarten, die wir anbieten: von Hotels, Campingplätzen, Ferienhäusern und Ferienwohnungen bis zu Segelschiffen. Wir hoffen, dass sich diese Position auch in diesem besonderen Jahr bestätigen kann.
Die Einreisesperre für Kroatien gilt aktuell bis 18. Mai. Gibt es schon einen konkreten Zeitpunkt für eine Grenzöffnung?
Die erste Entscheidung zur Grenzschließung wurde am 19. März getroffen und ist bis zum 18. Mai verlängert worden. In diesem Moment ist noch nicht abschätzbar, ob diese Maßnahme dann aufgehoben wird, die Grenzen für den Tourismusverkehr wieder geöffnet werden oder die Schließung verlängert wird.
Unsere Behörden werden die gesundheitliche Lage in Kroatien und im Ausland weiterverfolgen und auf Basis von wissenschaftlichen Einschätzungen weitere Entscheidungen treffen. Wir glauben und wir hoffen, dass sich die Lage entspannen wird, und dass Reisen nach Kroatien in der Sommersaison 2020 wieder möglich sein werden.
- Interview mit Romeo Draghicchio
- Eigene Recherchen