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Nordsee: So schön sind die Inseln des Wattenmeers


Nordsee-Urlaub
So schön sind die Inseln des Wattenmeers

dpa-tmn, Bernadette Olderdissen

01.06.2021Lesedauer: 6 Min.
Strandkörbe auf Borkum: Borkum ist die größte und westlichste der Ostfriesischen Inseln und liegt etwa zwei Fährstunden von Emden auf dem Festland entfernt.Vergrößern des BildesStrandkörbe auf Borkum: Borkum ist die größte und westlichste der Ostfriesischen Inseln und liegt etwa zwei Fährstunden von Emden auf dem Festland entfernt. (Quelle: Ingo Wagner/dpa-tmn)

Von Fanø über Amrum, Norderney und Borkum bis Texel: Die Inseln des Wattenmeers sind jede auf ihre ganz eigene Weise schön. Eine kleine Entscheidungshilfe für den Nordsee-Urlaub.

Wer sich reif für die Insel fühlt, muss nicht ans Mittelmeer oder in die Karibik fliegen. Jede Menge Abwechslung bieten auch die Inseln des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer in der Nordsee – vom dänischen Fanø über die friesischen Inseln Deutschlands bis Texel in den Niederlanden. Eine Übersicht.

Fanø: Wo die Nordsee besonders hyggelig ist

Hygge heißt es auf Dänisch, wenn etwas richtig gemütlich ist. Und hyggelig kommt auch Fanø daher. Der schmucke Hauptort Nordby besteht aus lauter hübschen, reetgedeckten Häusern.

Fanø war einst eine Großmacht der Segelschifffahrt. Auf diese Epoche geht das Inselwahrzeichen am Hafen zurück, zwei traurig schauende Hunde. An diese Zeit erinnern außerdem die Porzellanhund-Paare, die viele Fenstersimse zieren. Dänische Seefahrer brachten sie ihren Frauen als Zeichen der Treue mit.

Badegäste auf Fanø schätzen den 15 Kilometer langen Weststrand. Aktivurlauber sind auf der Panoramaroute 404 unterwegs, die mehrere Sehenswürdigkeiten der Insel miteinander verbindet. Sonderhø etwa ist angeblich das schönste Dorf Dänemarks.

Wer sich gerne mit Geschichte befasst, besucht die bunt bemalten Bunker, Überreste des Atlantikwalls, den die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs als Verteidigungsanlage errichtete. Die Überbleibsel sind auf vielen Wattenmeerinseln zu sehen.

Sylt: Deutschlands schöne Schickimicki-Insel

Sylt gilt vielen als Promi-Insel. Doch Kenner wissen, dass es hier weit mehr zu tun gibt, als durch Westerland oder Kampen zu flanieren und ein bisschen anzugeben. Einfach und gemütlich geht es in Keitum mit seinen reetgedeckten Kapitänshäusern und traditionellen Teestuben zu. Auch im Norden, am sogenannten Ellenbogen, dem nördlichsten Teil Deutschlands, ist von Schickeria meistens keine Spur. Dafür gibt es umso mehr Schafe zu sehen. Und sogar zwei Leuchttürme.

Naturliebhaber zieht es außerdem ans bunte Morsumer Kliff im Osten, eine Abbruchkante aus rotem, gelbem und grünem Gestein, an der viele Schwalben nisten. Noch mehr Vögel beheimatet das Naturschutzgebiet Rantum-Becken, das wie Fanøs Bunker auf die Wehrmacht zurückgeht: Diese deichte einen mehr als 500 Hektar großen Teil des Wattenmeeres für einen Flugplatz ein, der jedoch nie genutzt wurde. Heute liegt hier ein Vogelschutzgebiet zum Wandern oder Fahrradfahren.

Wer eine tolle Aussicht genießen möchte, der spaziert auf die Uwedüne in Kampen, mit 52,2 Metern die höchste Ergebung Sylts. Noch weiter reicht der Blick vom einzigen der fünf Sylter Leuchttürme, der noch besichtigt werden kann und in Hörnum steht.

Amrum: Eine wandernde Sandbank und viel Ruhe

Wer viel Action und Vergnügungsprogramm braucht, ist auf Amrum falsch. Wer schöne Natur schätzt, ist dafür genau richtig. Die zwei Stunden Fahrt mit der Fähre vom Festland aus halten den Alltag angenehm auf Abstand. Auf der Insel angekommen, wartet eine ganz besondere Attraktion: Kniepsand, eine riesige wandernde Sandbank. Ihr Strand ist zwölf Kilometer lang und bietet jedem Besucher genug Abstand zum nächsten Urlauber. Im Hinterland erstecken sich ausgedehnte Dünen, die sich über Holzwege entdecken lassen.

Bei Ebbe führen Wattwanderungen bis zur Nachbarinsel Föhr. Wem die gut dreistündige Tour zu gewagt scheint, der findet genug Abwechslung auf Amrum selbst – zum Beispiel bei Vogelbeobachtungen im Natur- und Vogelschutzgebiet Amrumer Odde. Oder man stattet dem Inselwahrzeichen einen Besuch ab, dem rot-weißen Amrumer Leuchtturm von 1872, mit 42 Metern Höhe einer der höchsten an der Nordseeküste. Der Hunger lässt sich in Steenodde stillen, wo Fischer ihren Fang vom Boot verkaufen.

Wangerooge: Keine Autos, aber eine Ampel

"Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt", lautet das Wangerooger Motto, das Besucher bereits spüren, wenn sie von der Fähre treten und in die Inselbahn steigen. Spätestens, wenn diese in einer Viertelstunde durch Salzwiesen bis zum gleichnamigen Hauptort zuckelt, stellt sich ein Urlaubsgefühl ein. Statt Motorenheulen erklingt auf Wangerooge Möwengeschrei, die Insel ist autofrei. Dafür hat sie drei Türme, etwa den Alten Leuchtturm im Inseldorf.

Bei Schietwetter geht es ins Nationalparkhaus, vor dem ein 13 Meter langes Pottwal-Skelett steht. Im Dorf ist noch die erste Straße mit traditionellen Häusern von 1863 zu bewundern, die Robbenstraße. Heute steht hier die einzige Ampel der Insel vor dem Café Famoos – und zeigt an, ob das Lokal geöffnet oder geschlossen ist.

Auf ihre Ampel sind die Wangerooger genauso stolz wie darauf, nicht nur eine reine Sommerdestination zu sein, vor allem dank der Zulassung als Thalasso-Nordseeheilbad. In den Genuss kommen Urlauber, ohne einen Cent auszugeben – auf Thalasso-Therapiewegen rund um den Bade- und Burgenstrand samt angegebener Reizintensität.

Norderney: Teezeremonie und Thalasso

Was es auf Wangerooge im Kleinen gibt, findet man auf Norderney im Großen: Die zweitgrößte Ostfriesische Insel nach Borkum bietet viel Natur für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. Auf zwei Rädern geht über gut ausgeschilderte Wege immer am Wasser entlang oder auch durch formvollendete Dünen. Wer zu Fuß unterwegs ist, kann zum Beispiel ein Schiffswrack im Osten der Insel besuchen: Der Heringslogger strandete dort 1967 und liegt bei Ebbe im Trockenen. Bei Flut sollte man sich allerdings vor dem schnell steigenden Wasser hüten.

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Einkehr bieten Teezeremonien, das Motto: "Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit" – kein schlechter Tipp für Urlauber. Der Ostfriesentee wird auf einem Stövchen serviert und kommt mit Kandis und Sahne, die das Wulkje (Wölkchen) bildet.

Und dann wären da noch die drei Thalasso-Plattformen auf Norderney. Wer mit der Meeresklima-Behandlung noch nicht vertraut ist, erfährt hier alles Wissenswerte auf Lerntafeln. Was auf Wangerooge noch relativ neu ist, hat auf Norderney eine mehr als 200-jährige Geschichte – deshalb steht dort das größte Thalassohaus Europas, das bade:haus norderney.

Borkum: Hochseeluft und Sanddornschnaps

Borkum ist die größte und westlichste der Ostfriesischen Inseln und liegt etwa zwei Fährstunden von Emden auf dem Festland entfernt. Sie ist neben Helgoland die einzige deutsche Insel mit echtem Hochseeklima, also pollenarmer, jodhaltiger Luft. Dazu gibt's lange Strände, das Watt, weite Dünenlandschaften, Wald und Heide.

Auf Aktive warten 130 Kilometer Wander- und Radwege. Eine längere Pause kann man zum Beispiel an der Seehundbank am Nordbad einlegen. Oder am Greune Stee, einer Landschaft voller Teiche und Wäldchen.

Und natürlich sind auch die Leuchttürme einen Besuch wert, zum Beispiel der noch genutzte Neue Leuchtturm. Anders als der Name vermuten lässt, ist er recht alt, von 1879 nämlich.

Von der Geschichte Borkums erzählt das Heimatmuseum Dykhus. Wie auf Wangerooge, gibt es auch dort ein vollständiges Pottwal-Skelett zu sehen. Gerade im 18. Jahrhundert spielte der Walfang eine große Rolle auf der Insel und verhalf ihr zu Reichtum – bevor der Tourismus begann und Borkum 1850 zum Seebad wurde.

Kulinarisches Aushängeschild ist Sanddorn, den es als Schnaps, Grog, Buttermilch, Marmelade oder auf der Torte gibt. Bei Einheimischen und Gästen gleichermaßen beliebt sind die Milchbuden der Strände.

Terschelling: Ruheort und Vogelparadies

Terschelling mit nicht einmal 5.000 Bewohnern gehört nicht zu den meistbesuchten der fünf westfriesischen Inseln vor der niederländischen Küste. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits aber gar nicht schlecht: So hat man die Natur häufig für sich.

Die Landschaft aus Seen, Dünen, Wäldern, Wiesen, Heidegebieten und Sümpfen ist überraschend abwechslungsreich. Hinzukommen noch die Strände. Ein Highlight ist das Naturschutzgebiet Boschplaat im Osten. Dort leben und brüten an die 80 verschiedene Vogelarten, etwa Austernfischer, Kormorane, Löffler und verschiedene Schwalben.

Von Harlingen aus braucht die Fähre zwei Stunden bis Terschelling, das Schnellboot macht die Strecke in 45 Minuten. West-Terschelling, der Hauptort der Insel, ist dann gleich angenehm beschaulich: pittoreske Backsteinhäuser, hübsche Cafés und kleine Geschäfte.

Westlich des Dorfs beginnen die Dünen. Den besten Überblick bietet der Aussichtspunkt Seinpaalduin. Von hier aus sieht man den 55 Meter hohen Leuchtturm Brandaris, der auf das Jahr 1594 zurückgeht und somit der älteste der Niederlande ist.

Texel: Eine perfekte Familieninsel

Die größte Nordseeinsel der Niederlande gehört den Schafen. Man sagt, im Sommer übersteige die Zahl der Schafe die der Inselbewohner. Für Urlauber ist eine andere Zahl interessant: Texel zählt 1.690 Sonnenstunden im Jahr, niederländischer Rekord.

Besucher können im Hauptort Den Burg eine Unterkunft beziehen und von dort aus die 30 Kilometer Strand und 140 Kilometer Radwege entdecken. Ein Fahrrad gehört auf Texel einfach zum Urlaub dazu.

Auf jeden Fall besichtigen sollte man die Dünen im Südwesten im Naturschutzgebiet de Hors. Besonders schön ist es dort im Mai und Juni, wenn die Orchideen blühen. Im bekannteren Nationalpark de Slufter sprießen im Juli und August Strandflieder und Grasnelken.

Bilderbuchidylle mit teils bewachsenen Backsteinhäuschen liefert zum Beispiel das Inseldorf Oosterend. Für den besten Weitblick steigt man auf den 45 Meter hohen Leuchtturm. Für Kinder besonders spannend: Von Oudeschild fahren in der Hauptsaison Schiffe zu den Robbenbänken.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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