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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sexspielzeug Welche Toys ein Lustgewinn für Paare sind
Sexspielzeug kann die Leidenschaft befeuern. Dafür muss es aber das passende Toy sein. Sonst ist das Liebesspiel alles andere als erfüllend. Wann Sexspielzeug für Paare ein echter Lustgewinn sein kann und wann man besser die Finger davon lässt.
Wie häufig Sexspielzeug Einzug in das Nachtkästchen findet, ist nur schwer abzuschätzen. Dieses Geheimnis behalten die Deutschen lieber für sich – es ist nach wie vor ein Tabuthema. "Sextoys wie Vibratoren, Dildos, Liebeskugeln, Handschellen und ähnliches werden deutlich seltener verwendet, als es den Medien nach den Anschein hat", weiß Anja Drews, Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Sexualwissenschaften und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft. "Aus meiner beruflichen Praxis weiß ich aber, dass vor allem Dildos und Vibratoren auf der Beliebtheitsskala ganz weit vorne sind. Allerdings geben nur wenige gern zu, dass sie diese benutzen."
Sexspielzeug gehört zu den Tabus
Vor allem Frauen schämen sich häufig für ihre Lust und trauen sich nicht, diese auszuleben, weiß Drews. Aus diesem Grund seien Vibratoren in Häschen- und Pinguindesign sowie bunte Farben so beliebt. Sie sind neutraler in ihrer Erscheinung. "Frauen sollten sich für ihre Sexualität nicht schämen, sondern sie genießen. Viele Frauen haben Hemmungen, sich auf Entdeckungsreise zu begeben – egal ob mit oder ohne Sexspielzeug. Das ist schade, denn so bleiben ihnen wunderschöne Gefühle verborgen", sagt sie.
Auflege-Vibratoren statt Dildos zum Einführen
Wer neugierig ist, egal ob alleine oder als Paar, und Lust hat, verschiedene Sexspielzeuge auszuprobieren, sollte das tun und es auch genießen, wie die Sexualtherapeutin betont. Dabei dürften Frauen aber nicht nur an Vibratoren zum Einführen denken. Das sei in vielen Köpfen zwar so verankert. Doch Sex biete mehr als rein und raus. "Ohne die direkte Stimulation der Klitorisperle gibt es bei sehr vielen Frauen keinen Orgasmus. Sie ist der Lustpunkt Nummer eins. Etwa 8.000 Nervenenden laufen hier zusammen. Das sollten wir nicht ignorieren", sagt Drews und empfiehlt Frauen, auch einmal spezielle Auflege-Vibratoren auszuprobieren. "Diese verschaffen durch die größere Berührungsfläche zusätzlichen Lustgewinn."
Der Orgasmus ist nicht alles
Doch sie warnt auch davor, den sexuellen Akt zu sehr auf die Stimulation der Genitalien zu fokussieren. Sexspielzeuge wie Vibratoren sind Erregungsbeschleuniger. Ob das aber sinnbringend ist, ist fraglich. Lust braucht Zeit. Viel schöner und erfüllender ist es, wenn der gesamte Körper in das Liebesspiel mit einbezogen wird. "Sex ist mehr als Penetration und Orgasmus. Sex ist Nähe, Zärtlichkeit, Geborgenheit und Vertrauen. Darauf sollten Paare sich konzentrieren", so Drews. "Und: Sex kann auch ohne Finale sehr befriedigend und erfüllend sein."
Den Partner wahrnehmen und fühlen
Viele Paare würden sich unnötig unter Druck setzen: Sie möchte unbedingt einen Orgasmus haben. Er ihr einen schenken. Doch dreht sich alles um dieses Ziel, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er erreicht wird deutlich. Die Sexualtherapeutin wünscht sich, dass statt des Lustaspekts wieder mehr der Beziehungsaspekt in den Sex mit einfließt. Schließlich sei Sex das, was das Paar so nah zusammenbringt wie keine andere Situation sonst und zudem die Liebe stärkt. "Geht es um den Orgasmus allein, ist es letzten Endes egal, mit wem ich ihn erreiche. Steht das gemeinsame Genießen im Vordergrund, geht es um den Partner und die Beziehung mit ihm. Das ist viel wertvoller."
Sexspielzeug kann das Liebesspiel lustvoll ergänzen
Sexspielzeug ist dabei eine der vielen Möglichkeiten, das Liebesspiel lustvoll zu ergänzen und das intime Miteinander schöner zu gestalten – vorausgesetzt beide haben Spaß daran. Was die Toys aber nicht können, ist das Sexleben zu retten oder eine eingeschlafene Liebe wieder neu zu entfachen. Dann braucht es laut Drews mehr als einen vibrierenden Gegenstand oder Handschellen.
Sexspielzeug kann die Lust nicht retten
Fehle die Lust auf Sex und die Lust an der Nähe des anderen, habe sich im Umgang miteinander etwas verändert. Mit Pornos, Dessous und Spielzeugen könne man dann nur bedingt gegensteuern. "Viel wichtiger ist, dass das Paar auf Ursachenforschung geht und herausfindet, was ihm fehlt und was es sich wünscht. Offene Kommunikation ist dann der wichtigste Punkt und ebenfalls eine bedeutende Form der Intimität", weiß Drews aus ihrer Sexualberatung.
Trotz Kreativität keine Risiken eingehen
Und noch etwas gilt es im Umgang mit Sexspielzeug zu beachten: "Die Gesundheit muss trotz Lustgewinn immer im Vordergrund stehen. Man sollte immer darauf achten, dass Gegenstände – vor allem wenn sie nicht aus dem Sexshop, sondern aus dem eigenen Haushalt kommen, nicht brechen können oder scharfkantig sind. Auch bei analen Spielarten ist Vorsicht geboten: Es kann passieren, dass eingeführte Gegenstände nicht ohne weiteres wieder entfernt werden können. Hier sind spezielle Analdildos vorzuziehen. Sonst landet man schnell beim Arzt", sagt Drews.
Und auch das Material ist nicht unwichtig: "Kritische Weichmacher, die unter anderem in Verdacht stehen, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und krebserregend zu wirken, sind in Sexspielzeug erlaubt. Geben Sie lieber etwas mehr Geld aus und greifen Sie zu hochwertigen, schadstoffgeprüften Toys. Statt Gummi- gibt es zum Beispiel auch Glasdildos. Als zusätzlichen Schutz können Sie auch ein Kondom über den Vibrator ziehen. Und nach der Verwendung ist natürlich die gründliche Reinigung das A und O."