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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Richtig aufbewahren Deshalb gehört Milch nie in die Kühlschranktür
Milch ist leicht verderblich. Doch einige Sorten halten sich mittlerweile recht lange. Auf die richtige Lagerung und bestimmte Zeichen sollten Sie dennoch achten.
Wie sollte Milch am besten aufbewahrt werden? Wie lange ist sie haltbar? Und warum bringt es nichts, an H-Milch zu riechen, wenn man wissen will, ob sie noch genießbar ist? Wir klären diese und andere Fragen rund um die Haltbarkeit und Lagerung von Milch.
Frischmilch und H-Milch: Vier-Tage-Regel
Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) ist ungeöffnete Milch auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) noch drei Tage genießbar. Geöffnet und im Kühlschrank halte Frischmilch rund drei Tage, H-Milch sei bis zu sieben Tage haltbar. "Es kommt allerdings immer darauf an, wie mit Milch umgegangen wird. Steht sie geöffnet bei Zimmertemperatur herum, verdirbt sie schneller als im Kühlschrank", so Armin Valet, Experte für Ernährung und Lebensmittel der VZHH.
Um wirklich sicher zu sein, dass die Milch beim Verzehr noch genießbar ist, rät das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, sowohl bei Frischmilch als auch bei H-Milch, die Vier-Tage-Regel einzuhalten. Als Faustregel gilt: Milch nach dem Öffnen so bald wie möglich aufbrauchen.
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Milch nie in der Kühlschranktür aufbewahren
Die Lagerung von Milch im Kühlschrank ist bei fünf bis sieben Grad ideal. Doch viele Verbraucher stellen die Milch in die Fächer der Kühlschranktür, weil die länglichen PET-Verpackungen, Tüten oder Mehrwegflaschen dort optimal hineinpassen. Das ist zwar praktisch, aber nicht gut für die Milch.
Denn die Lebensmittel sind dort durch das häufige Öffnen und Schließen der Kühlschranktür starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. Zudem liegt die Temperatur hier oftmals bei milden zehn bis zwölf Grad – das ist deutlich zu warm für Milch. Deshalb ist es besser, Milch nicht in der Tür, sondern im mittleren Fach beziehungsweise auf der Mittelschiene des Kühlschranks aufzubewahren. Hier liegen die Temperaturen konstant bei fünf bis sieben Grad Celsius.
Unser Tipp
Ungeöffnete Milch können Sie auf der Mittelschiene liegend lagern, angebrochene Verpackungen am besten stehend.
Wichtig ist zudem, dass die Milch immer verschlossen aufbewahrt wird. Nicht nur als Schutz vor Keimen, sondern auch, weil Milch schnell andere Gerüche annimmt und dann ebenfalls nicht mehr schmeckt. Lesen Sie hier, wie Sie Ihren Kühlschrank richtig einräumen.
Warum kann H-Milch nicht sauer werden?
"Meinst du, die ist noch gut?" Diese Frage ist typisch in Bezug auf die Haltbarkeit von Milch. Die Antwort lautet immer ähnlich: "Lass mich mal riechen. Riecht nicht sauer. Die können wir noch trinken." Doch was viele nicht wissen: Bei H-Milch versagt der Geruchstest, denn sie wird nicht sauer.
"Es gibt einen einfachen Grund, warum H-Milch nicht sauer werden kann", erklärt Armin Valet. "Sie besitzt keine Milchsäurebakterien mehr." H-Milch, also ultrahocherhitzte Milch, wird für mindestens eine Sekunde auf 135 bis 150 Grad erhitzt. Bei diesem Prozess werden nicht nur schädliche Keime abgetötet, sondern auch die nützlichen Milchsäurebakterien. So ist die ungeöffnete Milch zwar bis zu zwölf Wochen bei Zimmertemperatur haltbar, aber sie kann auch nicht mehr sauer werden.
Weshalb flockt H-Milch nicht aus?
Wenn man nicht riechen kann, ob die Milch schlecht ist, kann man es dann sehen? "Das Ausflocken ist bei H-Milch ebenfalls kein verlässliches Warnzeichen. Denn auch hierfür werden Milchsäurebakterien benötigt", erklärt Valet. Das sicherste Zeichen, dass H-Milch nicht mehr für den Verzehr geeignet ist, ist deshalb der Geschmack. Habe das Tierprodukt ein muffiges oder bitteres Aroma, sollte man es besser entsorgen. Es sei in der Regel zwar nicht gesundheitsschädlich, aber eben nicht mehr genießbar.
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"Keime kommen von außen in die H-Milch"
Kritisch wird es erst, wenn Bakterien, Viren oder Schimmelsporen von außen in die Milch gelangen. Zum Beispiel, weil man direkt aus dem Beutel trinkt oder die geöffnete Milch länger außerhalb des Kühlschranks steht. "Es sind die Keime und Schimmelpilze, die von außen in die H-Milch kommen, die uns krank machen können, nicht die Milch selbst", erklärt der Verbraucherschützer.
Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall sind dann mögliche Folgen. Krankheitserreger, die über Tröpfcheninfektion weitergegeben werden, wie beispielsweise Erkältungs- und Grippeviren, verbreiten sich ebenfalls, wenn man direkt aus dem Beutel trinkt. Das gilt allerdings für jedes Getränk, nicht nur für Milch.
Wenn die Milch seltsam schmeckt
Daher sollte H-Milch, die seltsam schmeckt, sicherheitshalber entsorgt werden. "Zum einen ist sie kein Genuss mehr, zum anderen kann sie besonders für die Gesundheit von Schwangeren, Kindern oder älteren Menschen riskant sein", erklärt der Experte. Generell sollten die genannten Risikogruppen immer zu erhitzter Milch statt zu Rohmilch greifen. Zwar habe sie weniger Vitamine als frische Milch, sei aber keimfrei. "Der Kalziumgehalt in der Milch wird durch Hitze übrigens nicht beeinflusst", ergänzt Valet.
Wie lange ist "ESL"-Milch haltbar?
Zwischen herkömmlicher Frischmilch und H-Milch gibt es mittlerweile auch die sogenannte ESL-Milch, die länger haltbare Frischmilch. "ESL" steht dabei für das englische "extended shelf life" – ein längeres Leben im Kühlschrank. Diese Milch wird in einem Verfahren für wenige Sekunden auf bis zu 127 Grad erhitzt – der Nachteil ist, dass dadurch ein leichter Kochgeschmack entsteht.
Eine andere Möglichkeit, die ESL-Milch länger haltbar zu machen, ist die Trennung der Milch in Magermilch und Rahm. Die Magermilch wird mit mikrofeinen Filtern entkeimt und nur der Rahm und der Filterrückstand werden wenige Sekunden auf Temperaturen bis zu 127 Grad erhitzt. Die filtrierte Magermilch wird nur auf 72 bis 75 Grad erhitzt, bevor alle Bestandteile wieder zusammengeführt werden.
ESL-Milch ist ungeöffnet und gekühlt bis zu vier Wochen haltbar und unterscheidet sich qualitativ kaum von der traditionellen Frischmilch. Die Verbraucherzentrale kritisiert allerdings: "Milch, die länger als sieben Tage haltbar ist, sollte nicht mehr als 'frisch' bezeichnet werden dürfen. Das würde die Unterscheidung zwischen herkömmlich pasteurisierter Milch und 'länger haltbarer' Milch vereinfachen. Die Angabe 'traditionell hergestellt' scheint nicht eindeutig zu sein und sollte deshalb dem Verbraucherverständnis angepasst werden."
- Verbraucherzentrale: "ESL: Frische Milch extra lange haltbar"
- Bundeszentrum für Ernährung: "Haltbarkeit geöffnete Milch"