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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Essen & Trinken Root Beer: So schmeckt Amerika
Es sieht aus und schäumt wie Bier, doch es riecht wie in einer Konditorei: Root Beer ist so amerikanisch wie Hamburger, Harley und Colt. Auch hierzulande hat es viele Fans, obwohl es nur schwer zu bekommen ist. Ein Experte erklärt, was gutes Root Beer ausmacht.
Schon seit dem 19. Jahrhundert wird Root Beer in den USA hergestellt. Doch mit Bier hat das Getränk nichts zu tun: Root Beer enthält keinen Alkohol. Es kommt deutschem Malzbier ziemlich nahe. Wäre da nicht der Geschmack. "Ich würde es als süße, würzige, oft kräutrige Limonade meist mit ein wenig Vanillearoma und ziemlich viel Schaum oben drauf beschreiben", erzählt Eric Sortomme aus der Nähe von Seattle. Er testet bereits seit 1998 Root Beer aus den USA und hat über 300 Bewertungen auf seiner Website (www.gourmetrootbeer.com) veröffentlicht. "Derzeit gibt’s etwa 300 bis 500 Sorten, die landesweit erhältlich sind, dazu kommen etwa 1000 regional erhältliche Sorten", beschreibt er die Vielfalt.
So schmeckt es
Jede Sorte schmecke anders, denn die Zutaten und der Herstellungsprozess seien, so Sortomme, bei jedem Produzenten verschieden und meist ein Geheimnis. Doch wer zum ersten Mal an einem Glas Root Beer nippt, sucht oft nach einem Spucknapf. >>
Denn der Geschmack ist extrem. Das Spektrum der Aromen reicht von Süßholz, Lakritze, Zimt, Marshmellows, Vanille, Duschgel, Zahncreme und Badeschaum bis hin zu Honig, scharfen Kräutern und dem traditionellen Heidekrautgewächs "Winter Green", das in Kaugummis und Mundwassern verwendet wird. Root Beer ist extrem: Man liebt oder hasst es.
Gebraut wird Root Beer wie echtes Bier: Die Inhaltsstoffe werden zunächst gekocht, um die Stärke zu lösen. Darauf wird Hefe zur Gärung hinzugefügt, dazu weitere aromatische Pflanzen. Aus der vergorenen Stärke entsteht viel Kohlensäure, die für den Schaum verantwortlich ist. Eine alkoholische Gärung findet aber nicht statt.
Root Beer einkaufen
In Deutschland entwickelt sich das US-Original langsam auch zum Trend. >>
Manche Marken, die zu globalen Getränkekonzernen gehören, stehen mittlerweile in gut sortierten Regalen von Tankstellen, Getränkeshops, einigen Subway-Filialen und Supermärkten. US-Spezialshops im Internet bieten dazu eine ziemlich große Auswahl. Die Amerika-Fans fahren viele Kilometer, um sich für einen bis drei Euro pro Dose oder Flasche einzudecken.
Das erste Label in Deutschland ist 2015 an den Start gegangen: "Tem's Root Beer" aus dem hessischen Biebertal trägt die Unterzeile "aber kein Bier", um jede Verwechslung auszuschließen. Denn wo Bier draufsteht, muss in Deutschland auch ein Getränk drin sein, das mit dem Prozess des Bierbrauens entsteht. Root Beer ist aber eher mit einer Kräuterlimonade verwandt als mit Pils.
Das "Beer" überzeugte die Bergarbeiter
Entstanden ist Root Beer bei den amerikanischen Indianerstämmen wahrscheinlich schon vor über 200 Jahren. Süßer Wurzel- und Kräutersud mit Sassafras- und Sarsaparilla-Früchten gewürzt, hat bei ihnen eine lange Tradition. Diese Kräuterzubereitung griff der Drugstore-Besitzer Charles Hires aus Pennsylvania auf. Er braute ein Konzentrat, das mit Wasser verdünnt werden musste. Zunächst nannte der Quäker und Abstinenzler das dunkle Gebräu "Root Tea". "Doch weil er die Arbeiter der nahen Kohleminen davon überzeugen wollte, gab er ihm den Namen 'Root Beer'", erzählt Sortomme.
Hires schaffte 1876 bei der "Philadelphia Centennial Exhibition" den kommerziellen Durchbruch: Er verschenkte dort hunderte Becher seiner Mixtur; die Besucher mochten den Geschmack. Im Jahr darauf hatte er bereits 115.000 Gläser verkauft. Einige Jahre später wurde er zum Multimillionär mit 700 Millionen verkauften Gläsern. 1893 begann er, sein Root Beer in Flaschen zu füllen. 1898 folgte "Barq's" mit einem neuen Rezept: Das Root Beer war weniger süß, enthielt Koffein und trug erstmals die heute prägende Schaumkrone. Die Marke ist bis heute ebenso erfolgreich wie eine weiterer Pionier dieser Jahre: A&W, die Abkürzung der Gründer Allen und Wright. >>
Mit der Craft-Beer-Bewegung entdeckten die Amerikaner die kleinen Produzenten mit ihren speziellen Rezepte neu. Viele Craft-Beer-Brauereien haben ihre eigenen Kräutermixturen entwickelt, um eine alkoholfreie und traditionelle Alternative zum Bier anzubieten. Viele Produzenten lagern es auch in Holzfässern. So gibt es Massenware in Dosen ebenso wie teure Premium Root Beers in limitierter Menge.
"Root Beer Float" in den USA sehr beliebt
Für Eric Sortomme ist die Flaschenfüllung das erste Kriterium: Root Beer aus Dosen testet er nicht. "Ich schwöre: Ich erkenne blind den Geschmack des Aluminiums von Dosen", betont er, "nur die flaschengefüllten Root Beers haben ihren puren, eigenen Geschmack." Er empfiehlt auch den "Root Beer Float": In ein gefülltes Glas wird eine dicke Kugel Vanilleeis mit etwas Sahne gegeben. Das ist Geschmackssache, aber in USA extrem beliebt.
Halluzinogener Bestandteil ist in manchen Ländern verboten
Doch aller Tradition zum Trotz haben sich die Produzenten schon vor über 50 Jahren von der Zutat verabschieden müssen, auf der Root Beer beruht: Das Öl aus der Wurzelrinde des Sassafrasbaumes ist krebserregend und fällt zudem in vielen Staaten unters Betäubungsmittelgesetz – denn ein Bestandteil daraus ist zur Produktion von Ecstasy und der Droge Crystal nötig. Längst werden sehr ähnlich schmeckende Stoffe verwendet. Einige Kleinstproduzenten in den USA haben es dennoch geschafft, wieder legal die Originalversion mit dem charakteristischen Sassafrasextrakt zu brauen - zum Beispiel mit künstlichem Sassafras-Aroma. Für Eric Sortomme macht das keinen Unterschied: "Es gibt gute und schlechte Root Beers damit."
Impressionen vom Root Beer finden Sie auch in unserer Fotoshow.