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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leben So bekommen Sie einen Adelstitel
Heute muss man weder Drachen töten noch Jungfrauen retten, um in den Adelsstand gehoben zu werden – so versprechen es jedenfalls zahlreiche Anbieter. Das Geschäft mit Adelstiteln scheint sich zu lohnen, doch was bringen die gekauften Grafen und Lords wirklich?
Adoptieren lassen oder heiraten
Per Heirat können Sie den Titel eines "von und zu" erhalten - der Ihnen sogar nach einer Scheidung erhalten bleibt. Falls Ihnen keine Prinzessin über den Weg läuft, bieten einige Adelige die Adoption an. Der Adelstitel darf dann als Namenszusatz geführt werden. Die Vermittlung läuft über Unternehmen, die ihre Dienste im Internet anbieten und Sie mit Adeligen zusammenbringen, die eine Finanzspritze oft bitter nötig haben. Der Adelstitel sollte Ihnen einiges Wert sein, 100.000 Euro oder sogar Millionen kann der blaublütige Name kosten.
Der Kreis der adoptierten Adeligen ist allerdings nicht jedermanns Sache. Die Adoptiv-Söhne von Frédéric von Anhalt machen ihr Geld mit Fitness-Studios oder Bordellen. Am liebsten würde er dem zu vier Jahre Haft verurteilten Steuersünder Marcus Prinz von Anhalt den Titel wieder entziehen.
Adelstitel kaufen
Günstiger zu haben, aber deutlich zwielichtiger ist die Methode, des Titelkaufs per Internet. Viele schwarze Schafe tummeln sich unter den Anbietern. Mit Fantasie-Urkunden, gefälschten Wappen und längst ausgestorbenen Adelsgeschlechtern wird geworben. Den "Graf" oder "Baron" auf Ebay für weniger als 20 Euro bestellen? Definitiv zu schön, um wahr zu sein. Sie erwerben damit kein Recht, den Titel offiziell im Personalausweis zu führen oder sonstige Annehmlichkeiten. Als launiger Zeitvertreib oder Geschenk mag die Aktion für wenig Geld lustig sein. Vielleicht ergattern Sie mit einem Adelstitel auf der Visitenkarte sogar einen Platz im Szene-Restaurant, doch bei Bewerbungen oder ähnlichem sollten Sie vorsichtig sein. Mit einer einfachen Recherche kann man gekaufte Titel schnell enttarnen.
Blaublüter werden nur geboren
Protzen kann man mit solchen Titeln nämlich nur vor denen, die keine Ahnung haben. Der richtige Adel rümpft nur die Nase. Noch schlimmer: Wer unbefugt einen inländischen oder ausländischen Titel führt, kann sogar strafrechtlich verfolgt werden. In die Adelsgeschichte gehen Sie weder durch Adoption noch durch Titelkauf ein. Seit Ende des Kaiserreichs wird in Deutschland kein Mensch mehr in den Adelsstand erhoben. Seit 1919 sind Adelstitel in Deutschland gesetzlich abgeschafft. Er oder sie muss als Adeliger geboren werden, um in den genealogischen Büchern des Deutschen Adelarchivs geführt zu werden.
Schottischer Lord per Landkauf?
Ebenfalls bei Titeln aus dem Ausland ist Vorsicht geboten: Ein Stück schottisches Land für etwa 35 Euro kaufen und zum Feudalherren "Laird", "Baron" oder "Lord of Manor" werden – mit dieser scheinbar so einfachen Methode wird ebenfalls viel Unfug getrieben. In Deutschland können solche Titel nicht in die Ausweispapiere eingetragen werden. Werden diese Feudaltitel als echte Adelstitel ausgegeben, machen sich die Händler sogar strafbar. Fraglich ist bei vielen Angeboten außerdem, ob es das angebotene Land tatsächlich gibt beziehungsweise an wie viele Personen es bereits verkauft wurde. Das erinnert an Grundstückskäufe auf dem Mond.
Künstlername eintragen lassen
Musiker und Künstler sind gar nicht scheu: Sie nennen sich "Prince" oder werden als "Madonna" direkt zur Heiligen. Theoretisch kann sich jeder seinen Künstlernamen im Personalausweis verewigen lassen, mit so vielen Adelstiteln wie man möchte. Allerdings verlangen die Ämter Nachweise dafür, dass Sie unter diesem Namen tatsächlich künstlerisch tätig und überregional bekannt sind: Zeitungsartikel, Flyer, Bücher, CDs oder Domainregistrierungen beispielsweise. Eine aufwendige, aber kostengünstige Methode, um an die ersehnten Titel zu kommen.
Ritterschlag der Queen
Zweimal im Jahr zeichnet Königin Elisabeth II. Menschen für besondere Leistungen mit Verdienstorden aus. Einige davon dürfen sich dann "Sir" und "Dame" nennen. Ehefrauen werden zur "Lady". Sean Connery, Bob Geldorf und Helen Mirren tragen diese Titel. Versuchen Sie allerdings nicht, sich bei der Monarchin beliebt zu machen, wenn Sie kein Brite sind. Ausländer können die Auszeichnung zwar auch erhalten, allerdings den Namenszusatz nicht tragen.
Vorfahren suchen lassen
Es gibt Anwaltskanzleien und andere Anbieter, die ermitteln, ob sich in Ihrem Stammbaum nicht doch ein "von" versteckt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war es im deutschen Reich erlaubt, den Namen nach eigenem Ermessen zu ändern. Ob Sie sich nach einem Vorfahren mit "von" benennen dürfen, prüfen meist die Gerichte und das kann hohe Aufwandskosten mit sich bringen.
Familienwappen erhalten
Adelige Abstammung hin oder her: Viele Familien haben ein eigenes Wappen, das Sie auf Urkunden oder einem Siegelring tragen können. Heraldiker begeben sich auf die Archiv-Suche nach Ihrem Familienwappen, dafür muss die genealogische Herkunft beachtet werden. Gibt es kein Familienwappen, kann die Wappenstiftung, also ein Neudesign eines Wappens nach den Regeln der Heraldik und Ihren individuellen Vorstellungen, ein geeigneter Weg sein. Seriöse Anbieter verlangen für das aufwändige Prozedere mehrere Tausend Euro.