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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einblick in fremde Kulturen Warum sind Kühe in Indien heilig?
In Indien werden Kühe aufgrund religiöser Überzeugungen verehrt. Das stellt im Alltag oft ein Problem dar. Ein Überblick.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum in Indien Kühe frei auf den Straßen herumlaufen und von den Menschen mit großem Respekt behandelt werden? Die Verehrung der Kuh als heiliges Tier ist tief in der indischen Kultur und Religion verwurzelt. Wir erklären, woher dieser besondere Status kommt.
Die religiöse Bedeutung der Kuh im Hinduismus
Im Hinduismus, der vorherrschenden Religion Indiens, nimmt die Kuh eine besondere Stellung ein. Sie wird als heiliges Tier verehrt und gilt als Symbol für alles Leben. In der indischen Mythologie gibt es verschiedene Gründe für diese Verehrung:
- Der Gott Krishna soll der Legende nach als Kuhhirte aufgewachsen sein.
- Viele gläubige Hindus sehen in der Kuh die Mutter des Universums und der Menschen.
- In der indischen Mythologie existiert die Figur der Kamadhenu, einer wunscherfüllenden Kuh, die als Mutter aller Kühe gilt.
Diese religiösen Überzeugungen führen dazu, dass das Töten oder Verletzen einer Kuh in vielen Teilen Indiens als schweres Vergehen angesehen wird. Die Bestrafung variiert je nach Bundesstaat und lokalen Gesetzen. In Gujarat kann eine lebenslange Haftstrafe verhängt werden. Andere Staaten sehen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vor. Zusätzlich werden oft hohe Geldstrafen verhängt, die mehrere tausend Rupien betragen können.
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Die Kuh als Lebensspenderin
Die Verehrung der Kuh als heiliges Tier geht über rein spirituelle Aspekte hinaus. In der indischen Kultur wird die Kuh auch als Lebensspenderin betrachtet. Dies zeigt sich in der vielfältigen Nutzung ihrer Produkte:
- Kühe liefern wichtige Produkte für den Alltag und die Ernährung. Milch, Joghurt und Ghee sind unverzichtbare Bestandteile der indischen Küche.
- Getrockneter Kuhdung wird als Brennmaterial verwendet.
- Dem Urin der Kuh werden heilende Kräfte zugeschrieben.
Bei Vergehen drohen hohe Strafen
Die Verehrung der Kuh ist nicht in ganz Indien gleich ausgeprägt. In einem Land mit über einer Milliarde Einwohnern und verschiedenen Religionen gibt es unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema. Für Christen und Muslime in Indien spielen Kühe eine weniger wichtige Rolle als für gläubige Hindus.
Zudem gibt es regionale Unterschiede in der Intensität der Kuhverehrung. In manchen Gebieten dürfen sich Kühe frei auf den Straßen bewegen. Einmal im Jahr werden die Tiere zudem beim "Makar Sankranti" besonders geehrt und geschmückt.
Die Schattenseiten des Kuhkults
Trotz ihrer Verehrung ist die Realität für viele Rinder in Indien oft weit entfernt von einem Leben in Würde. So ernähren sich Millionen herrenlose, durch die Straßen streunende Kühe von Abfällen. Viele Tiere sind unterernährt oder erkranken durch das Fressen von Plastik. Die frei herumlaufenden Kühe verursachen zudem häufig Verkehrsunfälle und zerstören landwirtschaftliche Ernten.
Auch interessant: Die religiöse Verehrung der Kuh steht in einem gewissen Widerspruch zur wirtschaftlichen Realität in Indien. Denn das Land hat sich in den letzten Jahren zum größten Rindfleischexporteur und zu einem der größten Milchproduzenten entwickelt. Auch Leder wird regelmäßig exportiert.
- netap.ch: "Kühe Indien"
- provieh.de: "Kühe in Indien"