Vorsicht, Langfinger Die beliebtesten Tricks von Taschendieben
Die Urlaubssaison ist nicht nur für Reisende die schönste Zeit, sondern auch für Taschendiebe und Betrüger. Das müssen Sie über die beliebtesten Tricks wissen.
Die traurige Nachricht vorweg: 2020 wurden laut Statistischem Bundesamt gerade mal 6,3 Prozent der Taschendiebstähle in Deutschland aufgeklärt. Grundsätzlich funktionieren die Tricks – ob im Urlaub oder zu Hause – fast immer nach dem gleichen Prinzip: Ablenkung oder auch Hilfsbereitschaft.
Damit der Urlaub ohne böse Überraschungen bleibt, genügt oftmals ein wenig Vorbereitung und Wachsamkeit, nicht nur was die zu erwartenden Sehenswürdigkeiten angeht. Wir stellen ein paar der neuesten sowie die altbewährten Tricks der Taschendiebe und Trickbetrüger vor.
Aus Versehen verschüttet
Dieser Trick kann auf mehrere Arten funktionieren. Auf der Straße oder vor einer Sehenswürdigkeit verkleckert jemand Kaffee oder Eis und hilft dann freundlich beim Säubern der beschmutzten Kleidung. Die Belohnung nimmt er sich dabei gleich selbst.
Der Trick kann auch so ablaufen, dass einem jemand am Bahnhof oder auch auf der Straße hinterherläuft und auf Flecken an Schulter oder Rücken aufmerksam macht. Dreht man sich um oder zieht die Jacke aus, sind Geld oder Tasche auch schon weg. Bietet der hilfsbereite Freund gar an, einen in seine Wohnung in der Nähe mitzunehmen, um bei der Reinigung zu helfen, ist allerhöchste Vorsicht geboten.
Durchsichtiger Becher
In Großstädten wie Paris oder Rom, wo die Straßen oft eng sind und das Gedränge groß ist, erfreut sich dieser Trick momentan großer Beliebtheit. An einer unübersichtlichen Stelle wird ein durchsichtiger Becher mit ein paar Münzen so platziert, dass ihn Passanten leicht übersehen und umstoßen.
Der Besitzer des Bechers wehklagt laut, der unachtsame Rempler schämt sich und hilft, die Münzen aufzusammeln. Während dieser Ablenkung nimmt ein Komplize Portemonnaie, Handy oder gleich die ganze Tasche an sich. Am besten freundlich entschuldigen, Tasche festhalten und weitergehen.
Platzanweiser
Zugreisende an großen Bahnhöfen werden vielleicht auf besonders freundliche und hilfsbereite Menschen treffen, die sie zu ihren reservierten Plätzen im Zug führen. Das ist zum einen meist unnötig, denn Zug- und Platznummer stehen auf dem Ticket, zum anderen kann es teuer werden, denn die Helfer lassen sich ihre Dienste mit bis zu zwanzig Euro pro Platz entlohnen. Natürlich muss niemand bezahlen, aber der Ärger, dem lautstark Luft gemacht wird, ist sicherlich kein angenehmer Start in die Reise.
Armer Beraubter
Zu den Ankunftszeiten internationaler Züge kann es passieren, dass ein aufgelöster Reisender gezielt auf einen frisch ausgestiegenen Passagier zueilt und ihm in dessen Muttersprache und dramatisch gestikulierend eine schauerliche Geschichte erzählt.
Dass er all seines Hab und Guts beraubt worden sei und nun mit nichts da stünde und nicht mal mehr Geld für eine Fahrkarte in die Heimat habe. Ob man wohl ein paar Münzen oder kleine Scheine erübrigen könnte? Geld, Ticket und Ausweis, natürlich auch alle Karten seien ja nun weg. Spätestens wenn man denselben Mann bei der Abreise wieder sieht, wird klar: Es war alles nur ein Trick.
Der Unfall oder der Sturz
Auf einmal ist, begleitet von viel Trara und Getöse, ein dramatischer Sturz zu sehen und zu hören. Gut möglich, dass jemand dann ruft, er sei soeben bestohlen worden. Instinktiv dreht man sich dann oft um, wobei die Komplizen der vermeintlich Gestürzten blitzschnell Geld oder Tasche ergreifen und gemeinsam mit dem Opfer davon rennen.
Natürlich sollte das nicht zu Gleichgültigkeit gegenüber Hilfsbedürftigen führen, Geld und Wertsachen sollten aber auch in solchen Situationen stets im Auge behalten werden.
Unterschriften sammeln oder Stadtplantrick
Gruppen meist junger, freundlich lächelnder Mädchen sind in Großstädten nichts Ungewöhnliches. Manchmal haben sie aber nichts Gutes im Sinn. Etwa wenn ein Pappkarton mit einer handgeschriebenen Bitte oder einer Unterschriftenliste so vor den Bauch gehalten wird, dass das Sichtfeld eingeschränkt wird.
Während der interessierte Reisende dann versucht, das Geschriebene zu verstehen oder eine Unterschrift leistet, wird mitunter dessen Gürteltasche aufgeschlitzt oder die Handtasche geleert. Neuerdings geben sich Trickbetrüger auch als Touristen aus und halten einem rat- und scheinbar orientierungslos einen Stadtplan vor. Der Rest des Manövers bleibt derselbe.
Hütchenspieler
Kaum zu glauben, aber dieser alte Trick mit den vielen Varianten scheint immer noch zu funktionieren. Und auch hier wird mit der Eitelkeit der Zuschauer gespielt. Ein kleiner Gegenstand, zum Beispiel eine Erbse, verschwindet unter einem der drei Becher. Diese werden blitzschnell hin- und hergeschoben und dann muss erraten werden, unter welchem der Gegenstand ist.
Aus dem Publikum meldet sich ein Zuschauer, zeigt auf einen Becher – und hat recht. Scheinbar ärgerlich übergibt ihm der Spieler den Wetteinsatz in respektabler Höhe. Das passiert auch beim zweiten Mal, der Spieler ist scheinbar verzweifelt. Möchte man dann selbst mitspielen, ist es erstaunlicherweise immer der falsche Becher. Kein Wunder, Spieler arbeiten meist mit ein oder zwei Komplizen, die scheinbar interessiert stehen bleiben und ihr Glück versuchen.
Massagen oder Fußballspiele am Strand
Am Strand einfach ins Meer gehen und Wertsachen auf dem Handtuch liegen lassen, das werden wohl die wenigsten machen. Was aber passiert, wenn ein Ball übers Handtuch rollt und eine nette Truppe zum Mitspielen auffordert?
So verlockend das Angebot sein mag (und es ja auch einfach echt sein kann): Es könnte sich genauso gut um einen Trick handeln, um Handtuch oder Liege zu verlassen. Wenn dann Handy und Geld weg sind, herrscht diesbezüglich traurige Gewissheit. Vorsicht ist ebenfalls bei Massagen geboten, bei denen man vor lauter Entspannung einschläft. Tipp: am besten auf den Geldbeutel drauflegen!
Die Kaffeepause
Nach der anstrengenden Besichtigung endlich eine Pause einlegen und das Erlebte Revue passieren lassen – eine feine Sache. Leider fängt für Taschendiebe genau dann der Spaß erst so richtig an. Gerade die modernen Beuteltaschen erleichtern Langfinger die Arbeit immens. Ein schneller Griff und weg ist das Urlaubsgeld oder gleich die ganze Tasche. Wer die Tasche – trotz Hitze – auf den Schoß nimmt oder zumindest den Henkel um die Lehne wickelt, erschwert den Dieben ihre Arbeit.
Was also tun, um vor Taschendieben und Trickbetrügern geschützt zu sein? Gut ist, wenngleich das nicht in die Kategorie "angenehme Urlaubsvorbereitung" fällt, sich vor Reiseantritt über Taschendiebtricks etwa im Internet zu informieren. Bei längeren Stadtbummeln bewähren sich nach wie vor körpernahe Taschen für Wertsachen. Auch wenn es uncool aussieht, Rucksäcke mit Wertsachen sollten in engen Situationen wie U-Bahn oder Bus vorne getragen werden.
Polizeidienststellen geben gerne Auskunft über mögliche Gefahrensituationen.
Generell gilt: Diebe und Betrüger setzen auf den Überraschungs- und Ablenkungsmoment. Wer also von einer Situation nicht vollends überrumpelt wird und kühlen Kopf bewahrt, der ist gut geschützt.
- Reiseagentur SRT