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Kein Aprilscherz: Berlin heißt jetzt Ntabozuko


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Kein Aprilscherz
Berlin heißt jetzt Ntabozuko

SRT/Hans-Werner Rodrian

01.04.2021Lesedauer: 5 Min.
Berlin ändert seinen Namen: Ntabozuko bedeutet in der Xhosa-Sprache "Berg des Ruhms".Vergrößern des Bildes
Berlin ändert seinen Namen: Ntabozuko bedeutet in der Xhosa-Sprache "Berg des Ruhms". (Quelle: nataliegoesweltwaerts/SRT)
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Der österreichische Ort heißt nicht mehr Fucking und auch Stalingrad gibt es nicht mehr. Mancher Reisende entdeckt erstaunt, welcher Ort sich hinter welchem Namen verbirgt. Warum wurde Berlin umbenannt?

Immer wieder geben sich Orte neue Namen wie jetzt das südafrikanische Dorf, das nicht mehr so heißen will wie die deutsche Hauptstadt. Und auch dieselben Orte können unterschiedliche Namen tragen. Zwölf spannende Beispiele.

Colonel Adolph von Hake war ein preußischer Soldat mit breitem Wirkungskreis. In Waterloo kämpfte er gegen Napoleon, später mit der britisch-deutschen Legion in Südafrika. Am Ende seiner Dienstzeit bekam er drei Tagesmärsche von Port Elizabeth entfernt ein Stück Land geschenkt, das er wie seine Heimat nannte: Berlin.

Jetzt, 180 Jahre später, hat die südafrikanische Bevölkerung dem kolonial empfundenen Namen ade gesagt. Das 5.000-Einwohner-Dorf Berlin in der Kapprovinz heißt nun Ntabozuko. Das bedeutet in der Xhosa-Sprache "Berg des Ruhms".

Wie Berlin-Ntabozuko machten es schon viele andere Orte, Regionen und ganze Länder. Irgendwann war der alte Name nicht mehr schick, politisch unkorrekt oder einfach peinlich. Manche Orte wechselten sogar mehrmals ihren Namen. Begleiten Sie uns auf eine Reise über die Namenslandkarte der Welt.

Aus Bombay wurde Mumbai

Indiens größte Stadt erhielt den Namen Bombay einst von den Portugiesen, die den Ort "Bon Bahia" nannten – schöne Bucht. Für die Engländer, die im 17. Jahrhundert die Macht übernahmen, war das ein Zungenbrecher, den sie zu Bombay verballhornten.

1996 benannte der nationalistische Bürgermeister die 15-Millionen-Stadt in Mumbai um. Den Namen hatte er aus der Hindu-Göttin Mumbadevi und dem Wort "Aai" für Mutter kombiniert. Der Hauptbahnhof Victoria Terminus, in dem die Schlussszene des Films "Slumdog Millionaire" gedreht wurde, heißt mittlerweile Chatrapati Shivaji Terminus – nach einem Kriegsherren der Hindu-Kultur.

Der Mount Mckinley heißt Denali

In Alaska liegt Nordamerikas höchster Berg. Er heißt – Mount McKinley? Nein. 2015 bekam der 6.159 Meter hohe Eisriese seinen früheren Namen Denali zurück. 1896 war er in Mount McKinley umbenannt worden, nach dem US-Präsidenten William McKinley.

In Alaska selbst war sein eigentlicher Name allerdings stets weiter benutzt worden. Die religiös-kulturelle Bedeutung des Denali ist für die Athabascan-Indianer essentiell, schließlich spielt er die zentrale Rolle in ihrem Schöpfungsmythos. Denali bedeutet in ihrer Sprache "der Große".

Mazedonien heißt nicht mehr Fyrom

Mazedonien ist ein sogenannter Binnenstaat, er hat also keinen Anschluss an irgendwelche Meere. Das Balkanland wird von Griechenland, Albanien, Bulgarien und Kosovo begrenzt. Mehr als 20 Jahre lang tobte ein erbitterter Streit zwischen dem früheren Teilstaat Jugoslawiens und dem Nachbarn Griechenland, das ebenfalls eine Provinz Mazedonien besitzt.

Die Griechen setzten durch, dass die Nachbarn bei UN und Olympia unter dem Akronym Fyrom (Frühere jugoslawische Republik Mazedonien) antreten mussten. Erst 2018 einigten sich die beiden Regierungschefs auf eine salomonische Lösung: Seitdem nennt sich Fyrom ganz einfach Nordmazedonien.

Wo liegt Karl-Marx-Stadt?

Ortsnamen haben viel mit Politik zu tun – auch in Deutschland. Das bekannteste Beispiel ist die ehemalige Karl-Marx-Stadt, die heute wieder ihren ursprünglichen, aus dem Sorbischen stammenden Namen Chemnitz trägt.

Zu DDR-Zeiten war Sachsens drittgrößte Stadt am Nordrand des Erzgebirges anlässlich des Karl-Marx-Jahres 1953 umbenannt worden. 1990 war eine der ersten Stadtrats-Entscheidungen nach der Wende, zum ursprünglichen Namen zurück zu kehren. Das 13 Meter hohe Karl-Marx-Monument aber thront nach gründlicher Renovierung weiter über der Kreuzung Brückenstraße und Straße der Nationen.

Stalingrad gibt es nicht mehr

Wer kennt schon Wolgograd? "Stalingrad" aber erlangte im Zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit. Denn die Schlacht um die Stadt an der Wolga kostete insgesamt etwa 700.000 Menschen das Leben.

Ursprünglich war Wolgograd im 16. Jahrhundert als Zarizyn gegründet, was den kommunistischen Herrschern der Sowjetunion aber zu sehr nach Zar klang; so wurde die Stadt 1925 in Stalingrad umbenannt. Nach Stalins Tod war es vorbei mit dem Personenkult um den roten Diktator, seither heißt der Ort einfach Wolgograd, auf deutsch Wolga-Stadt. Und die 33 Meter hohe Mutter-Heimat-Statue sinnt seit 1967 darüber nach, wann wohl die nächste Umbenennung erfolgt.

Ceylon-Tee kommt heute aus...

... Sri Lanka. Und der alte Name des Inselstaats vor der südindischen Küste steht heute nur noch auf den Teepackungen. Die wie eine Träne geformte, rund 400 Kilometer lange Insel hieß unter den Portugiesen Ceilao, was die Briten ab 1815, als sie die Herrschaft übernahmen, in Ceylon umschrieben.

1948 entließ Großbritannien das Land in die Selbständigkeit. Aber es dauerte bis 1972, als Ceylon sich in Sri Lanka umbenannte – das ist ein Begriff aus dem Sanskrit und heißt auf Deutsch so viel wie ehrenwerte oder glänzende Insel. Tee ist übrigens immer noch der berühmteste Exportartikel.

Akmolinsk – Astana – Nursultan

Die Hauptstadt Kasachstans sieht ein wenig so aus wie eine moderne Bauausstellung, so viele berühmte Architekten der Gegenwart durften sich dort austoben. Eine eigene Identität hat sie auch aus einem zweiten Grund bislang nicht wirklich gefunden. Zu oft musste sie ihren Namen wechseln.

Ganz früher hieß sie Akmolinsk, ab 1961 Zelinograd, 1992 dann Akmola, von 1998 an Astana und seit 2019 schließlich Nur-Sultan, zu Ehren des damals gerade in die Rente gewechselten Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Die meisten Einheimischen aber bleiben bis heute bei Astana. Das heißt in der Landessprache nämlich einfach "Hauptstadt".

Bratislava oder Pressburg?

"Das kleine Wien" nennen Reiseveranstalter gern die Hauptstadt der Slowakei. Die heißt seit 1919 offiziell Bratislava; damals galt es, schnell die k.u.k-Vergangenheit vergessen zu machen. Die österreichischen Kaiser hatten die gerade mal 70 Kilometer donauabwärts gelegene kleine Wiener Kopie genannt wie die prächtige Burg auf dem Hügel: Preßburg.

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Die deutsche und die österreichische Botschaft verwenden heute noch den Namen Pressburg, genauso wie übrigens die deutschen Schulatlanten. Die tun das allerdings nicht freiwillig; 1991 verpflichtete die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) sie, die herkömmlichen deutschen Namen für ausländische Städte zu nennen.

Lemberg, Lviv, Lwów oder Lwow?

Nur gut 100 Jahre ist es her, da gehörte Lemberg zu Österreich und war Hauptstadt des k.u.k.-Königreichs Galizien. Heute gilt die viertgrößte Stadt der verblichenen Habsburger-Monarchie als die am westlichsten geprägte der Ukraine.

"Lemberg" ist ihr alter, österreichischer Name, "Lwów" die noch ältere polnische Schreibweise. "Lwiw" heißt die Stadt auf Ukranisch und demzufolge heute offiziell. "L'vov" wiederum ist russisch. Denn bis vor 30 Jahren war dies ein Teil der Sowjetunion.

Bei Ryanair und Wizzair, die außerhalb von Corona-Zeiten Scharen von jungen Leuten herfliegen, steht einfach Lviv auf dem Flugplan. Sie finden übrigens eine perfekt restaurierte barocke Altstadt mit zahllosen Kneipen vor, die sich deutlich mehr in Richtung auf das nur 65 Kilometer entfernte Polen orientiert als nach Kiew.

Wer will schon Asbestos heißen?

Der Ort Asbestos in Kanada wurde Ende 2020 nach einem Referendum umbenannt – in Val-des-Sources. Der Bürgermeister hatte zuvor mitgeteilt, dass sich mindestens vier Geldgeber gemeldet hätten, die am Ort investieren wollten, wenn die Stadt nicht mehr Asbestos heißen würde.

In dem etwa 150 Kilometer östlich von Montreal gelegenen Ort mit heute rund 7.000 Einwohnern war jahrzehntelang die Hälfte des in der Welt verarbeiteten Asbests produziert worden, das aber mittlerweile wegen seiner Gesundheitsgefahren geächtet ist. 2011 wurde die Mine geschlossen – seitdem sucht die Stadt nach einem neuen Selbstverständnis.

Keiner lacht mehr über Fugging

Sie war es einfach leid, dass die Ortsschilder ständig von Touristen als Souvenirs gestohlen wurden. Und die obszönen Witze über den Ortsnamen fand sie auch nicht mehr lustig. Deshalb hat die Bürgermeisterin des österreichischen Orts Fucking im vergangenen November entschieden, den Ort zu "Fugging" umzubenennen.

Zum 1. Januar 2021 wurde der Namenswechsel vollzogen. Fugging liegt im malerischen Innviertel, gerade mal fünfzehn Autominuten von dem bayerischen Ort Tittmoning entfernt. Die ebenfalls leidgeprüften Einwohner von Petting in Bayern und Pissen in Sachsen-Anhalt wollen dagegen an ihren Namen festhalten, meldete eine österreichische Nachrichtenagentur.

Verwendete Quellen
  • Reiseredaktion SRT
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