Käfer, Schimmel, Dreck Foodwatch veröffentlicht Liste mit unhygienischen Lebensmittelbetrieben
Verschmutzte Arbeitsgeräte, verschimmelte Lagerräume, Käferbefall: Beim Blick in manche Kontrollberichte des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit kann einem der Appetit schon einmal vergehen.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat wiederholte Hygienemängel in bayerischen Lebensmittelbetrieben öffentlich gemacht. Die Verbraucherschützer publizierten Kontrollberichte des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die ekelerregende Zustände offenbaren. Darin sind 14 Betriebe aus ganz Bayern aufgelistet – Bäckereien und Metzger, aber auch eine Nudelmanufaktur und ein Pizzalieferservice –, die nicht zum ersten Mal gegen lebensmittelrechtliche Vorgaben verstoßen haben.
Die zuständige Landesbehörde hatte 2016 und 2017 insgesamt 30 Lebensmittelunternehmen außer der Reihe kontrolliert, bei denen in der Vergangenheit gravierende Mängel beanstandet worden waren. Bei jedem zweiten dieser Betriebe stellten die Kontrolleure abermals Verstöße fest. Diese reichen von baulichen Mängeln über verdreckte Arbeitsgeräte und verschimmelte Lagerräume bis hin zu Schädlingen in den Produktionsräumen.
Schädlinge, Käfer und Mäuse in den Produktionsräumen
Über eine Bäckerei heißt es in dem Bericht zum Beispiel: "Das Vorhandensein von verschiedenen Schädlingen, wie Käfern, Fliegen, Mäusen hat zur Einstufung der Mängel als gravierend beigetragen." Die Situation bei einem Safthersteller wird wie folgt beschrieben: "Dabei sind vor allem die stark verschimmelten und feuchten Kellergewölbe zu erwähnen, in denen in nur unzureichend abgedeckten, offenen Lagertanks (...) Säfte, Weine und Zuckerlösungen vermischt werden".
In einem Restaurant wurden den Unterlagen zufolge Reinigungsprotokolle im Voraus abgezeichnet; in einer Metzgerei fand zum Zeitpunkt der Kontrolle keine ausreichende Sterilisation der Messer statt. Schneidebretter und Arbeitskleidung eines Schlachtbetriebes wiesen Altverschmutzungen auf. Behälter, in denen Kuvertüre warmgehalten wird, waren in einer der Backstuben übermäßig verschmutzt. Solche und ähnliche Mängel sind zahlreich in den Berichten zu lesen.
Foodwatch: Diese bayerischen Betriebe verstießen gegen Hygienevorschriften
In der Übersicht von Foodwatch werden die folgenden Betriebe aufgelistet, die wiederholt gegen Hygienevorschriften verstoßen haben:
- Gehring's Backstube (Schopfloch)
- Creana Pasta Ltd. (Steinfeld)
- Bärlein-Denterlein (Neustadt/Aisch)
- Café Belstner (Landshut)
- J. Gärttner Landhuter Obstkelterei GmbH (Landshut)
- Bäckerei und Konditorei Karl-Heinz Münzel (Sonthofen)
- Perger Säfte (Breitbrunn am Ammersee)
- Pizza Service Pal (Erlangen)
- Bäckerei Hörmann (Neuburg a.d. Donau)
- Bäckerei Greller oHG (Cadolzburg)
- Metzgerei Helmut Seidl (Amerang)
- Schlacht- und Zerlegebetrieb Bernd Seiler (Tapfheim)
- Brauerei Leidmann e.K. (Unterneukirchen)
- Brauerei Faust OHG (Miltenberg)
Die in den Berichten beschriebenen Mängel beziehen sich auf den Zeitpunkt der jeweiligen Kontrolle. Die derzeitigen Hygienezustände in den Betrieben sind nicht bekannt. Die Brauerei Faust OHG schrieb zum Beispiel in einer Stellungnahme an das Amt: "Alle vom LGL aufgezeigten Abweichungen wurden umgehend behoben". Das Café Belstner übermittelte dem Amt aktuelle Prüfberichte der Lebensmittelüberwachungsbehörde Landshut, laut denen bei der letzten Kontrolle Ende 2017 keine Mängel mehr festgestellt worden waren.
Ein bundesweites Problem
"Hygieneverstöße in Lebensmittelbetrieben sind ein bundesweites Problem. Die Ergebnisse aus Bayern machen deutlich: Ohne Transparenz funktioniert das Kontrollsystem nicht", sagt Johannes Heeg von Foodwatch. "Jeder zweite kontrollierte Betrieb wies wiederholt Hygienemängel auf – das zeigt: Lebensmittelkontrollen wirken kaum abschreckend, wenn ihre Ergebnisse nicht veröffentlicht werden." Die zuständigen Behörden hatten zwar Maßnahmen zur Behebung der Hygienemängel angeordnet. Die Namen und Kontrollberichte der betroffenen Betriebe blieben allerdings bis zur Forderung der Herausgabe durch Foodwatch unter Verschluss.
"Es ist unglaublich, dass solche Zustände geheim bleiben. Die Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, welche Betriebe sauber und ehrlich arbeiten – und welche nicht", so Heeg von Foodwatch.
Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen sind in Dänemark öffentlich
Die Organisation fordert mehr Transparenz, so wie sie beispielsweise in Dänemark herrscht. Dort können sich Verbraucher durch ein Smiley-System an der Ladentür und im Internet über alle Lebensmittelkontrollergebnisse informieren. Seit Einführung des Smiley-Systems im Jahr 2002 habe sich dort die Quote der beanstandeten Betriebe von 30 auf 15 Prozent halbiert.
Eine Sprecherin des LGL bestätigte die Herausgabe der Kontrollberichte an Foodwatch. Was die Veröffentlichung der konkreten Kontrollberichte samt Firmenangaben angehe, so seien ihrer Behörde gesetzlich die Hände gebunden. Die Landesgesetzgebung erlaube es nicht, Firmen in Veröffentlichungen namentlich an den Pranger zu stellen. Man bemühe sich dennoch um Transparenz, indem man die Ergebnisse solcher Schwerpunktkontrollen jährlich in "zusammengefasster Form" im LGL-Jahresbericht veröffentliche.