Nicht nur Kamillentee betroffen "Wiso"-Test: Krebserregende Stoffe in Baby-Tees gefunden
Nicht einmal auf Kräutertees für Babys können Eltern unbedenklich zurückgreifen. Das ZDF-Verbrauchermagazin "Wiso" hat mehrere der Produkte untersuchen lassen. Es zeigte sich, dass vier der 19 getesteten Baby-Teesorten krebserregende Inhaltsstoffe enthalten.
Dana Urban ist Mutter von zwei Kleinkindern. Da sie ihrem Nachwuchs keine gesüßten Getränke geben möchte, greift sie häufig auf Kräutertees zurück. "Tee ist ein Naturprodukt, es ist ohne Zucker - ich kann mir nicht vorstellen, dass Tee ein Problem ist", sagt sie im Beitrag von "Wiso".
Dass das Getränk durchaus ein Problem für die Gesundheit sein kann, zeigte schon ein Test vom April 2014: In zehn von insgesamt 15 Kamillentee-Sorten konnten sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) nachgewiesen werden. Laut dem Bundesamt für Risikobewertung ist dieses Pflanzengift erbgutverändernd, fruchtschädigend und krebserregend. Dank einer neuen Methode lassen sich die Giftstoffe einfach nachweisen.
Vier Bio-Produkte enthalten Giftstoffe
Das Ergebnis des neuen "Wiso"-Tests ist besser: 15 der Baby-Tees sind nicht mit PA belastet, darunter alle Instant-Tees. Doch vier Bio-Produkte enthalten das Gift, zwei davon sind sehr hoch belastet.
Das sind die Ergebnisse der Untersuchung:
Produkt | Menge Millionstel Gramm pro Kilo | Menge pro Tasse in Millionstel Gramm |
Sonnentor/Sonnenkind Babytee Bio-Bengelchen | 1935 µg/kg | 2,9 µg/Tasse |
Alnatura, Baby Kräuter-Tee | 700 µg/kg | 1,4 µg/Tasse |
Lebensbaum, Baby Bäuchleintee | 224 µg/kg | 0,3 µg/Tasse |
Salus, Babytee Kräutertee | 35 µg/kg | 0,06 µg/Tasse |
Alnatura, Baby Fenchel-Tee ab 2. Woche | nichts enthalten | nichts enthalten |
Bebevita, Erster Fencheltee ab 1. Woche (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
dm/Babylove, Bio Babytee Fenchel | nichts enthalten | nichts enthalten |
Dr. Kottas, Bio Baby Tee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Hipp, Baby Wohlfühl Tee ab 1. Woche (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
Hipp, Bio-Fenchel-Tee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Hipp, Fenchel Tee ab 6. Monat (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
Hipp, Kamillen-Tee ab 6. Monat (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
Humana, Babys Bauch Tee nach der 1. Lebenswoche (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
Lebensbaum, Baby Kräutertee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Milupa, Baby-Tee milder Bauchwohl-Tee (Instant) | nichts enthalten | nichts enthalten |
Nestlé/Alete, NaturNes Baby Fencheltee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Rossmann/Babydream, Bio Babytee Fenchel | nichts enthalten | nichts enthalten |
Rossmann/Babydream, Bio Baby-Kräutertee Schlaf gut Tee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Sidroga, Bio Säuglings- und Kindertee | nichts enthalten | nichts enthalten |
Vergiftungsgefahr bei Kleinkindern besonders groß
In dem Bio-Produkt "Sonnenkind" von Sonnentor wurde deutlich mehr PA gefunden als in allen anderen Tees zusammen. Die empfohlene Höchstmenge für Erwachsene wird von diesem Tee bei nur einer Tasse um das Siebenfache übertroffen, beim "Baby Kräuter-Tee" von Alnatura auch schon um das Dreifache.
Experte Helmut Wiedenfeld von der Universität Bonn erklärt im TV-Beitrag, dass PA für Kleinkinder besonders gefährlich sind: Anders als bei Erwachsenen seien bei Kindern die Entgiftungsprozesse im Körper noch nicht so gut ausgebildet. Damit sei die Vergiftungsgefahr für Säuglinge zehn- bis 100-mal höher, so Wiedenfeld.
Bio-Produkte sind anfälliger
Warum sich PA vor allem in Bio-Produkten wiederfinden, erklärt "Wiso" auf seiner Internetseite: PA sind nicht in den Teekräutern selbst enthalten, sondern befinden sich in Unkraut, das versehentlich mitverarbeitet wird. Da das giftige Unkraut dort am besten wächst, wo keine Pestizide eingesetzt werden, ist das Problem bei Bio-Produkten wahrscheinlicher.
Keine gesetzliche Lösung in Sicht
Wie das Verbrauchermagazin berichtet, haben inzwischen alle betroffenen Hersteller auf den Test reagiert: Sonnentor, Alnatura, Lebensbaum und Salus entfernen die belasteten Chargen aus dem Handel. Alnatura verspricht in einer Stellungnahme: "Unser Herstellerpartner hat bereits umfangreiche Maßnahmen in den Anbaugebieten eingeleitet, um solche Beikräuter im Tee zu vermeiden. Darüber hinaus haben wir unsere Qualitätskontrollen nochmals intensiviert."
Maßnahmen, die jedoch erst bei der nächsten Ernte Ende 2014 greifen können, erläutert Wiedenfeld. Bis dahin bleibt Wissenschaftlern nur, vor den Produkten zu warnen. Denn über eine gesetzliche Regelung wird sich die PA-Problematik auf die Schnelle nicht lösen. Auf Nachfrage von "Wiso" erklärte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Eine nationale Regelung wird vor dem Hintergrund, dass das Problem nicht an nationalen Grenzen festzumachen ist, als weniger geeignet angesehen." Und eine EU-Lösung lässt auf sich warten.