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Jodel-Diplom von Loriot: Musikpädagogin erklärt die Faszination am Jodeln


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"Holleri du dödl di. Diri diri dudl dö"
Lehrerin erzählt: "Jodeln hat mir das Leben gerettet"

  • Dorothea Meadows
InterviewVon Dorothea Meadows

Aktualisiert am 12.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Anita Biebl ist Elementare Musik- und Tanzpädagogin. Die Bayerin dirigiert, komponiert und bringt Menschen das Jodeln bei.Vergrößern des Bildes
Anita Biebl ist Elementare Musik- und Tanzpädagogin. Die Bayerin dirigiert, komponiert und bringt Menschen das Jodeln bei. (Quelle: Anita Biebl)
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Über das "Jodeldiplom" des Satirikers Loriot lachen heute noch die Menschen. Jodelschulen gibt es wirklich – und eine Lehrerin sagt: Der Gesang kann heilsam sein.

Erinnern Sie sich? "Holleri du dödl di. Diri diri dudl dö." Wer jetzt breit grinst, der ist wahrscheinlich etwas älteren Kalibers – und hat das "Jodeldiplom" von Loriot sofort erkannt. Der Sketch von 1978, in dem sich Evelyn Hamann als Frau Hoppenstedt beim Jodelnlernen fast die Zunge bricht, gehört zum deutschen Kulturgut. Vicco von Bülow (genannt Loriot), der am heutigen Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre, hat sich unter anderem damit ein Denkmal gesetzt.

Die Idee hinter dem Sketch war, den typisch deutschen Drang, einen hohen Bildungsabschluss für scheinbar Nichtiges zu erhalten, auf die Schippe zu nehmen. Dass sich Loriot dazu ausgerechnet das Jodeln ausgesucht hat, führte zu einer Menge Spott für das textlose Singen. Dabei gehört auch das Jodeln zu unserem Kulturgut und hat von den deutschsprachigen Ländern aus die Welt erobert.

Die Musik- und Tanzpädagogin Anita Biebl stammt aus Bayern und lehrt in Salzburg (Österreich) das Jodeln. Sie hat t-online erzählt, wie das Jodeln ihr das Leben gerettet hat und warum es jeder lernen kann.

t-online: Frau Biebl, wie oft müssen Sie sich Scherze über das Jodeln anhören?

Anita Biebl: Es ist tatsächlich so, dass die Leute mich ständig auf Loriot und sein Jodeldiplom angesprochen haben. Deshalb habe ich dann auch ein Jodeldiplom kreiert – sozusagen als Hommage an Loriot. Es ist eine Ehrenurkunde für Leute, die bei mir einen Jodelkurs belegen.

Ein Abschlusszeugnis mit Augenzwinkern?

Genau so ist es. Das Jodeln ist kein Kasperletheater. Ich bin eine seriöse Pädagogin und nehme meine Arbeit ernst. Aber das mit dem Jodeldiplom kommt einfach super bei den Leuten an.

Kann denn jeder jodeln lernen?

Ein ganz klares Ja. Ich meine, vielleicht gibt es ein paar Menschen, für die das Jodeln aufgrund anatomischer Merkmale nicht möglich ist. Aber ich kann ihnen versichern, dass jeder jodeln lernen kann, der eine Stimme hat und ein wenig Temperament.

Wie genau funktioniert denn eigentlich das Jodeln?

Rein technisch gesehen ist das Jodeln der Wechsel von der Brust- zur Kopfstimme. Man nennt das Kehlkopfsprung. Dabei entsteht ein hörbares Schnackeln im Hals. Dieses Schnackeln bringe ich meinen Kursteilnehmern auf spielerisch-pädagogische Weise bei.

Das hört sich kompliziert an.

Ist es aber nicht. Viele Menschen lernen leichter jodeln als singen. Es braucht natürlich auch ein bisschen Mut, für den Rest bin ich da.

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Wie sind Sie zum Jodeln gekommen?

Ich habe während meiner Ausbildung am Mozarteum in Salzburg damit begonnen. Ich fand es faszinierend, meine Stimme als Instrument zu benutzen und habe dabei viel Unterstützung von meinem Ausbilder bekommen. Seitdem gehört das Jodeln zu meinem Leben.

Anita Biebl stammt aus Übersee am Chiemsee, lebt seit ihrer Ausbildung am Mozarteum in Salzburg aber in Österreich. Die Musik- und Tanzpädagogin arbeitet freischaffend als Jodellehrerin, Dirigentin, Komponistin, Musikerin und Sängerin.

Jodeln Sie jeden Tag?

Aber klar. Und ich entdecke auch jeden Tag neue Facetten daran. Das Jodeln ist grob gesehen ja wie eine Massage von innen. Es ist ein emotionales Rufen. Da kommt es ja auch her. In früheren Tagen wurde es als Kommunikationsmöglichkeit von Bergbewohnern benutzt, um sich gegenseitig Informationen und Signale zu senden. Der Ton trägt sehr weit und er sprüht von Lebenslust. Jodeln ist für mich der Inbegriff von: das Herz öffnen. Und es ist auch eine Therapie.

Eine Therapie wofür?

Vor genau zwei Jahren habe ich einen schweren Schicksalsschlag erlebt. Mein Verlobter Simon kam wenige Tage vor unserer Hochzeit in Folge eines Autounfalls ums Leben. Weil ich Corona-positiv war, durfte ich nicht ins Krankenhaus, wo er im Koma lag. Ich durfte in den letzten Momenten nicht mal seine Hand halten. Ich bin geradezu mit ihm gestorben. Das Leben gerettet haben mir meine Arbeit als Musikerin und das Jodeln.

Wie genau hat Ihnen das Musizieren geholfen?

Ich habe einfach weiter mit Simon gesprochen. In ganz normaler Lautstärke, so als wäre er da. Ich habe auch gesummt und gejodelt. Die Schwingungen, die das in meinem Inneren erzeugt hat, hatten eine heilsame Wirkung und ich konnte meine Gefühle besser verarbeiten. Wenn ich zurückblicke, bin ich froh, dass ich meine Trauer ganz bewusst verarbeitet habe, und ich weiß, dass meine Lebensenergie wieder da ist.

Frau Biebl, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Anita Biebl
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