Schwarzarbeit Studie: 2,9 Millionen Haushalte beschäftigen ihre Putzhilfe illegal
Wer sich ein saubereres Zuhause wünscht, kann sich Hilfe holen. Darum sind
Mancher wünscht sich Unterstützung im Haushalt – zum Beispiel von einer Reinigungskraft. Doch solche Helfer sind mancherorts kaum noch zu bekommen. Dazu kommt das Problem mit der Schwarzarbeit. Das zeigte eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
Für die Untersuchung nahm der Verhaltensökonom Dominik Enste unter anderem Daten des sozio-oekonomischen Panels unter die Lupe. Sei Fazit: Der Bedarf steige, die Zahl der Haushalte, die eine Hilfe beschäftigen, stagniere jedoch.
Schwarzarbeit ist ein großes Problem
Von den deutschen Haushalten, die eine Hilfe eingestellt haben, lassen zudem knapp 90 Prozent ihre Wohnung schwarz putzen. "Geht man von rund 41 Millionen Haushalten insgesamt aus, beschäftigten im Jahr 2017 über 3,3 Millionen Haushalte gelegentlich oder regelmäßig eine Hilfe – und knapp 2,9 Millionen Haushalte ließen schwarz reinigen und einkaufen", erläuterte Dominik Enste.
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Der Anteil der Schwarzarbeit sei durch die steuerliche Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen sowie der vereinfachten Anmeldung über die Minijobzentrale zwar von rund 93 Prozent im Jahr 2005 auf zuletzt 88,5 Prozent im Jahr 2017 zurückgegangen, erläuterte Enste.
Doch noch immer sei der "Arbeitsplatz Privathaushalt" weit davon entfernt, ein normaler Arbeitsplatz zu werden. Dabei nehmen seit Jahren relativ konstant rund acht Prozent aller Haushalte Hilfe in Anspruch. Enste erwartet, dass die Zahlen sowohl für 2018 als auch für 2019 weitgehend unverändert ausfallen.
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"Ich habe monatelang eine Putzfrau gesucht"
Doch es sind bei weitem nicht nur unwillige Auftraggeber, die ihre Haushaltshilfe nicht anmelden wollen. Katharina Seidenstücker hat beispielsweise die Suche aufgegeben. "Ich habe monatelang eine Putzfrau gesucht, die sich anmelden lässt. Aber das kannst du vergessen", erzählt die Mutter von drei kleinen Kindern. Natürlich habe sie irgendwann auch darüber nachgedacht, eine Reinigungskraft schwarz zu beschäftigen. "Aber das widerspricht unserem Wertekonzept."
Davon abgesehen ist im Raum München selbst ohne Anmeldung und bei überdurchschnittlicher Bezahlung derzeit kaum noch eine Putzhilfe zu finden – der Markt ist bundesweit ziemlich leergefegt. So mancher Suchende lässt sich deshalb trotz eines unguten Gefühls auf unlautere Abrechnungsmodelle ein, um überhaupt jemanden zu bekommen.
Kaum jemand wird erwischt
Die Gefahr, erwischt zu werden, liegt dabei "im Promillebereich", wie Experten wissen. Denn zum einen ist der Schutz der Privatsphäre ein sehr hochrangiges Rechtsgut, so dass die Kontrolleure nicht einfach an der Wohnungstüre Einlass begehren können.
Zum anderen fehlen dem zuständigen Zoll schlicht die Kapazitäten. Allein das Hauptzollamt München erhält pro Jahr mehrere tausend anonyme Anzeigen à la "Mein Nachbar ist arbeitslos, aber jeden Tag von 7 bis 17 Uhr außer Haus". Damit die Beamten ausrücken, müsste der Hinweisgeber deshalb schon genau sagen, wo und wann sich der Betreffende etwas bar auf die Hand dazuverdiene, berichtet Zoll-Sprecher Thomas Meister.
Gerade bei den Reinigungskräften werde viel schwarz gearbeitet. "Uns ist auch bewusst, dass wir längst nicht jeden erwischen, das ist ganz klar", räumt Meister ein.
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Falsches Verständnis von Nachbarschaftshilfe
Auch Peter K. aus München hat bis vor zwei Jahren noch eine Haushaltshilfe schwarz beschäftigt. "Anmelden war für mich gar kein Thema." Das Bewusstsein, dass man selbst ein ganz normaler Arbeitgeber und die eigene Wohnung ein ganz normaler Arbeitsplatz ist, ist in Deutschland kaum verankert.
Traditionell werden Putzfrauen als eine Art "Nachbarschaftshilfe" gesehen – auch wenn Schwarzarbeit juristisch alles andere als ein Kavaliersdelikt ist und nicht nur Geld-, sondern auch Haftstrafen drohen.
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Meist fliegt die illegale Beschäftigung übrigens auf, weil die Putzkraft etwa beim Fensterputzen einen Unfall erleidet – oder weil sich Paare trennen und der eine den anderen verpfeift. Auch so mancher Nachbar hat dem Zoll schon einen heißen Tipp gegeben.
- Nachrichtenagentur dpa
- Zur Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln