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Blackout: So steht es um die Wasserversorgung


Trink- und Abwasser
Wasserversorgung beim Blackout: Das ist der Plan – laut Konzept

Wir benötigen Wasser zum Leben und Überleben – und das betrifft nicht nur das Trinken. In Notsituationen fällt erst recht auf, wofür das Nass noch benötigt wird.

Aktualisiert am 31.10.2022|Lesedauer: 4 Min.

Kein Licht, keine Kommunikation, kein warmes Essen, keine Heizung: Diese Probleme dürften den meisten sofort einfallen, wenn sie an die Folgen eines Stromausfalls denken. Doch dass es im Katastrophenfall auch mit der Wasserversorgung schlecht aussieht, vergessen viele. Das Fatale daran: Dabei geht es nicht nur ums Trinken, Waschen und Kochen. Sondern auch um Leben und Tod.

Wasserverbrauch reduzieren: Ein laufender Wasserhahn sollte vermieden werden.Vergrößern des Bildes
Wasser: Auch für die Wasserversorgung wird Strom benötigt. (Quelle: Marius Becker/dpa)

Vorweg: Laut der Trinkwassernotversorgung "ist die Gewährleistung einer Grundversorgung der Bevölkerung in Deutschland mit überlebensnotwendigem Trinkwasser im Verteidigungsfall" gesichert. Das bedeutet dennoch weiterhin, dass Verbraucher für den Notfall vorsorgen und sich den vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) notwendigen Wasservorrat zulegen müssen. Dies diene zum Selbstschutz, so das BBK.

Dennoch stellt sich so manch einer die Frage: Was passiert mit der Wasserversorgung bei einem längeren Stromausfall? Und was ist mit der Abwasserentsorgung?

Das ist der Plan, laut Konzept

Laut dem Rahmenkonzept der Trinkwassernotversorgung soll "die öffentliche Wasserversorgung bei einem großflächigen Stromausfall mindestens 72 Stunden so funktionstüchtig sein, dass über diesen Zeitraum Wasser in Trinkwasserqualität bereitgestellt und Abwasser abgeführt werden kann". Das bedeutet, dass Wasserbetriebe angehalten sind, Notstromaggregate in entsprechender Größe einsatzbereit zu halten. Diese erzeugen dann Strom für die Pumpen, die das Trinkwasser in die Leitungen und somit zu den Entnahmestellen befördert.

Trotz der Notstromversorgung der Wasserbetriebe kann es für einige Haushalte auch am Anfang eines Blackouts zu Problemen bei der Wasserversorgung kommen. In der Regel herrscht in den Wasserleitungen (beim Kunden) ein Ruhedruck von vier bar. Im Bergland sowie in Hochhäusern wird jedoch eine Druckerhöhungssstation benötigt, die den Wasserdruck so anhebt, dass das Wasser bis in die oberen Abnahmestellen gelangt. Dafür benötigen die Druckerhöhungsstationen Energie. Nur, wenn die Vorrichtungen ebenfalls an eine Notstromversorgung angeschlossen sind, können die höher gelegenen Abnehmer mit Wasser aus der Leitung versorgt werden.

Anschließend soll die Bevölkerung mithilfe von Trinkwassertransportkomponenten (Trinkwasserbehältern und Fahrzeugen mit Trinkwassertanks), Trinkwassernotbrunnen und mobilen Verbindungsleitungen mit Wasser versorgt werden, so das Rahmenkonzept. An diesen Stellen werden täglich bis zu 15 Liter pro Person herausgegeben, insofern es möglich ist.

Feuerbekämpfung wird zum Problem

Problematisch sieht es hingegen bei der Brandlöschung aus. "Trinkwasser und Abwasserpumpen funktionieren nicht mehr. Somit fällt auch die Brandbekämpfung flach", so die Feuerwehr Nideggen.

Das heißt jedoch nicht, dass die Feuerwehr nicht mehr einsatzbereit ist. Denn vielerorts stehen Tiefbrunnen für die Brandbekämpfung bereit, aus denen die Löschfahrzeuge bei einem bereits länger anhaltendem Blackout Spritzwasser zur Brandbekämpfung beziehen können. Ist jedoch kein Strom vorhanden, kommt es zu Problemen beim Löschen von Feuern in sehr hohen Gebäuden. Denn der Wasserdruck des Spritzwassers ist zu niedrig für derartige Höhen. Hier helfen kann ebenfalls die bereits genannten Druckerhöhungsstationen oder auch Akku-betriebene Löschsysteme für die Einsatzfahrzeuge. Diese haben jedoch nur eine begrenzte Kapazität, müssen also erst wieder "aufgeladen" beziehungsweise aufgetankt werden, ehe sie erneut zum Einsatz kommen können. Bei einem längeren Blackout kann somit die Gefahr für Personen, die bei einem Feuer in höher gelegenen Etagen ausharren, erhöht sein.

Die Haushalte in Hochhäusern können vorsorgen, indem sie die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vorgeschlagenen Feuerlöscher sowie optional Feuerdecken vorrätig haben.

Notbrunnen nutzen

Zum Waschen und Abwaschen können Verbraucher auf Wasser aus Notbrunnen zurückgreifen. "Die Notbrunnen wurden genau für einen derartigen Katastrophenfall in den Kommunen und Städten installiert", sagt Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe, t-online. Neben Notbrunnen kann im Katastrophenfall Wasser auch aus sogenannten Schwengelpumpen bezogen werden. "Zwar fließt aus ihnen beim Pumpen kein Trinkwasser, dennoch reicht die Qualität aus, um das Wasser nach dem Abkochen für die Körperhygiene oder Abwaschen verwenden zu können – oder die Toilettenspülung", sagt der Pressesprecher. Auch das Trinken und Kochen sei nach einer gewissen Aufbereitung möglich.

Am besten erkundigen sich Verbraucher rechtzeitig vor einem Blackout, wo der nächstgelegene öffentliche Brunnen oder Hydrant ist. Teilweise gibt es Karten im Internet, in denen derartige Notfallbrunnen und Schwengelpumpen eingezeichnet sind. Bei einem Stromausfall ist die Suche im Internet allerdings nicht möglich. Und da auch nicht alle Kommunen und Regionen über ein derartiges Trinkbrunnen- oder Notfallbrunnen-Verzeichnis verfügen, ist es sinnvoll, sich vorab rechtzeitig zu erkundigen, wo die nächstgelegene Wasserentnahmestelle ist.

Tipp

Denken Sie daran, leere Kanister vorrätig zu haben, in denen Sie das Wasser von der Notversorgungsstelle zu sich nach Hause transportieren können.

Blackout: Wasser aus Flüssen und Gewässern meiden

Und wie sieht es mit der Abwasserentsorgung aus? Zwar haben die meisten Kläranlagen ebenfalls ein Konzept, das die Ersatzstromversorgung bei Abwasseranlagen sicherstellt. Dennoch benötigt die Abwasserreinigung sehr viel Energie. "Bei einem Blackout wird die Leistung der an eine Ersatzstromversorgung angeschlossenen Verbraucher [...] auf das allernotwendigste Maß reduziert", heißt es seitens des Bayerischen Landesamts für Wasserwirtschaft. Das bedeutet beispielsweise, dass die Leistung der Pumpen heruntergeregelt wird. Teile der Kläranlage werden in den Minimalbetrieb gefahren.

Zusätzlich kann das Abwasser beispielsweise in größere, nahegelegene Gewässer geleitet werden. Das bedeutet jedoch auch, dass das Wasser aus diesen Quellen nicht von Verbrauchern verwendet werden sollte.

Dennoch werden Verbraucher weiterhin Abwasser in den Abfluss oder die Toilette geben. Das kann zum Problem werden: Da nicht mehr ausreichend Wasser in die Abwasserleitungen gelangt und diese durchspülen kann, können sich die Verunreinigungen in den Rohren und der Kanalisation stauen. Das riecht nicht nur unangenehm. Sie können auch zum Herd für Krankheitserreger werden kann. Umso wichtiger ist es, dass auch bei einem Katastrophenfall nur das in den Abfluss gegeben wird, was im Normalfall auch dort entsorgt werden kann: also Urin, Fäkalien und Nutzwasser. Essensreste, Arzneimittel, Hygieneartikel und Co. gehören nicht in den Abfluss – unabhängig davon, ob die Wasserversorgung und -entsorgung funktionieren oder nicht. (Und was ist mit Milch? Mehr dazu, erfahren Sie hier.)

Info

Bei einer Mischwasserkanalisation dient der Regen zusätzlich dazu, die Abwasserleitungen zu spülen. Bei einem Blackout, der mehrere regnerische Tage anhält, verringert sich somit das Verstopfungsproblem etwas.

Somit zeigt sich, wie wichtig es ist, dass sich die Verbraucher auf einen möglichen, länger währenden Stromausfall vorbereiten und dabei nicht nur an Lebensmittel und Trinkwasser denken. Nichtsdestotrotz gehen die Experten davon aus, dass ein vollkommener Stromausfall, der nicht nur örtlich begrenzt ist, nur kurzfristig andauern werde.

Verwendete Quellen
  • Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft "Ersatzstromversorgung bei Abwasseranlagen", Flyer
  • planet-wissen.de "Blackout"
  • feuerwehr-nideggen.de "Warn-Apps"
  • trinkwasser-unterwegs.de
  • brunnen-trinkwasser.de
  • lexikon.wasser.de
  • Telefonisches Interview mit Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe, am 24.10.2022
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