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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das sagen Experten Blackout: Wahrscheinlichkeit und Risiko
Energiekrise, Unwetterkatastrophe, Krieg: Es gibt zahlreiche Faktoren, die zu einem langanhaltenden Stromausfall führen könnten. Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?
Inhaltsverzeichnis
- Blackout: Stellungnahme der Regierung zur Wahrscheinlichkeit
- Blackout: Klarstellung des BBK
- Universität Stuttgart: So wahrscheinlich ist ein großflächiger Stromausfall
- Blackout: Netzbetreiber sind alarmiert
- Blackout oder Brownout: Was ist der Unterschied?
- Blackout: Welche Vorbereitungen werden getroffen?
Fällt die Stromversorgung über mehrere Tage oder gar Wochen flächendeckend aus, wird von einem Blackout gesprochen. Mit fatalen Folgen für alle Bereiche. Denn nicht nur die Infrastruktur würde zusammenbrechen. Es könnten auch Menschenleben gefährdet werden. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für das Horrorszenario Blackout tatsächlich?
Blackout: Stellungnahme der Regierung zur Wahrscheinlichkeit
Die Bundesregierung versucht mit zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen, die Stromversorgung zu gewährleisten und aufrechtzuerhalten. So heißt es offiziell: "Deutschlands Stromversorgung gehört zu den sichersten in Europa."
Auch die Bundesnetzagentur (BNetzA) versichert: "Ein großflächiger Blackout ist äußerst unwahrscheinlich. Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungsereignissen einen völligen Zusammenbruch des Übertragungsnetzes verhindern sollen."
Um das zu bestätigen, wurde ein sogenannter Stresstest durchgeführt. Das Ergebnis: Ein zeitlich begrenzter, krisenhafter Stromausfall in bestimmten Regionen sei durchaus vorstellbar – zumindest könne dieser "nicht vollständig ausgeschlossen werden."
Blackout: Klarstellung des BBK
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout ist, eine sehr konkrete Antwort: "Ein großflächiger Stromausfall in Deutschland ist äußerst unwahrscheinlich." Das elektrische Energieversorgungssystem sei mehrfach redundant ausgelegt und verfüge über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren, so die offizielle Einschätzung der Einrichtung.
Universität Stuttgart: So wahrscheinlich ist ein großflächiger Stromausfall
Kai Hufendiek, Leiter des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart, erklärt in einem Interview jedoch, dass das Risiko für einen Blackout stetig steige. "Es ist eine angespannte Situation. Beim Auto gilt auch, wer einen heißen Reifen fährt, hat ein höheres Risiko, dass es kracht. Und wir fahren jetzt mit unserem System in Bereiche, in denen wir weniger Reserven haben", so der Experte im "Schwarzwälder Boten".
Der Grund sei zwar nicht der Umbau des Energiesystems allein. Vielmehr würde die fehlende stabile Gasversorgung zu einem Risiko für ein sicheres Stromnetz werden können. "Durch den Gasmangel und die Ausfälle in Frankreich sind die Erzeugungskapazitäten jetzt in bestimmten Zeiten knapp. Deshalb werden einzelne Stromausfälle wahrscheinlicher als in den Jahren zuvor."
Würden die Gasreserven zum Ende des Winters 2022/23 jedoch immer stärker zur Neige gehen, so erhöhe sich entsprechend auch das Risiko für Probleme bei der Stromversorgung. Es sei daher wichtig, Energie und entsprechend auch Gas zu sparen.
Blackout: Netzbetreiber sind alarmiert
Im Gegensatz zu der Regierung und einigen Energieexperten sind die Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50 Hertz. Tennet und TransnetBW alarmiert und äußern sich besorgt auf die Frage hin, wie wahrscheinlich ein Blackout sei: Nach dem Stresstest habe man festgestellt, dass die Versorgungssituation in Deutschland für den Winter 2022/23 "äußerst angespannt" sei, wie die "Welt" berichtet. Um Ausfällen vorzubeugen, müsse in einer Notsituation ein kontrollierter Brownout durchgeführt werden, heißt es weiter.
Blackout oder Brownout: Was ist der Unterschied?
Was ist ein Blackout?
Kommt es zu unerwarteten und starken Schwankungen im Stromnetz, kann dieses zusammenbrechen. Auslöser könnte beispielsweise ein punktuell unerwartet hoher Stromverbrauch sein. Weitere Auslöser für einen Blackout sind beispielsweise ein Unwetter, ein Hackerangriff oder auch andere Einwirkungen, die das Stromsystem und die Energieversorger an empfindlichen Stellen stark oder irreparabel beschädigen.
Was ist ein Brownout?
Findet im elektrischen Energieversorgungssystem ein Spannungsabfall statt, spricht man von einem Brownout. Die Folge: Die Spannung im Stromnetz wird abgesenkt. Das Szenario dauert häufig nur wenige Minuten an.
Es gibt zwei Arten von Brownout: den kontrollierten und den unkontrollierten.
- Beim kontrollierten Brownout übersteigt die Nachfrage nach Strom das Angebot. Das kann beispielsweise vorkommen, wenn aufgrund einer Energiekrise zu wenig Strom produziert wird. Dann müssen die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) die Nachfrage reduzieren, indem sie beispielsweise große Stromverbraucher vom Netz nehmen. Das verhindert einen Systemzusammenbruch.
- Bei einem unkontrollierten Brownout kommt es zu unvorhersehbaren Stromausfällen. Die Spannung im Netz sinkt spürbar – meist aber nur für eine Minute. In der Regel erleiden elektrische Geräte dadurch keinen Schaden. Wenn doch, haben Sie gegebenenfalls Anspruch auf Schadenersatz. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel.
Blackout: Welche Vorbereitungen werden getroffen?
Die Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr sowie die Notfallsanitäter haben bereits Einsatzpläne entworfen – oder sind noch dabei –, um in einem Krisenfall die Versorgung weitestgehend aufrechterhalten zu können. Zumindest in dem für sie möglichen Maße. Denn bei einer langanhaltenden Unterbrechung der Energieversorgung reicht auch ihre Notstromversorgung nur für einen begrenzten Zeitraum aus.
Auch andere Organisationen, die in der kritischen Infrastruktur tätig sind, haben Pläne entwickelt, wie sie in einer Notsituation ihre Arbeit zumindest für einen gewissen Zeitraum weitestgehend unbeeinträchtigt weiterführen können. So haben beispielsweise auch die Wasserversorgungsbetriebe Konzepte ausgearbeitet, welche Geräte sie bei einem Blackout zu welchem Zeitpunkt abschalten könnten.
Nichtsdestotrotz sollten auch Sie Vorkehrungen treffen, um in einem Katastrophenfall nicht auf die Unterstützung anderer angewiesen sein zu müssen und für mindestens zehn Tage selbstständig überleben zu können. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel.
Darüber hinaus können die Übertragungsnetzbetreiber einen kontrollierten Brownout durchführen und dadurch die Lastreduzierung im Stromnetz gezielt herbeiführen. Dadurch wird ein flächendeckender Blackout verhindert.
- bmwk.de "Stresstest zum Stromsystem"
- bundesnetzagentur.de "Stromnetz"
- bundesregierung.de "Stromausfall"
- bbk.bund.de "Klarstellung BBK"
- schwarzwaelder-bote.de "Experte über Blackout"
- welt.de "Risiko einer Stromunterdeckung"