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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überraschung Das ist das gefährlichste Tier Deutschlands
Wenn ein Wolf, Bär oder Kampfhund für Schlagzeilen sorgen, werden wir hellhörig. Das für uns gefährlichste Tier Deutschlands ist aber ein anderes.
Im Frühling beunruhigte ein angriffslustiger Bär die Menschen in den Alpen, er tötete einen Mann. Im Filmtierpark Eschede biss vor wenigen Tagen ein Wolf ein Kind in die Brust. Dass große Tiere Menschen angreifen oder tödlich verletzen, passiert in Deutschland sehr selten, schlägt in den Medien aber hohe Wellen. Dabei sind in Wirklichkeit viel kleinere Tiere die größte Gefahr für uns.
Was ist das gefährlichste Tier Deutschlands? t-online hat bei Zoologe Mario Ludwig nachgefragt.
Wespen und Bienen sind die gefährlichsten Tiere
"Die meisten Todesfälle hierzulande gibt es nach Wespen- oder Bienenstichen. Die allergischen Reaktionen, die durch das injizierte Gift hervorgerufen werden, töten in Deutschland pro Jahr etwa 20 Menschen", sagt Ludwig. Für Allergiker gilt es zur Wespen-Hochzeit im Sommer und Frühherbst also besonders gut aufzupassen.
Wie auch ein aktueller, prominenter Fall zeigt. So starb Daimler-Truck-Finanzvorstand Jochen Goetz vor zwei Wochen im Alter von nur 52 Jahren an den Folgen eines Wespenstiches. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung hatte eine allergische Reaktion zu seinem Tod geführt. Wenn Sie mehr zum Thema Wespenstich-Allergie lesen wollen, klicken Sie hier.
Menschen mit Allergien können nach einem Wespen- oder Bienenstich Herzrasen, vermehrtes Schwitzen und häufig sogar Bewusstseinsverlust erleben – dies wird als anaphylaktischer Schock bezeichnet. Der Botenstoff Histamin wird freigesetzt, dadurch erweitern sich die Blutgefäße, was zu einer Abnahme der Herz-Kreislauf-Leistung führt und das Blut gerinnen lässt. Lebenswichtige Organe wie das Herz, die Lunge und das Gehirn werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und es kann zum Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems kommen.
Auf Platz zwei ein noch kleineres Tier
Das zweittödlichste Tier Deutschlands ist die Zecke. Ludwig: "Krankheiten wie Borreliose oder FSME werden durch Zeckenstiche ausgelöst. Sie können Hirnhautentzündungen auslösen und tödlich enden." Laut Robert Koch-Institut (RKI) werden in Deutschland pro Jahr etwa 10 Millionen Menschen gestochen, um die 300 erkranken. Todesfälle gibt es aber höchstens ein bis fünf im Jahr.
Hier räumt Zoologe Ludwig auch gleich mit einem Irrglauben auf: "Es wird häufig gesagt, Zecken lassen sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen. Das stimmt so nicht. Sie sitzen im hohen Gras und man streift sie beim Hindurchgehen ab." Vorsicht und die richtige Kleidung sind in diesen Regionen geboten: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern und Hessen (Borreliose) sowie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen und Hessen (FSME).
Hundebisse können tödlich sein
Nicht Bären, sondern Hunde können in Deutschland eine ernst zu nehmende Gefahr sein. Die Verletzungen, die durch Hundebisse entstehen, können von Medizinern meist problemlos behandelt werden. Aber es kommt doch auch immer wieder zu tödlichen Attacken. Damit ist Ludwig zufolge der Hund das drittgefährlichste Tier des Landes.
Laut Statista sterben pro Jahr bundesweit 3,3 Menschen an Hundebissen. Das scheint im ersten Moment die Zeckenopfer zu übertreffen, doch die Statistik wurde anhand von Daten eines Zehnjahreszeitraums (2009 bis 2019) erstellt. So gab es in einigen Jahren und Bundesländern keinen einzigen Toten, in anderen mehr. Thüringen steht an der Spitze der traurigen Hitliste: Hier starben innerhalb der zehn besprochenen Jahre 1,89 Menschen pro einer Million Einwohner an den Folgen von Hundebissen.
Das tödlichste Tier weltweit ist winzig
Und was ist mit giftigen Tieren? Es ist doch immer wieder von invasiven Spinnen oder Fischen die Rede? "Natürlich gibt es in Deutschland auch giftige Tiere wie zum Beispiel den Fisch Petermännchen oder die Kreuzotter. Aber Zusammenstöße mit dem Menschen sind höchst selten und Todesfälle in den letzten Jahren schon gar keine bekannt geworden", so Ludwig.
Vom größten tierischen Killer bleiben wir hier in unseren Breiten übrigens verschont. Weltweit sterben jedes Jahr eine Million Menschen an Moskitostichen. "Moskitos sind damit gefährlicher als Nilpferde, Krokodile oder Giftschlangen. Kein Tier übertrifft die Gefahr, die in tropischen Regionen von Mückenstichen ausgeht", sagt Ludwig. Sie können, je nach Art, gefährliche Viren und damit todbringende Krankheiten wie Malaria oder Gelbfieber übertragen.
- Interview mit Zoologe Dr. Mario Ludwig
- Daten von Statista sowie des Robert-Koch-Institutes