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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pharaoameise Robuster, gefährlicher Allesfresser breitet sich immer weiter aus
Ein ostasiatischer Schädling breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Dabei kann er sowohl Pflanzen als auch Bausubstanz zerstören.
Sie ist nur wenige Millimeter groß, richtet aber an Pflanzen, Lebensmitteln und sogar Immobilien enorme Schäden an: die Pharaoameise. Der Schädling breitet sich immer weiter in Deutschland aus und wird somit zu einem echten Problem. Warum ist es so schwierig, ihn zu bekämpfen? Wie können Sie einen Befall vermeiden?
Klein, aber gefährlich: Die Pharaoameise
Die bernsteinfarbene Pharaoameise (Monomorium pharaonis) zählt sowohl zu den kleinsten als auch zu den bedrohlichsten Ameisenarten. Die 0,2 Zentimeter großen Insekten ernähren sich unter anderem von tierischem Protein, Obst und Früchten als auch von zucker- und kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Marmelade, Honig, Schokolade und Gebäck.
Fressen die Ameisen Lebensmittel an, sollten diese nicht mehr verzehrt, sondern umgehend entsorgt werden. Denn die Pharaoameise kann Krankheiten übertragen. So gilt sie laut Umweltbundesamt "als eine von mehreren potenziellen Ursachen sogenannter Krankenhausinfektionen (Nosokomialinfektionen)" und als Überträger von Streptokokken und Salmonellen – insbesondere in Krankenhäusern, wo die Ameisen sich aufgrund ihrer Vorliebe für eiweißreiche Nahrung schnell und häufig ausbreiten. Dort nagt sie, laut Umweltbundesamt, teilweise an Wunden unter dem Gips oder Verband von Patienten. Darüber hinaus hält sie sich gerne in Bäckereien, Lebensmittelgeschäften und Fleischereien auf.
Das Gesundheitsrisiko ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb ein Befall mit der Pharaoameise umgehend bekämpft werden sollte: Bei ihrer Suche nach Nahrung und Nistplätzen kennt das Insekt kaum physikalische Barrieren. Das heißt, es zerstört dabei Bausubstanzen und sogar elektrische und elektronische Geräte.
Gefahr für Haus- und Immobilienbesitzer
Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für den Nestbau dringt die Pharaoameise tief in die Bausubstanz von Gebäuden ein. Besonders, wenn diese feucht sind. Ebenfalls für den Nestbau beliebt sind versteckte, dunkle Bereiche und Hohlräume in Wänden, Fußböden oder Decken.
Beim Nestbau entfernt die Pharaoameise dann die dortigen Materialien – egal ob Holz, Gipskarton oder Dämmstoff – wodurch die Bausubstanz instabil wird.
Kurzschlüsse und Kabelbrand durch Pharaoameisen
Bei ihrer Suche nach Nahrung oder einem Nistplatz kann die Pharaoameise auch Kabelleitungen beziehungsweise -isolierungen zerstören. Es reichen meist kleinste Ritzen oder Lüftungsschlitze aus, damit der Schädling in die Anlage eindringen und dort Schäden anrichten kann. Kabelbrand oder ein defektes Gerät können dann die Folge sein.
Schäden verhindern – geht das?
Aufgrund ihrer geringen Größe kann die Pharaoameise selbst in verschlossene Lebensmittelbehälter kriechen und sich dort über die Nahrung hermachen. Und auch Geräte oder gar Bausubstanzen können nicht so gut verschlossen sein, dass der Schädling nicht eindringen kann. Die einzigen Methoden, mit denen Sie Schäden an Ihrem Hab und Gut verhindern können, ist daher einem Befall vorzubeugen oder, wenn er bereits vorliegt, diesen umgehend zu bekämpfen.
Bis vor einigen Jahren waren die Pharaoameisen in Deutschland noch kein ernsthaftes Problem, erklärt Biologin Prof. Dr. Sabine Foitzik gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Aufgrund der klimatischen Bedingungen – konstante Temperaturen zwischen 20 und 22 Grad Celsius vor allem in Wohngebäuden – kann sich der Schädling immer weiter ausbreiten.
Pharao-Ameisenvolk bekämpfen
Hausmittel wie Nelken, Backpulver, Essig und Co. helfen nicht bei einem Befall. Auch handelsübliches Insektengift schadet der Pharaoameise nicht. Der von den Mitteln ausgehende Geruch sorgt laut Experten lediglich dafür, dass der Schädling verschreckt wird. Kurz darauf wird er jedoch wiederkommen.
Darüber hinaus sind die Nester meist so tief in Wänden, Decken und Böden versteckt, dass die gasförmigen oder flüssigen Giftstoffe nicht bis dort hinreichen. Darüber hinaus baut der Schädling viele Zweignester mit Königinnen, die für die konstante Vermehrung sorgen. Diese Faktoren macht es schwierig, den Schädling dauerhaft zu bekämpfen, erklärt das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Es dauert daher meist mehrere Monate, bis der Schädling wirklich vollkommen bekämpft ist.
Lediglich Fraßköder können helfen, die Pharaoameise zu töten.
Überlassen Sie deshalb die Bekämpfung dieser Ameisenart einem Profi. Er kann auch abschätzen, wann die Bekämpfungsmaßnahme vorbei ist.
Befall vorbeugen
Um zu verhindern, dass sich der Schädling bei Ihnen zu Hause einnistet oder ausbreitet, sollten Sie vor allem Lebensmittel kontrollieren: Gibt es Schäden an der Verpackung? Sind gegebenenfalls kleine Ameisen sichtbar?
Da der Lebensmittel- und Hygieneschädling Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht überlebt, können Sie die Lebensmittel oder – wenn möglich – die Materialien auch einfrieren.
- umweltbundesamt.de "Ameisen, Pharaoameise"
- gesundheitsamt-bw.de "Pharaoameise"
- br.de "Pharaoameise"
- schaedlingskunde.de "Wie lassen sich Pharaoameisen vernichten?"