Heizung Öl, Gas oder Pellets? Der große Heizungs-Check
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Heizung ist der mit Abstand größte Energieverbraucher im Haushalt. Die Aufrüstung beziehungsweise der Austausch einer veralteten Anlage zählen deshalb zu den Modernisierungsmaßnahmen, die sich häufig besonders schnell rentieren. In manchen Fällen zwingt sogar der Gesetzgeber zum Austausch. Doch für welches Heizsystem soll man sich entscheiden? Das sind die Vor- und Nachteile von Öl-, Gas-, und Pelletheizungen und die wichtigsten Alternativen.
Seit 1. Mai 2014 ist die novellierte Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) in Kraft, die unter anderem auch eine Austauschpflicht für alte Heizungen bis 2015 vorsieht. "Von der Neureglung betroffen sind rund eine halbe Million Haushalte", schätzt man beim Heizstoffhändler Präg. Lohnen kann sich eine neue Heizung aber auch für Verbraucher, die von der gesetzlichen Austauschpflicht nicht betroffen sind. Auch für jeden, der neu baut, ist die Frage nach der besten Heizung ein ganz zentraler Punkt.
Die Heizung ist der größte Energieverbraucher im Haushalt
Denn nach wie vor ist die Heizung der größte Energieverbraucher. Laut dem Statistische Bundesamt (Destatis) entfielen 2013 über 83 Prozent des gesamten Verbrauchs von Privathaushalten auf Raumwärme und Warmwasser. Entsprechend lukrativ wirken sich Einsparungen aus. Abhängig davon, wie effektiv die bestehende Anlage arbeitet, bietet ein Heizungsaustausch hohes Sparpotenzial. Laut dem durchs Bundesumweltministerium geförderten Heizspiegel 2014 lässt sich mit der Erneuerung einer veralteten Heizungsanlage der Energieverbrauch im Schnitt um etwa 15 Prozent reduzieren.
Doch welches Heizsystem ist am günstigsten und besten? "Die perfekte Heizung an sich gibt es nicht", warnt Marc Deisenhofer, Geschäftsführer bei Präg, vor Verallgemeinerungen. "Welche Heizung individuell die richtige ist, hängt vom Immobilientyp, den persönlichen Präferenzen des Eigentümers und dem verfügbaren Platz ab." Auch die Einschätzung der zukünftigen Preisentwicklung bei den jeweiligen Heizstoffen dürfe nicht fehlen, so der Rat des Experten.
Mit Pellets heizt man günstig CO2-neutral
Seit einigen Jahren werden . Allein von 2008 bis 2012 hat sich die Anzahl der betriebenen Pelletfeuerungen in Deutschland laut Deutschem Energie- und Pellet-Verband (DEPV) auf insgesamt knapp 280.000 Anlagen verdoppelt. Bis Ende 2014 werden es etwa 368.500 Anlagen sein, schätzt der Verband.
Anders als Öl und Gas verbrennen Pellets praktisch CO2-neutral. Beim Verfeuern wird lediglich so viel klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt, wie zuvor im Holz gespeichert wurde. Zudem sind Pellets verhältnismäßig günstig. Der Preis pro Kilowattstunde liegt laut DEPV im bundesweiten Durchschnitt bei etwa 4,89 Cent (Stand: April 2015). Öl (6,31 Cent) und Gas (6,72 Cent) sind ein gutes Stück teurer.
Trotz der steigenden Nachfrage erwiesen sich Pellets in den letzten Jahren als ziemlich preisstabil. Laut Deutschem Pelletinstitut (DEPI) kostete eine Tonne Pellets 2009 durchschnittlich 221 Euro. 2012 waren es 236 Euro, was einem Preisanstieg von nur knapp sieben Prozent in vier Jahren entspricht. 2013 allerdings zogen die Preise an. Im Jahresschnitt lag der Preis pro Tonne bei 273 Euro, ist mittlerweile aber wieder auf gut 251 Euro gesunken. Am günstigsten sind die Pressholzstäbchen im Sommer. Nach DEPI-Berechnungen auf Grundlage der letzten zehn Jahre zahlt man von Mai bis Juli im Schnitt rund zehn Prozent weniger als im Dezember.
Die Pelletheizung ist in der Anschaffung recht teuer und man braucht viel Platz
Der Anschaffungspreis einer Pelletheizung ist allerdings vergleichsweise hoch. Die Anlagen sind meist mehrere tausend Euro teurer als Ölheizungen derselben Leistung. Noch größer ist der Preisunterschied zu Gasheizungen, die ohne Brennstofftank auskommen. Die Energieagentur.NRW beschwichtigt jedoch: "Die höheren Kosten amortisieren sich aufgrund der deutlich niedrigeren Brennwertkosten bereits nach wenigen Jahren."
Trotzdem muss man das Geld für den Kauf ja erst einmal haben. "Selbstverständlich sollten Immobilienbesitzer abwägen, zu welchem Zeitpunkt sie welche Kosten tragen können und wollen", sagt auch Präg-Geschäftsführer Marc Deisenhofer. Zumindest steht man bei der Finanzierung nicht alleine da. Hausbesitzer können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) staatliche Fördermittel beantragen.
Neben den Anschaffungskosten kann auch der Platzbedarf einer Pelletheizung problematisch sein. Für dieselbe Heizleistung muss das Volumen des Brennstofflagers etwa doppelt so groß sein wie der Tank einer Ölheizung. Selbst in Häusern mit Keller reicht der vorhandene Platz nicht immer aus. Zwar lässt sich ein Pellet-Tank auch im Boden versenken – zum Beispiel unter der Auffahrt. Das ist dann aber eben mit erheblichem baulichen Aufwand verbunden.
Eine moderne Ölheizung ist effizient und langlebig
Laut einer statistischen Erhebung des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks gab es im Jahr 2012 über 5,8 Millionen Öl-Heizungen in Deutschland. Etwa 1,2 Millionen davon waren älter als 21 Jahre, knapp 500.000 davon sogar älter als 29 Jahre. Doch die lange Lebensdauer ist nicht das einzige Argument für dieses Heizsystem.
Moderne Ölheizungen mit Brennwerttechnik zählen zu den effizientesten Heiztechniken überhaupt. Anlagen mit Brennwerttechnik führen die Wärmeenergie in den Abgasen wieder in den Heizkreislauf zurück, bevor diese durch den Schornstein nach draußen abziehen. Ist ihr Brennwertkessel richtig eingestellt, lässt sich mit einer modernen Ölheizung der Energieverbrauch verglichen mit den Anlagen, die vor 15 bis 20 Jahren marktüblich waren, um über zehn Prozent reduzieren.
Heizöl unterliegt erheblichen Preisschwankungen
Der große Unsicherheitsfaktor beim Heizen mit Öl liegt in den hohen Preisschwankungen. Binnen weniger Monate können sich die Preise verdoppeln oder halbieren. Kosteten 100 Liter Heizöl im Juli 2008 noch über 90 Euro, waren es es im Februar 2009 nur noch gut 46 Euro. Nur weitere zwei Monate später hatte sich der Preis schon wieder um knapp 50 Prozent auf über 67 Euro verteuert.
Oft sind die Preise am Ende einer Heizperiode wegen der geringen Nachfrage besonders niedrig, verlassen kann man sich darauf allerdings keineswegs. In diesem Jahr beispielsweise kosteten 100 Liter Anfang April im Schnitt noch knapp 80 Euro. Aktuell muss man dafür nur rund 70 Euro bezahlen. Wer sein Heizöl günstig kaufen will, muss also die aktuelle Preisentwicklung im Blick behalten. Auch sollte man jede Heizöl-Lieferung gut überwachen. Einige Lieferanten tricksen und berechnen zu viel.
Die Gasheizung ist am beliebtesten
Noch immer wird in etwa der Hälfte aller privater Neubauten eine Gasheizung installiert. Sie benötigt nur wenig Platz, weil anders als bei Öl- und Pelletheizungen kein Heizstofftank benötigt wird. Wenn im Haus kein Keller zur Verfügung steht, ist die Gasheizung oft schon allein aus Platzgründen das Heizsystem der Wahl.
Ausgerüstet mit moderner Brennwerttechnik arbeitet die Gasheizung ebenfalls effizient, und sie ist in der Anschaffung vergleichsweise günstig. Gas-Brennwertkessel liegen preislich etwa auf demselben Niveau wie die Brennwertkessel von Ölheizungen, doch bei Gas fallen eben keine Kosten für einen Tank an. Eine Pellet-Heizung ist in der Anschaffung nicht selten doppelt so teuer wie eine Gasheizung derselben Leistung und muss sich dann erst über die Jahre durch geringere laufende Kosten amortisieren.
Beim Heizen mit Gas auf Preise und Sicherheit achten
Da der Rohstoffpreis für Erdgas über die sogenannte Ölpreisbindung mit dem Rohölpreis gekoppelt ist, muss man auch hier mit erheblichen jährlichen Schwankungen rechnen. Über das Jahr hinweg allerdings bleibt der Gaspreis für Endverbraucher meist konstant. Wer günstig einkaufen will, sollte trotzdem ein wenig Eigeninitiative mitbringen. Seit der Liberalisierung des Energiemarktes können Verbraucher ihren Gasversorger frei wählen. Die Grundversorger sind aufs Jahr gerechnet nicht selten mehrere hundert Euro teurer als die günstigsten Anbieter.
Weil Gas schon in sehr geringen Konzentrationen ab 4,5 Volumenprozent explosionsfähig ist, verdient der Sicherheitsaspekt beim Heizen mit Gas besondere Aufmerksamkeit. Einmal im Jahr muss ein Fachmann sämtliche Gasgeräte kontrollieren und gegebenenfalls warten. Wenigstens alle zwölf Jahre müssen sämtliche Leitungen fachmännisch inspiziert werden. Darüber hinaus sollten Besitzer einer Gasheizung auch selbst einmal im Jahr eine vollständige Hausschau vornehmen und dabei alle sicherheitsrelevante Punkte kontrollieren.
Alternativen und Kombinationsmöglichkeiten für Öl-, Gas- und Pelletheizungen
"Beim Vergleich der verschiedenen Heizungsarten sollten Verbraucher auch Wärmepumpen und nicht vergessen", empfehlen die Energie-Experten von Präg. Wärmepumpen seien zwar in der Anschaffung recht teuer, dafür aber hocheffizient. Die Betriebs- und Wartungskosten sind niedriger als die von Gas- oder Ölheizungen. "Am effizientesten lassen sich Wärmepumpen mit einer Niedrigtemperaturheizung betreiben, beispielsweise einer ", so die Empfehlung. Auch die Installation einer Wärmepumpe werde staatlich gefördert.
Sehr oft werden konventionelle Öl- oder Gasheizungen mit Solarthermie-Anlagen kombiniert. Möglich, allerdings weniger verbreitet ist eine solche Kombination auch bei Pellet-Zentralheizungen. Ebenfalls noch recht selten aber zunehmend häufig werden wasserführende Kamin- oder Pelletöfen in den Kreislauf einer Solarthermie-Anlage integriert. Im Winter, wenn der Solarkollektor auf dem Dach nur wenig Energie liefert, führt der Ofen einen Teil der Wärme dem Heizkreislauf zu. Noch günstiger als mit Pellets heizt man mit einem Scheitholzvergaser. Allerdings muss man da immer wieder von Hand Holz nachlegen.
Individuelle und unabhängige Beratung einholen
Generell sollte man sich vor der Entscheidung für eine neue Heizung also unbedingt individuell und vor Ort fachkundig und möglichst unabhängig beraten lassen. Organisationen wie der Bauherrenschutzbund, der Verband privater Bauherren oder auch die örtlichen Verbraucherzentralen vermitteln auf Anfrage . Die Vor-Ort-Beratung wird in vielen Fällen vom BAFA bezuschusst. Der Fachmann erarbeitet dann zusammen mit dem Hausbesitzer abhängig von dessen persönlichen Präferenzen und Verbrauchsverhalten, der finanziellen Situation sowie den örtlichen Gegebenheiten das optimale Heizkonzept.