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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heizung Was Pelletheizungen können
Wer neu baut, setzt immer häufiger auf Pellets als Heizmittel. Bis Ende 2014 waren rund 370.000 Heizungsanlagen im Betrieb, die mit Pellets befeuert werden. Das sind zwar nur knapp zwei Prozent, die Tendenz ist allerdings steigend. Was für das Heizen mit den gepressten Sägespänen spricht und welche Nachteile eine Pelletheizung hat. Das System taugt nämlich längst nicht für jeden Haushalt.
Das Heizen mit Pellets ist eigentlich eine sehr nützliche Art der Abfallverwertung. Die ein wenig an Viehfutter erinnernden Pellets werden aus dem zuvor ungenutzten Müll der Holzindustrie hergestellt. "Gigantische Mengen an Holzresten können durch die Pellettechnologie endlich wirtschaftlich genutzt werden", schwärmt Hermann Hansen von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Gülzow-Prüzen. Die Holzabfälle werden erhitzt und durch eine Matrize gepresst, wobei das im Holz enthaltene Lignin die Pellets verklebt. Diese Verwertung ist gut für die Umwelt. Dazu kommt, dass man mit den Pelletöfen preiswerter als mit Öl und Gas heizen kann. Doch es gibt auch ein paar Nachteile. Hier ein Überblick, was das Heizsystem alles kann:
Wie kann man mit Pellets heizen?
Es gibt zum einen Pelletöfen, die als eine Art Zusatzheizung einzelne Räume aufwärmen. Sie werden wie ein Kaminofen meist per Hand befüllt. Modelle, die über eine Wassertasche verfügen, können auch mehrere Räume beheizen. Solche wasserführenden Kaminöfen speisen dann das Heißwasser in Heizkreise oder Speicher ein, erläutert Hansen.
Aber auch Zentralheizungen lassen sich mit Pellets betreiben. Dann befüllt sie eine Förderschnecke oder ein automatisches Saugsystem. Dabei können allerdings staubsaugerähnliche Geräusche entstehen. Diesen Lärm kann aber eine gute Schallisolierung reduzieren. Eine Zeitschaltuhr sorgt dafür, dass die Anlage nur am Tag läuft und nicht nachts, so die FNR.
Wie lagert man Pellets?
Der große Nachteil einer Pelletheizung ist ihr immenser Platzbedarf. Die Pellets müssen schließlich irgendwo gelagert werden. Eine Pelletheizung eignet sich daher nicht für Häuser ohne Keller und Lagerräume, erläutert das Deutsche Pelletinstitut. Praktisch ist es, wenn das Haus vorher mit einer Ölheizung erwärmt wurde. Der freiwerdende Raum für den Tank kann weiter als Brennstofflager genutzt werden. Doch bei Pelletlagern ist Vorsicht geboten. Werden die Räume nicht richtig belüftet, herrscht dort Lebensgefahr.
Bei der Lagerung entsteht giftiges Kohlenmonoxid. Da das Gas farb- und geruchslos ist, bemerkt man die erhöhte Konzentration im Raum nicht. Es gab schon mehrere Todesfälle. Die Verunglückten hatten den Raum zum Beispiel zur Wartung betreten. Bei noch geringen Konzentrationen treten Kopfschmerzen auf, mit steigenden Werten Schwindel und Übelkeit, im schlimmsten Fall nach wenigen Minuten schon Bewusstlosigkeit.
Was kostet eine Pelletheizung?
Pelletheizungen sind in der Anschaffung rund drei- bis viermal so teuer wie Öl- und Gasheizungen, weiß Hermann Hansen. Für ein Einfamilienhaus sind das Kosten zwischen 8000 und 13.000 Euro. Dafür gibt es einen Zuschuss vom Staat: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gewährt zum Beispiel für automatisch bestückte Anlagen von 5 bis 100 Kilowatt Nennwärmeleistung zwischen 1400 und 2900 Euro Förderung. Sie ist kombinierbar mit einem zinsgünstigen Darlehen der KfW-Förderbank. Wer die Pelletheizung mit Solarkollektoren verbindet, erhält vom Bafa einen Bonus von 500 Euro. Die hohen Anschaffungskosten amortisieren sich über die geringen Kosten für die Heizmittel relativ schnell.
Wie hoch sind die Verbrauchskosten?
Die Preise für die Pellets sind vergleichsweise niedrig und im Gegensatz zum Öl- und Gaspreis auch relativ stabil. Laut dem Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband ( DEPV) kostet im April 2015 eine Kilowattstunde (kWh) Wärme aus Pellets 4,89 Cent. Der Preisabstand zu Heizöl beträgt DEPV-Berechnungen zufolge 23 Prozent. Beim Heizen mit Öl kostet die Kilowattstunde den Angaben zufolge 6,31 Cent, bei Gasheizungen sogar 6,72 Cent. Tobias Schleicher vom Öko-Institut in Freiburg sagt: "Öl und Gas haben sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich schneller verteuert als Pellets."
Allerdings hängen die Kosten vom Zustand des Hauses ab: Ein gedämmtes Gebäude muss weniger stark beheizt werden. "Auf jeden Fall sollte man sich vor dem Kauf von einem Heizungsbauer beraten lassen", empfiehlt Dietlinde Quack vom Öko-Institut. "In Kombination mit einer Dämmung oder neuen Fenstern sollte die Leistung genau auf das Haus abgestimmt sein."
Wie umweltfreundlich sind Holzpellets?
Abgesehen davon, dass die Öfen mit Resten der Holzindustrie beheizt werden, hat der Rohstoff einen weiteren Vorteil: Er wächst nach. Und er setzt beim Verbrennen nur so viel Kohlendioxid frei, wie der Baum einmal aufgenommen hat. Der eigene ökologische Fußabdruck lässt sich durch eine Pelletheizung deutlich verringern. Allerdings sind Pelletheizungen im Gegensatz zu anderen regenerativen Energien aus Wind und Sonne nicht emissionsfrei. Beim Verbrennen kann Feinstaub freigesetzt werden. Die Grenzwerte für die Feinstaubausstoß wurden zum Jahreswechsel 2014/2015 von 63 Milligramm auf 20 Milligramm pro Kubikmeter gesenkt.
Ob die Grenzwerte eingehalten werden, misst der bei seinen regelmäßigen Überprüfungen. Neue Anlagen halten die Vorgaben gewöhnlich ein. Ältere Anlagen müssen hingegen unter Umständen nachgerüstet werden. Für schlechte Werte können auch minderwertige Pellets verantwortlich sein. Deshalb sollten Hausbesitzer am besten nur zertifizierte Pellets mit der Bezeichnung ENplus oder DINplus verwenden, empfiehlt Hermann Hansen. "Die beiden Zertifikate garantieren qualitativ hochwertige Holzpellets für den störungsfreien Betrieb."
Welche Pelletöfen und -heizungen besonders umweltfreundlich sind, hat das Öko-Institut auf seiner Plattform ecotopten.de veröffentlicht. Berücksichtigt sind dabei schon die neuen Grenzwerte der Bundesimmissionsschutzverordnung, die seit Januar 2015 gelten. Innerhalb dieser Grenzen gibt es große Unterschiede, was den Feinstaubausstoß von Pelletheizungen betrifft. Das Öko-Institut legte in seinen Empfehlungen die Maßstäbe des Labels Blauer Engel an.
Für wie viele Pellets reicht der Holzabfall?
Bisher sind die Potenziale der Holzpellets noch nicht ausgeschöpft. Eine Produktionskapazität von drei Millionen Tonnen Pellets gibt es hierzulande, hat das Deutsche Pelletinstitut ermittelt. In Deutschland werden aber nur zwei Millionen Tonnen verbraucht. Wie klein der Pelletmarkt ist, zeigt sich auch im Vergleich zu Scheitholz: In knapp 13 Millionen deutschen Kaminen und Öfen werden im Jahr über 18 Millionen Tonnen Scheitholz verbrannt, erläutert Hansen.