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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heizung Mit dem wasserführenden Kamin das Haus heizen
Kaminöfen sind wahrscheinlich die gemütlichste Art zu heizen. An das Heizungssystem angeschlossen wärmen sie nicht nur einem Raum, sondern das ganzen Haus. Was man bei wasserführenden Kaminen beachten muss und wie man sie nachträglich einbaut.
Wasserführende Kamine verbinden die Romantik eines prasselnden Feuers mit einem praktischen Heizkonzept, das gleichzeitig Kosten spart. Der Grundgedanke ist bestechend einfach: "Ein wasserführender Ofen gibt nur einen Teil seiner Wärme als Strahlungswärme an den Aufstellraum ab", erläutert Annekathrin Schmitt Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI). "Der andere Teil wird über einen Wasserwärmetauscher entzogen, über einen Pufferspeicher in das Zentralheizsystem eingespeist und dort zum Heizen weiterer Räume oder zur Warmwasserbereitung genutzt."
Für den Pufferspeicher muss der entsprechende Platz im Heizungskeller eingeplant werden. Er kann, je nach Wärmeleistung, einige 100 bis über 1000 Liter Wasser enthalten. "Pufferspeicher sind bei Kaminöfen deshalb so wichtig, weil die Wärmeabgabe bei dieser Heizung schlechter geregelt werden kann als bei einer Öl- oder Gasheizung", erklärt Martin Brandis, Energieexperte der Verbraucherzentrale in Berlin. Ist das Holz erst einmal drin, brennt es - auch wenn gar kein Wärmebedarf mehr vorhanden ist. Der Pufferspeicher nimmt die überschüssige Wärme auf und kann sie später wieder abgeben.
Der Kamin beheizt das ganze Haus
In einem Passivhaus mit optimaler Wärmedämmung und durchdachter Solartechnik kann ein automatisch befüllter wasserführender Ofen sogar als Zentralheizung dienen. In anderen Häusern ergänzt er eine Gas-, Öl- oder Brennwertheizung. "Als ein Element in einem multivalenten Heizsystem (das verschiedene Heizformen kombiniert, Anm. d. Red.) ist ein wasserführender Ofen prinzipiell in den meisten Häusern vorstellbar", erklärt Hanno Lang-Berens, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Bayern in München. Dadurch kann ein Teil der fossilen Energieträger durch Biomasse ersetzt werden.
Es gibt verschiedene Systeme bei den wasserführenden Kaminen. Für wen ein verbrennendes Holzstück für das Kamin-Feeling unabdingbar ist, der heizt mit herkömmlichem Scheitholz. Die so betriebenen Kamine sind jedoch nicht für den Dauerbetrieb geeignet und müssen für den Fall eines Stromausfalls mit einer Wassernotkühlung gesichert sein. Eine Alternative sind Pelletöfen. "Sie sind deutlich teurer und vom Volumen etwas größer. Sie haben den Vorteil, dass sie automatisch beschickt werden und keine Notkühlung erfordern", erläutert Lang-Berens. Allerdings braucht man einen Lagerraum und einen Pelletlieferanten, der auch kleine Mengen an Presslingen liefert.
Kosten und Förderung für wasserführende Kamine
Neben dem Ofen selbst sind der Pufferspeicher, eine Rücklaufanhebung, eine Umwälzpumpe und eine Steuerungseinheit nötig. Diese Systemkomponenten schlagen kräftig zu Buche. "Für einen Holzofen kann man etwa 3500 Euro veranschlagen, für einen Pelletzimmerofen 5000 bis 6000 Euro. Die Anpassung an das Heizungssystem samt den übrigen Elementen kostet noch mal rund 6000 Euro", sagt Helmut Sauter, Heizungsbauer aus dem bayrischen Grafrath.
Das sind stolze Preise, doch dafür bezuschusst der Staat Kauf und Installation wasserführender Pelletöfen. "Wer in einem Bestandsgebäude in die Anschaffung eines solchen Gerätes investiert, erhält dafür 2000 Euro staatliche Unterstützung", informiert der HKI. Wer den wasserführenden Ofen mit einer kombiniert, erhält zusätzlich 500 Euro Kombi-Bonus. Die Solarkollektoren selbst werden zusätzlich separat gefördert.
Für wen sich ein wasserführender Kamin lohnt
Ob sich die Investitionen in ein Heizsystem mit wasserführendem Ofen lohnen, muss gut durchgerechnet werden. "Für die Gelegenheitsnutzung ist es denkbar ungeeignet, erst recht, wenn es mit Holz betrieben und dieses käuflich erworben werden muss", urteilt Sauter. Gibt es bereits einen ausreichend großen Pufferspeicher durch eine Solaranlage, reduziere das die Kosten.
Besonders effizient sind Pelletöfen, die ihre Wärmeabgabe an den Raum anpassen. Ein Laie kann solche Aspekte kaum im Blick haben. Hilfreich ist die Beratung durch einen . Denn bevor es zum Händler geht, müssen zahlreiche praktische Fragen geklärt werden.
Schornsteinfeger berät bei der Planung
Der erste Ansprechpartner ist der . "Er kann beurteilen, ob am geplanten Standort alle Brandschutzvorschriften eingehalten werden", erläutert Achim Henkel vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in Sankt Augustin bei Bonn. "Zudem prüft er, ob eventuell ein zusätzlicher zweiter Schornstein benötigt wird." Das kann der Fall sein, wenn am vorhandenen Schacht auch ein Brennwertkessel betrieben wird. In anderen Fällen sind Anpassungen am vorhandenen Schornstein nötig.
Vor allem in Neubauten und Altbauten mit neuen Fenstern muss die Zuführung der Verbrennungsluft bedacht werden. "Sie kann durch einen Lüftungsschacht im Schornstein angesaugt, durch einen Außenschacht oder mittels einer Kernbohrung aus dem Keller zugeführt werden", sagt Lang-Berens. Auch bei der Berechnung der Dimensionierung des Ofens ist der Schornsteinfeger unverzichtbar: "Er berät den Kunden, welche Ofengröße und -leistung mit dem vorhandenen Schornsteinquerschnitt realisiert werden kann", erklärt Henkel. Das sind wichtige Kenngrößen für die Auswahl eines konkreten Produktes.
Ein Teil der Wärme heizt den Raum
"Es gibt mittlerweile eine breite Auswahl an Heizkaminen, Kachelöfen und Heizeinsätzen mit wasserführenden Bauteilen", berichtet Schmitt aus dem Handel. Ein Ofenbauer oder ein Kaminstudio berechnet mit Hilfe eines Grundrisses den Wärmebedarf. "Dann geht es darum, welcher Wärmeanteil an den Raum und welcher an die Heizung beziehungsweise die Warmwasserbereitung abgegeben wird", sagt Sauter.
Spätestens jetzt sollte ein Installateur mit ins Boot geholt werden. Er muss in Abhängigkeit von der Ofengröße den Pufferspeicher dimensionieren. Genau wie bei der Einstellung der zentralen Steuerung kann man dabei viel falsch machen. "Nicht jeder Installateur kann Erfahrungen mit multivalenten Heizsystemen vorweisen", betont Energieberater Lang-Berens. Er rät daher, sich Referenzen geben zu lassen und die genannten Kunden zu kontaktieren. Beim Aufstellen und Anschließen des Ofens schließlich arbeiten Ofenbauer und Installateur Hand in Hand.
Heizsystem nachträglich umrüsten
Wer nach und nach sein Heizsystem umbauen möchte, sollte mit dem Einbau eines Brennwertkessels anfangen. Damit lassen sich die größten Einsparungen erzielen. "Wird bei diesem Schritt bereits zusätzlich ein Pufferspeicher mit entsprechenden Anschlüssen für Kaminofen und Solaranlage eingebaut, so kann in einem zweiten Schritt die Solaranlage und in einem dritten ein wasserführender Ofen integriert werden", rät Hanno Lang-Berens. Nachrüstbare Öfen mit einem Hohlraum, in den später ein Wärmetauscher eingebaut werden kann, bieten die Möglichkeit, in zwei Etappen zu investieren.