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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte verrät Trick Rosen pflanzen: "Eine bessere Starthilfe gibt es nicht"
Die Klimakrise wirbelt auch den Gartenkalender durcheinander. Früher galt: Rosen pflanzt man im Herbst. Aber stimmt das noch? Gartenbau-Ingenieur Andreas Barlage weiß die Antwort.
Egal ob großer Garten oder kleiner Balkon: Der Gartenkalender zeigt dem Hobbygärtner an, welche Arbeiten wann erledigt werden sollten. So weit, so gut. Doch weil die Gartensaison – wegen der Klimakrise – im Frühjahr zeitiger beginnt und im Herbst länger dauert, scheint momentan nichts mehr wie es war.
So galt früher der Herbst als die klassische Jahreszeit zum Pflanzen, beispielsweise von Rosen. t-online hat Gartenbau-Ingenieur Andreas Barlage gefragt, ob sich hier etwas geändert hat und wie man Rosen gut durch die kalte Jahreszeit bringt. Der Autor von zahlreichen Garten- und Rosenbüchern muss es wissen. Schließlich sitzt er im Beirat der Deutsche Rosengesellschaft e. V. und ist Schriftleiter der Mitgliederzeitschrift "Rosenbogen".
t-online: Herr Barlage, vor der Klimakrise galt die Regel: Rosen pflanzt man am besten im Herbst. Aber ist das bei den milden Wintern noch uneingeschränkt gültig?
Andreas Barlage: Ja, der Spätherbst ist nach wie vor die beste Pflanzzeit. Die Rosen wurzeln im noch einigermaßen warmen Boden am besten ein und sind mit frischem Wurzelwerk optimal präpariert, um im kommenden Frühjahr ungestört weiter zu wachsen. Rosen, die im zeitigen Frühjahr wurzelnackt gepflanzt werden, sind immer schon etwas gefährdeter gewesen. Durch die Klimakrise hat sich das verschärft.
Weshalb?
Sie drohen bei sonnigem und regenarmem Wetter im März oder April schnell auszutrocknen. Rosen treiben dann schon oberirdisch aus und sind gleichzeitig damit beschäftigt, Wurzeln auszubilden. Hier sind eine tiefe Pflanzung und ein sehr tiefer Rückschnitt wichtige Maßnahmen, um die neuen Rosen über die Runden zu bringen. Besonders anfällig für einen Trockentod sind übrigens Stammrosen, die im Frühling wurzelnackt gesetzt werden. Ist es dann regenarm, sollte man aufmerksam wässern, den Stamm immer wieder benetzen und ihn sowie die Krone mit Vlies umwickeln, damit möglichst wenig Wasser verdunstet wird. Das sieht im Garten sonderbar aus, zugegeben, aber sicher ist sicher.
Kann man daraus ableiten, dass wurzelnackt gekaufte Rosen – also ohne Erdballen und Kübel – anfälliger sind als Container- beziehungsweise Topfware? Was empfehlen Sie zum Einpflanzen im Garten?
Nein. Wurzelnackte Rosen sind von ihrer Qualität her genauso gut wie Rosen, die blühend in Containern angeboten werden. Der Haken ist, dass Topfware nicht in jedem Fall im Gartenboden tief einwurzelt. Meist ist die Gartenerde nicht so ideal wie das Topfsubstrat, an das die Pflanzen gewöhnt sind. Das führt oft dazu, dass ausgepflanzte Containerrosen in ihrer 'Komfortzone' des ehemaligen Topfbereiches wurzeln und zur flachen Bewurzelung neigen. Angesichts der Herausforderung mit zunehmender Trockenheit kann die Rose dadurch nicht ihre Vorteile als Tiefwurzler ausspielen.
Wie kann man das umgehen?
Ich selbst kaufe sehr gerne Containerrosen, setze sie im ersten Sommer in größere Töpfe und stelle sie mir dorthin, wo ich sie gut beobachten kann. Im Spätherbst, wenn sie zur Ruhe gekommen sind, nehme ich sie aus den Töpfen, wasche den Wurzelbereich komplett aus und setze sie ins Beet, wobei die Veredelungsstelle etwa fünf bis zehn Zentimeter tief in den Boden kommt. Den Wurzeln bleibt so nur die Wahl, sich mit dem Gartenboden zu verbinden und gehen bereitwillig in die Tiefe auf der Suche nach Wasser. Eine bessere, nachhaltigere Starthilfe für hinreichend trockenheitsfeste Rosen kann man nicht geben. Allerdings sollten alle neu ins Freiland gepflanzte Rosen im ersten Sommer öfter gewässert werden, wenn es einen trockenen Sommer gibt.
Früher wurde eine Stammrose noch gelegt überwintert. Das heißt, die Krone wurde mit Erde angehäuft, um die Veredelungsstelle zu schützen. Oder man stülpte der Stammrose einen Jutesack über die Krone. Ist das in frostfreien Wintern überhaupt noch notwendig?
Spielen Sie gerne Roulette? Auch wenn die letzten Winter zum Teil mild waren, gibt es dafür keine Garantie. Ich sehe das pragmatisch und beobachte die Wetterentwicklung genau. Immer empfehlenswert ist es, die Veredelungsstelle ...
... eine Verdickung, die sich außer bei Stammrosen immer knapp oberhalb der Wurzeln befindet...
... mit Stroh zu schützen, das mit Band fixiert wird. Nur wenn sich sehr strenge, längere Fröste mit Temperaturen deutlich unter minus acht Grad ankündigen, greife ich zum Winterschutz aus einer Vlieshaube und stopfe vorher noch die Krone mit Stroh aus. Das Umbiegen ist vor allem in Gegenden mit sehr starken Winterfrösten empfehlenswert. Es ist der sicherste Schutz vor Frostschäden, aber auch der aufwendigste.
Und wie sinnvoll ist noch das Anhäufeln von Beetrosen?
Das würde ich nur bei besonders empfindlichen Sorten machen, die als winterlabil bekannt sind. Besonders die strauchig wachsenden Moschata-Rosen können stark zurückfrieren. Aber selbst da kann eine tiefe Pflanzung der Veredelungsstelle, die für die allermeisten Rosen der wichtigste Winterschutz ist, bereits ausreichen. Dann hat man keine zusätzliche Arbeit, egal wie der Winter ausfällt. Die Triebzonen, die etwa zehn Zentimeter in der Erde stehen, sind auf diese Weise meist völlig ausreichend geschützt. Selbst wenn der Frost zuschlägt, regenerieren sich viele Pflanzen dann von Grund auf – solange man nicht die Geduld verliert und etwa bis Mai die Pflanze nicht aufgibt.
Wagen wir am Schluss noch einen Blick in die Zukunft: Spätestens wenn Ende März die Forsythien blühen, ist es Zeit für den Rosenschnitt. Doch die Forsythien blühen immer zeitiger – in diesem Jahr bereits im Februar. Kann man dann schon oder noch Rosen schneiden? Und wie gefährlich können ihnen Spätfröste werden?
Spätfröste sind für die meisten Rosen immer ein Thema. Auch in Jahren, in denen Forsythien spät blühen, kann es danach etwa im Mai ebenfalls zu Nachtfrösten kommen, die Neuaustriebe schädigen. Meist sind davon aber nur die Triebspitzen betroffen, die dann ohne Knospen enden.
Diese schneidet man einfach auf ein voll entwickeltes, also fünfteiliges Laubblatt zurück. Sie treiben dann erneut aus und blühen lediglich etwas später. Also: Die Forsythien-Regel bleibt in Kraft.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Barlage.
- Telefonisches Interview mit dem Gartenbau-Ingenieur Andreas Barlage