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Balkonkraftwerke mit Heimspeicher: Experten warnen vor Nachteilen


Die Antwort ist klar
Solarspeicher fürs Balkonkraftwerk – lohnt es sich?

Von t-online, jb

Aktualisiert am 22.03.2025 - 14:19 UhrLesedauer: 4 Min.
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Balkonkraftwerk einer Dachgeschosswohnung: Mini PV-Anlagen sind sehr begehrt. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Yven Dienst/imago)
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Die Beliebtheit von Balkonkraftwerken mit Heimspeicher ist aufgrund ihrer vermeintlichen Kosteneffizienz gestiegen. Doch die Anschaffungskosten und Umweltauswirkungen geben zu bedenken.

Die Nachfrage nach Balkonkraftwerken ist sehr groß – ein Trend, der vor allem durch die hohen Strompreise angekurbelt wurde und weiterhin wird. Auch die vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten tragen zur Beliebtheit dieser Mini-Solaranlagen bei. Ein langjähriges Problem bestand jedoch darin, dass der erzeugte Strom häufig nicht sofort genutzt werden konnte. Viele Besitzer sind tagsüber außer Haus, wenn die Energieausbeute am größten ist. Deshalb blieb ihnen oft nichts anderes übrig, als den überschüssigen Sonnenstrom ins öffentliche Netz einzuspeisen.

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Zum Glück sind die Anschaffungskosten für Heimspeicher inzwischen gesunken. Daher entscheiden sich immer mehr Besitzer von Steckersolaranlagen, ihren eigenen Solarstrom zu speichern und selbst zu einem für sie geeigneten Zeitpunkt zu nutzen. Dies erweist sich als finanziell vorteilhafter: verringert – und so entschließt sich der eine oder andere, den eigenen Solarstrom zu speichern und lieber selbst zu nutzen – zumal diese Variante finanziell deutlich lukrativer ist: Für 1 Kilowattstunde eingespeisten Strom erhalten die Balkonkraftwerkbetreiber zwischen 5 und 12 Cent – je nach Leistung der Anlage und Menge (Details dazu erfahren Sie hier.). Eine Kilowattstunde beim Stromversorger kostet hingegen bis zu 35 Cent. Dieser Vergleich zeigt: Es ist deutlich besser, den eigenen Solarstrom selbst zu verbrauchen.

Eine Milchmädchenrechnung

Dabei wurden jedoch die Anschaffungskosten außer Acht gelassen. Denn obwohl diese gesunken sind, kostet ein kleines Gerät mit einer Speichergröße von etwa 1 kWh zirka 400 Euro. Doch 1 kWh ist nicht gerade viel und entsprechend schnell verbraucht. Zumal es bei schlechterem Wetter ein paar Stunden dauern kann, ehe die Energiemenge von 1 kWh erzeugt und gespeichert ist.

Das ist nicht der einzige Knackpunkt. Denn wer den selbst generierten Strom wirklich effektiv nutzen möchte, benötigt neben einem Batteriespeicher entsprechende Messeinrichtungen sowie Verbindungen zwischen Messeinheit und Batteriespeicher. Dieses ausgeklügelte Speichermanagement schlägt zusätzlich zu Buche (etwa 100 Euro) und verlängert die Amortisierungsdauer erheblich.

Einige moderne Balkonkraftwerke mit Heimspeicher sind inzwischen mit einer ausgeklügelten Software ausgestattet, die die Speicherung und Nutzung des Solarstroms auch ohne zusätzliche Hardware effizient steuern kann. Hier entfallen demnach die Zusatzkosten von etwa 100 Euro. Dennoch bleiben die Anschaffungskosten hoch.

Daher empfiehlt auch der Verbraucherzentrale Bundesverband derzeit, aufgrund der hohen Investitionskosten auf Batteriespeicher für Steckersolargeräte zu verzichten. Der TÜV-Verband sieht es ähnlich: Die Speicherlösung sei finanziell nicht rentabel genug. Selbst bei Haushalten mit ein oder zwei Solarmodulen sei die überschüssige Sonnenenergie zu gering, um einen echten Kosten-Nutzen-Vorteil zu bieten. All diese Faktoren treiben die Kosten für den selbst gewonnenen Strom so in die Höhe, dass er laut Experten sogar über dem Strompreis der Energieversorger liegt.

Anders sei es hingegen laut TÜV-Verband, wenn es in einem Haushalt vier bis fünf Module gebe. Dann werde genug Strom generiert, um den Speicher zu füllen und den Strombedarf gut zu decken.

Schon gewusst?

Bei einem Heimspeicher wird nicht die gesamte eingespeicherte Solarenergie genutzt. Denn beim Laden und Endladen verliert ein Akku etwa 20 Prozent der Energie, erklärt der Ingenieurwissenschaftler Andreas Schmitz. Sie entweicht oftmals ungenutzt als Wärmeenergie.

Gut für den Schein – schlecht für die Umwelt

Neben dem Geldbeutel leidet auch die Umwelt unter der Anschaffung des Batteriespeichers. Zwar ist die CO2-Bilanz für Solarstrom mit 35 Gramm CO2/kWh (Berechnung des Fraunhofer-Instituts ISE) recht gering – für den Strom des Energielieferanten liegt der Wert aufgrund des Strommixes zwischen 345 und 400 Gramm CO2/kWh. Außer Acht gelassen wird dabei aber die CO2-Emission, die bei der Herstellung des Heimspeichers und des Batteriemanagementsystems anfällt. Wie hoch die Werte sind, ist nicht genau bekannt. Laut Fraunhofer-Institut ISI fallen bei der Herstellung eines Li-Ion-Akkus zwischen 60 und 140 Kilogramm CO2-Äquivalent pro eingespeicherter Kilowattstunde an. Die Werte stammen zwar aus einer Studie von 2019, dennoch dürften sie bis jetzt nur geringfügig gesunken sein. Denn auch andere Studien gehen bei Heimspeichern von 80 Kilogramm CO2-Äquivalent pro eingespeicherter Kilowattstunde aus.

Dabei unberücksichtigt sind die Ressourcen, die für die Batterieherstellung benötigt werden – eine zusätzliche, erhebliche Umweltbelastung.

Somit tragen laut Experten Balkonkraftwerke plus Heimspeicher kaum zur Klimawende bei.

Gibt es eine Lösung?

Der Ingenieurwissenschaftler Andreas Schmitz und andere Experten schlagen vor, Heimspeicher flexibler zu nutzen, um sie effizienter in das Stromsystem zu integrieren. (Weitere Informationen zu den Forschungen des Wissenschaftlers hier). Ihre Forschung zeigt, dass ein Überangebot an erneuerbaren Energien das Stromnetz destabilisieren kann. Eine gezielte Nutzung von Heimspeichern könnte diesem Problem entgegenwirken, indem überschüssiger Strom gespeichert wird statt ungenutzt bleibt.

Besonders in Zeiten von Solarspitzen wäre dies von Vorteil: Anstatt dass der erzeugte Strom ins Netz gespeist wird, könnte er in den Speichern zwischengelagert werden. Dieser gespeicherte Strom stände dann bei steigendem Bedarf und geringerer Stromerzeugung zur Verfügung – entweder für den Eigenverbrauch oder zur gezielten Einspeisung ins Netz.

 
 
 
 
 
 
 

Die Idee knüpft an Vorschläge des TÜV-Verbands an, der empfiehlt, mehrere Module zur Stromerzeugung zu nutzen. Durch eine solche optimierte Nutzung würde sich die Wirtschaftlichkeit von Heimspeichern verbessern, da sie häufiger vollständig geladen und ihr Potenzial besser ausgeschöpft werden könnte.

Allerdings gibt es derzeit noch politische und bürokratische Hürden, die einer Umsetzung dieser Lösung im Weg stehen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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