Studie zu "Pink Viagra" Forscher entlarven Frauen-Lustpille als Bluff
Das feminine Gegenstück zum Potenzmittel Viagra bringt weniger als erhofft. Einer neuen Studie zufolge ist die Wirkung von "Pink Viagra" gering, die Nebenwirkungen dagegen umso größer.
Wenn Frauen die "Lustpille" nehmen, haben sie statistisch gesehen in acht Wochen nur einen Orgasmus mehr als Frauen ohne "Pink Viagra". Das ist das ernüchternde Ergebnis von Forschern aus den Niederlanden und Belgien, die ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Jama Internal Medicine" veröffentlichten.
Als Nebenwirkung der "Pink Viagra" genannten Pille verzeichneten die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg von Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erschöpfung, also alles Faktoren, die einer ausgelebten Sexualität zuwiderlaufen.
Pille soll Wunsch nach Sex verstärken
Die Wissenschaftler hatten Daten von fünf bereits veröffentlichten und drei unveröffentlichten Studien ausgewertet, an denen insgesamt 5914 Frauen teilgenommen hatten. "Die Auswertung dieser Daten legt nahe, dass die von Flibanserin hervorgerufene Veränderung minimal ist", heißt es in der Studie.
Flibanserin ist der in Addyi enthaltene Wirkstoff, der Botenstoffe im Gehirn beeinflussen und so bei Frauen den Wunsch nach Sex verstärken soll.
Lustpille in den USA zugelassen
Bevor die Pille Patienten empfohlen werden könne, müsse es weitere Untersuchungen geben, forderten die Forscher. Zudem müsse in Betracht gezogen werden, Addyi nur als Teil einer Behandlung anzuwenden, die beispielsweise auch Psychotherapie beinhalte.
Unter großem Medienrummel war die Frauen-Lustpille Addyi im Oktober 2015 in den USA auf den Markt gekommen. Anders als das Männer-Viagra wirkt das "Pink Viagra" nicht auf den Körper, sondern auf psychische Mechanismen – vergleichbar mit Mitteln gegen Depression. Die Tablette muss täglich eingenommen werden. Alkohol sollte über die gesamte Einnahmedauer nicht konsumiert werden, weil die Nebenwirkungen dadurch noch verstärkt werden.
Addyi ist verschreibungspflichtig und nur nach Beratungsgesprächen bei geschulten Ärzten und Apothekern erhältlich. Der Preis für das oft "Viagra für Frauen" genannte Medikament liegt je nach Krankenkasse zwischen 30 und 75 Dollar (26 bis 66 Euro) pro Monat. Ob und wann ein Verkauf des umstrittenen Produkts auch in Deutschland angestrebt wird, ist nach Herstellerangaben noch unklar.
Link zur Studie auf "Jama Network.com"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.