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Kinderwunschbehandlung: Die Wege zum ersehnten Baby


Methoden und Finanzierung
Kinderwunschbehandlung: Die Wege zum ersehnten Baby

dpa-tmn, Sandra Arens

Aktualisiert am 04.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Heranwachsendes Glück: Dank einer künstlichen Befruchtung wurde Carolin Volk endlich schwanger.Vergrößern des Bildes
Heranwachsendes Glück: Dank einer künstlichen Befruchtung wurde Carolin Volk endlich schwanger. (Quelle: Henning Kaiser/dpa-tmn-bilder)
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Nicht immer klappt es mit dem Wunschkind auf natürlichem Weg. Für Fruchtbarkeitsprobleme von Frauen und Männern gibt es verschiedene Ursachen. Wie lassen sie sich behandeln – und was kostet das?

"Für Sie wird es schwierig mit dem Kinderkriegen." Dieser Satz sitzt. Carolin Volk hört ihn bereits mit 18 Jahren – von ihrem Frauenarzt. Die Diagnose lautet: Polyzystisches Ovarialsyndrom, kurz: PCO. Es ist die häufigste Hormonstörung bei Frauen. Carolin Volk hat zwar Eizellen, aber keinen Eisprung.

Der Gedanke an Kinder? Mit 18 Jahren schiebt sie ihn erst mal weit weg. Doch irgendwann ist er plötzlich da, der Kinderwunsch. Für Carolin Volk und ihren Mann beginnt eine qualvolle Zeit. Sie möchten ein Baby, aber auf natürlichem Weg klappt es einfach nicht. Die 29-Jährige sieht plötzlich überall nur Kinderwagen, Babybäuche und glückliche Eltern. Warum muss es bei ihnen so schwer sein?

Allein ist sie nicht damit. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums ist in Deutschland fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos.

Mögliche Gründe für die Kinderlosigkeit

Die Ursachen dafür liegen laut Prof. Jan-Steffen Krüssel zu 40 Prozent bei den Frauen und zu 40 Prozent bei den Männern. Bei 20 Prozent aller Paare lägen bei beiden Partnern Einschränkungen vor, so der Leiter des Universitären Interdisziplinären Kinderwunschzentrums Düsseldorf (UniKiD).

Mögliche Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele. Bei Frauen seien es unter anderem Probleme mit der Funktionsfähigkeit der Eileiter, Verwachsungen in der Gebärmutter oder eine Infektion mit Chlamydien. Bei Männern könne beispielsweise eine unzureichende Spermienkonzentration oder -qualität sowie eine schlechte Beweglichkeit der Spermien vorliegen, so der Experte.

"Der Hauptgrund für einen unerfüllten Kinderwunsch ist jedoch das Alter der Frauen", sagt Krüssel. Frauen, die sein Kinderwunschzentrum aufsuchten, seien im Schnitt 37,8 Jahre alt. Diese Zahl aus Düsseldorf passt zur deutschlandweiten Statistik: Immer mehr Frauen hierzulande bekommen ihr erstes Kind im vierten Lebensjahrzehnt, also zwischen 30 und 39, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen.

Die Eizellen altern mit

Dass Frauen ab einem Alter von 30 Jahren aufwärts problemlos schwanger werden, sei ganz und gar keine Selbstverständlichkeit, sagt Prof. Rudolf Seufert vom TFP Kinderwunschzentrum in Wiesbaden. "Die Eizellen der Frau sind schon bei Geburt angelegt und altern mit ihr mit", erklärt er. Je älter die Eizelle sei, desto wahrscheinlicher sei, dass die reife Eizelle zu viele oder zu wenige Chromosomen besitze – eine der Hauptursachen etwa für Unfruchtbarkeit.

Um trotz Erkrankungen, Funktionsstörungen oder höheren Alters ein Kind bekommen zu können, gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten: Sie reichen von einer hormonellen Stimulation über Insemination – hierbei werden die Samen des Mannes direkt in die Gebärmutter übertragen – bis hin zur künstlichen Befruchtung.

Erst Untersuchung, dann Beratung

"Welche Behandlung für ein Paar die richtige ist, ist eine hoch individuelle Entscheidung", sagt Reproduktionsmediziner Seufert. "Manchmal fehlt es tatsächlich nur an Wissen, zu welchem Zeitpunkt der Geschlechtsverkehr stattfinden muss." Im Kinderwunschzentrum würden Paare ausführlich beraten.

Vorab sollten sie aber die Frauenärztin und den Urologen aufsuchen. Seufert: "Beide Partner sollten sich parallel untersuchen lassen."

Liegt keine bekannte Störung vor und ist eine Frau unter 35 Jahre alt, können es Paare in der Regel ein Jahr lang probieren, auf natürlichem Weg schwanger zu werden – so empfiehlt es die Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Ab 35 Jahren sollten Paare jedoch nicht so lange warten", sagt Gynäkologe und UniKiD-Leiter Krüssel. "Die Fruchtbarkeit der Frauen nimmt dann deutlich ab, sodass wertvolle Zeit nicht verloren gehen sollte."

Künstliche Befruchtung: So ist der Ablauf

Für Carolin Volk und ihren Mann gibt es aufgrund ihres PCO-Syndroms nur einen Weg zum Wunschkind: die In-Vitro-Fertilisation (IVF), umgangssprachlich auch künstliche Befruchtung genannt. Dabei werden der Frau befruchtungsfähige Eizellen entnommen, die in eine Nährlösung gegeben und mit den Samenzellen des Partners befruchtet werden. Zuvor ist meist eine Hormonbehandlung der Frau notwendig.

"Die künstliche Befruchtung ist eine effektive Methode, schwanger zu werden", sagt Rudolf Seufert. Abhängig vom Alter der Frau und der vorliegenden Störung schätzt er die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von drei Versuchen klappt, auf 75 bis 80 Prozent.

Neben der IVF-Methode gibt es auch noch die künstliche Befruchtung via intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI). Dabei wird eine Samenzelle mit Hilfe einer Kanüle direkt in die Eizelle eingebracht. Sie kommt etwa bei sehr schlechter Spermienqualität in Frage.

Wann die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen

Die Finanzierung einer Kinderwunschbehandlung ist in Deutschland klar geregelt. Das Alter spielt dabei eine wichtige Rolle. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen mindestens 50 Prozent der Kosten für bis zu acht Inseminationen und drei künstliche Befruchtungen, wenn die Frau zwischen 25 und 40 Jahre und der Mann nicht älter als 50 Jahre alt ist. Und: Das Paar muss verheiratet sein.

Konkret heißt das: Für eine Insemination müssen die Partner 150 Euro bis 200 Euro Eigenanteil zahlen. Für eine künstliche Befruchtung sind es etwa 1.500 bis 1.800 Euro pro Versuch.

Was für Privatversicherte gilt

Sind die Partner privat versichert, gilt das sogenannte Verursacherprinzip. Dabei geht es um die Frage: Wer von beiden verursacht die Unfruchtbarkeit? Liegen die Ursachen zum Beispiel beim privat versicherten Mann, bezahlt seine Versicherung sämtliche Kosten der Behandlung – auch wenn die Frau gesetzlich versichert ist. Das Paar muss nicht verheiratet sein, Altersgrenzen gibt es nicht.

Selbstzahlende kann eine künstliche Befruchtung mit der IVF-Methode laut Stiftung Warentest um die 3.700 Euro kosten, mit der ICSI-Methode sind es sogar 5.000 bis 10.000 Euro.

Erfolg beim ersten Versuch

Carolin Volk und ihr Mann haben Glück: Beide sind gesetzlich versichert und es klappt tatsächlich beim ersten IVF-Versuch. Als die junge Frau am Telefon von der Schwangerschaft erfährt, ist die Freude riesig. "Es fiel eine große Anspannung von mir ab. Die vielen Tage Warterei auf den Anruf haben mich stark belastet."

Dass bei ihr alles problemlos lief, weiß Carolin Volk sehr zu schätzen. "Eine künstliche Befruchtung ist ein aufwendiger nervenbelastender und auch teurer Weg", sagt sie. Aber ohne ihn zu gehen, würde sie nun nicht auf ihr Baby warten können.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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